"Laut Raffelhüschen, einer der Studienautoren, hat man sich bewusst für die 60-Prozent-Grenze entschieden, um die Situation nicht unnötig schwarz zu malen. Mitunter werde in der Wissenschaft auch von 70 Prozent oder sogar 80 Prozent des letzten Bruttoeinkommens ausgegangen, um das Niveau nach Ende der Berufszeit halten zu können." (Welt.de)
Der größte Kostenblock ist sicher das Auto. 10km einfacher Weg machen pro Monat etwa 400km. Wir neben mal einen Mittelklasse-Wagen mit billigster Motorisierung zB Audi Avant 1.8. Die Kosten pro KM sind lt. ADAC bei 64 Cent. Macht für die 400km also 256 EUR, welche man sich spart.
Beim Urlaub spart man sich durch die Flexibilität auch eine Menge, auch mit Kindern in der Schule. In 6 Wochen Sommerferien sollte genug Flexibilität sein. Wenn bei den Reiseportalen sucht, dann wird einem immer "genau der gesuchte Termin" Angeboten und nebenher gibt es die Infos, "Wenn sie 3 Tage eher buchen" oder "2 Tage später" usw., dann kann man damit tlw. enorm sparen. Dann müsste man aber halt Donnerstags los und nicht Samstags. Und kommt auch Mitten in der Woche wieder... usw. - als Arbeitnehmer hat man seinen Urlaub ja aber schon wochenweise geplant und MUSS eben zu dem teuren Termin fliegen.
Noch mehr spart man bei manchen Last Minute Angeboten. Auch hier geht es um Flexibilität. Ich kann nicht meinen Urlaub planen und dann darauf hoffen, dass genau 2 Tage vorher tolle Last Minute Angebote kommen. Wenn ich aber ein 6 Wochen Zeitfenster habe oder ohne Kinder 52 Wochen, dann kann ich einfach nichts buchen und ein Last Minute Angebot annehmen. Vlt. geht das nicht am ersten Tag, aber irgendwann zwischendrin findet sich da mit Sicherheit etwas.
Ein weitere Punkt ist, dass man mehr Zeit hat. Ich habe bisher auch immer Innenstadt-Hotels usw. gebucht. Zug-Reisen machen aus Zeitgründen ebenfalls keinen Sinn als Arbeitnehmer. Wer aber etwas mehr Zeit hat, der hat ja kein Problem ein Hotel etwas außerhalb der Innenstadt zu nehmen und dafür mit ÖPNV 20-30 Minuten in die Stadt zu fahren. Oder in Europa mit dem Zug reisen statt mit dem Flugzeug. Beides spart mindestens 50% der Urlaubskosten. Dafür dauert die Anreise halt einige Stunden mehr (man spart sich dafür pro Woche 45h+ Arbeit und während einer Zugfahrt kann man ja alles machen, finde es die entspannendste Art zu reisen mit Laptop oder Buch lesen...) und man ist einen Tag länger im Urlaub. Noch günstiger wird man mit einem Apartment kommen und dann dafür gleich noch ein paar Tage dran hängen. Sowas kann sich ein Arbeitnehmer zeitlich halt nicht leisten. Er muss die Urlaubszeit maximal komprimieren und daher werden Sachen wie Essen zubereiten oder sauber machen für teures Geld outgesourct (Hotel).
Kosten für meine Selbständigkeit sind sehr gering und natürlich bereits gegengerechnet. Bezahlte Literatur brauche ich aber weder für die Selbständigkeit noch für mein Portfolio. Wozu gibt es das Internet?
Nochmal zu dem Urlaub. Ich kenne ein aktuelles Beispiel. Über Ostern hatten auch Lohnsklaven 4 Tage frei. Viele machen einen Kurzurlaub. Wer direkt nach Ostern (Dienstag bis Freitag etwa) fährt, der zahlt weniger als die Hälfte. Beim Lohnsklaven gehen dafür aber 4 Urlaubstage drauf. Das meine ich mit günstigeren Angeboten. An den allgemeinen, freien Tagen sowie auch Brückentagen etc. kostet reisen einfach mal deutlich mehr. Weil da jeder kann und will. In einer Woche, wo die Lohnsklaven in den Büros weggesperrt sind, ist Reisen deutlich günstiger.
