WiWi Gast schrieb am 25.11.2021:
****Naja, dass ist doch eher eine beschränkte Sichtweise. Wer den Fachwirt in 6 Monaten schafft und den Betriebswirt in einem Monat gar meinen Respekt verdient. Realität ist, dass es insgesamt länger als ein Bachelor Studium geht, zumal die meisten die diesen Weg einschlagen im Beruf stehen und evtl. schon Familie haben. Der Wissenserwerb erfolgt parallel. Entscheide selbst was sich einfacher für dich anhört. Ach ja, man kann danach prima einen MBA aufsatteln, wenn man die Kenntnisse benötigt. Ich denke Arroganz ist hier fehl am Platz.
Interessante Thematik bei der ich mich mal einklinken:
Zu meinem bisherigen Werdegang: Mittlere Reife, Ausbildung zum G&A Kaufmann und nach 4 1/2 Jahren BE, berufsbegleitend den Fachwirt.
Der Fachwirt ging über einen Zeitraum von 6 Monaten, was insgesamt 30 Tagen Unterricht entsprach. Ich war von diesen 30 Tagen an max. 15 Tagen anwesend, da ich meistens lieber freitags und samstags feiern gegangen bin und es samstags bzw. sonntags selten aus dem Bett geschafft habe. Da ich dementsprechend relativ wenig aus der Vorlesung mitgenommen habe und ansonsten auch eher selten etwas daheim gemacht habe, war der Lernaufwand vor der Prüfung relativ hoch. Mein Fachwirt bestand aus drei Qualifikationsblöcken und gilt als mit der schwerste überhaupt. Ich hatte mir vor jedem Block 1 1/2 Wochen Urlaub genommen, um den Stoff zu lernen, von denen vielleicht wiederum die Hälfte effektiv genutzt wurde, aber wie auf immer.
Fazit war, dass ich den Lehrgang zum technischen Fachwirt mit einer 3,7 bestand. Meinen Lernaufwand während der 21 Tage ,,Lernurlaub" würde ich auf ca. 120 Zeitstunden beziffern, dazu kommen dann noch die Vorlesungen mit ca. 160 Zeitstunden ausgehend von 2/3 Anwesenheit (seeeehr großzügig). Was man dazu sagen muss ist, dass nur 5 von 23 Leuten die Fortbildung im ersten Anlauf bestanden haben und es vielen wirklich schwerfiel. Ich darf mich nun Bachelor Professional nennen, was lt. DQR erstmal GLEICHRANGIG mit jedem ,,normalen" Bachelor ist. Ich bin ein recht cleveres Kerlchen, aber bestimmt kein Übergenie mit fotografischen Gedächtnis und habe einen ,,Flex" nicht nötig, ABER ich glaube man muss niemanden erklären, wie viel größer und anspruchsvoller der Aufwand in einem ,,normalen" Studium ist. Natürlich habe ich das ganze mit einer wenig eindrucksvollen Note bestanden, aber mit ,,ein paar" Stunden mehr wäre das ganze sicherlich auch im 2,.. Bereich möglich gewesen. Ich habe im Anschluss inzwischen mit einem berufsbegleitenden Studium (Wirtschaftsingenieurswesen) begonnen, daher weiß ich auch wovon ich spreche bzgl. des Aufwands etc. Das Studieren verlangt ein Vielfaches an der für einen Fachwirt benötigten Zeit, Nerven und allgemeinen Methodik. Ich kann jetzt schon sagen, dass man mit vergleichbarem Lernaufwand mit Mühe und Not durch ein Semester kommt, jedoch niemals durch sieben Semester. Ich will mir nicht den Fachwirt madig machen und vor allem nicht anderen, aber man muss vielleicht akzeptieren, dass das Modell Studium nicht für jeder man etwas ist, hier ist der Fachwirt/Betriebswirt (IHK/HKW) eine gute Alternative für den Weiterbildungswilligen-Arbeitnehmer. Ich selbst habe dadurch einen enormen Mehrwert, der mir nicht genommen werden kann: 600€ mehr Brutto, zwei Semester angerechnet bekommen, was mir nicht nur Zeit, sondern auch bares Geld spart (+4000€), sowie die Beförderung auf eine Teamleiterstelle.
Fazit: Ich bereue es keine Sekunde den Fachwirt gemacht zu haben und habe auch Benefits dadurch, aber vom reinen Anspruch kommt es auf keinen Fall an ein Studium heran. Unabhängig davon, ob er berufsbegleitend absolviert wird oder nicht, ist der Aufwand nicht annähernd derselbe. Ich würde neutral gesehen vom reinen Bildungsstand vermutlich immer den typischen Akademiker als Bewerber vorziehen, ABER was kein Studium der Welt ersetzen kann ist die Berufserfahrung, die ein Fachwirt mitbringt im Gegenteil zu einem Studenten.
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