Anderes Beispiel, man spart sich auch wieder massig Zeit. Ich war einmal an einem Urlaubstag gegen früher Nachmittag einkaufen und das war einfach toll. Ganzer Supermarkt fast für mich alleine, kein Gedränge, keine langen Schlangen. Wenn man Abends oder am WE einkaufen geht, braucht man locker doppelt so lange und länger. Parkplatz direkt am Eingang gibt es dann auch nicht. Noch schlimmer ist sowas während der Weihnachtszeit. Da gibt es bei uns tlw. Warteschlangen an den Parkhäusern. Weißt du wann es die nicht gibt? Genau, zu der Zeit, wo alle Lohnsklaven weggesperrt sind.
Anderes Beispiel. Ich mache Sport mit meiner Freundin und wir müssen dafür einen Platz mieten. Das kostet ab 16h deutlich mehr. Aber kein Lohnsklave schafft es 14h/15h und muss daher automatisch mehr zahlen. Ohne Job spart man sich auch hier mehr als die Hälfte. WE ist sogar nochmals teurer.
Das ist wieder diese zeitliche Flexibilität, welche an vielen Stellen viel Geld sparen kann. Ins Kino gehe ich am WE, weil ich den nächsten Tag frei haben möchte. Den Kinotag mit geringeren Preisen kann ich also nicht nutzen.
Übrigens, wenn dein Kantinenfraß weniger kostet als die Zutaten in einem guten Supermarkt, dann solltest du dir Gedanken machen, was du in dich reinstopfst. Ich esse sowieso kein Kantinenfraß, nehme mir etwas mit und kaufe fast nur im Bio-Markt. Aber der durchschnittliche Arbeitnehmer bekommt den Kantinenfraß selbstgekocht halt trotzdem billiger hin, wenn er die gleichen, minderwertigen Zutaten nutzt. Du kannst, rein finanziell, nicht Kantinenfraß mit einer zubereiteten Mahlzeit vergleichen, wo du auch auf Qualität und evtl. BIO Wert legst.
Ich persönlich würde mein Auto übrigens komplett verkaufen. Ich verwende es fast nur für die Fahrt zum Arbeitsort. Bei mir wäre die Ersparnis also wohl nochmal mehr als die oben erwähnten 250 EUR. Privat fahre ich gerne Rad, damit bleibt man gleichzeitig auch fit und gesund. Wenn es unbedingt notwendig ist, gibt es Car Sharing.
Wenn jetzt also 18k netto bleiben, dann sind es 1.500 EUR pro Monat. Zusätzlich kommt bei noch die Selbständigkeit, solange das läuft. Aber das möchte ich jetzt nicht mitrechnen. Also 1.500 EUR. Die Kosten für das Auto kommen auf etwa 400 EUR, die sonstigen Vergünstigungen sicher noch mal die gleiche Summe (Sport, Kino, Urlaub). Außerdem ist Kapital ja bereits da, daher muss man weder für das Alter vorsorgen, braucht keine Berufsunfähigkeitsversicherung, keine Lebensversicherung usw. - dafür kannst du locker nochmal 200 EUR ansetzen. Die 1.500 EUR netto entsprechen also 2.500 EUR (1.500 EUR + 400 + 400 + 200) netto eines Arbeitnehmers. Das ganze übrigens in Ostdeutschland. Damit lässt sich eine Lebensstandard weit über dem dt. Durchschnitt realisieren. Von 2.500 EUR netto träumen selbst im Westen die meisten Arbeitnehmer, ohne dass sie es jemals realisieren. Das Gute ist, dass die 2.500 EUR netto erhalten bleiben. Es gibt keinen Einkommenseinschnitt durch Eintritt in den Ruhestand. Man ist ja quasi im Ruhestand.
18k netto entsprechen 24k brutto für einen Selbständigen/Privatier. Eingerechnet ist die volle KV (14,9%). Diese mindert aber das zvE, so dass das zvE bei 20k liegt, wenn man 24k als Privatier verdient. KV ist bei 3,5k, Steuer ist bei 2,5k - macht netto 18k.
24k Dividenden bekommt man bei 5% DivRendite mit einem Portfolio von 480.000 EUR. Die Dividenden steigern sich im Schnitt um 7%. Ja, bei manchen Unternehmen mehr, bei manchen weniger. Im Schnitt sind es 7%. Reicht also locker um die Inflation auszugleichen und man hat sogar Puffer.
5% DivRendite gibt es bei Titeln wie MunichRE, BASF usw. - ja, nicht im Moment. Im Moment sind Aktien relativ teuer. Im Moment würde man keine 5% bekommen. Es gab aber schon Zeiten, wo man bei BASF 7% DivRendite bekommen hat oder bei MunichRE 6%. Wenn man über einen längeren Zeitraum kauft, dann erwischt man mal gute, mal schlechte Kurse. Im Schnitt sind 5% DivRendite bei Value-Aktien aber sich alles andere als unmöglich.
Wenn man etwas weiter schaut, finden sich in UK, F, SDAX usw. übrigens so einige Konzerne mit nachhaltigem Konzept, welche 5% oder mehr abwerfen. Ich will hier auch keine konkreten Unternehmen besprechen, aber ich würde zB nie in die Dt. Telekom investieren, nur weil die 8% DivRendite haben. Die oben genannten Unternehmen haben nachhaltige Konzepte und eine konkrete Perspektive. (Dank Millionen von Lohnsklaven, welche sich denken, dass ihr Leben endlich besser wird mit der nächstbesseren Position oder der nächsten Gehaltserhöhung... ;)
480.000 EUR sind bei einer wirklich konservativen Netto-Rendite von 6% (Dividende 5% und Kurssteigerung 3%) und eine Spar-Rate von 2.000 EUR pro Monate nach 13-14 Jahren erreicht. Bei 3.000 EUR Sparrate sind es 10 Jahre. 3.000 EUR sind etwa meine Zielrate im Moment, 2.000 EUR sind fast sicher erreichbar. In guten Monaten sind es aber schon mal deutlich mehr als 3.000 EUR, welche am Monatsende über bleiben.
Ich bin auch niemand, der das Geld vorher weg legt. Ich rechne aber vor großen Anschaffungen nicht in Euro, sondern in Arbeitsstunden. Vereinfacht kann man von 10 EUR netto pro Stunde für einen Absolventen ausgehen. Man muss ja Kosten wie Auto, Arbeitsbekleidung usw. gegenrechnen und man muss unbezahlte "Arbeitszeit" wie Anfahrt und Abfahrt einberechnen. Die 10 EUR pro Stunde sind evtl. sogar zu optimistisch. Der 65-Zoll-LED kostet mich also nicht 2.400 EUR, sondern 240h Arbeitsstunden oder 6 Arbeitswochen. Dann stelle ich mir die Frage, ob es mir das Wert ist, 6 Arbeitswochen gegen diese technische Gadget zu tauschen. Meistens ist die Antwort halt nein. Ich möchte euch jetzt nicht ausrechnen, was ein Mittelklasse-Benz inkl. aller Kosten ausmacht, aber die Maßeinheit wird hier sicher Arbeitsjahr und nicht Arbeitswoche werden.
So, und jetzt noch die Berechnung, wie ein normaler Arbeitnehmer zu seiner finanziellen Unabhängigkeit kommt. Für einen normalen Absolventen, der kein Statuskonsum braucht sondern sinnvoll konsumiert, was er braucht, sind 1.000 EUR Sparrate im Monat realistisch. Damit dauert es bei 6% Nettorendite 21 Jahre, bis man FI erreicht hat.
Wer mit 22-24 aus dem Studium kommt (Bachlor, Master ist verschwendete Lebenszeit), der schafft es also mit Mitte 40 und nicht wie behauptet Ende 50. Und das ist mit Sicherheit der sicherere Weg, als erst mit 40 mit dem Sparen anzufangen und sich auf die gesetzliche Rente zu verlassen. Die Dividenden sind relativ sicher, gerade bei einem großen Portfolio, wo sich hier ein Verlierer mit einem Gewinner dort ausgleicht. Die Dividendensteigerungen sind auch relativ sicher. Was man hat, ist ja ein repräsentativer Anteil am Welt-BIP. Und dieses steigt langfristig und wird es auch weiterhin tun. Und dazu muss man auch nicht weltweit investiert sein. Unternehmen wie Munich RE oder BASF sind weltweit aktiv. Diese Unternehmen partizipieren von Emerging Markets und nicht nur das. Diese Unternehmen sind selbst auch weltweit diversifiziert.
Wenn man einen Job als Einkommensquelle hat, dann macht man seine eigene finanzielle Zukunft von der Gesundheit dieses einen Unternehmens abhängig. Mit einem Portfolio hat man sein Risiko schon mal breit diversifiziert. Solange kein dritter Weltkrieg kommt, dann bleibt ein Unternehmensanteil mit dem damit verbundenen Anspruch auf einen Anteil am Jahresgewinn immer werthaltig.
Ziel ist es ja, ein Portfolio mit hunderten Positionen zu haben. Wenn mal ein paar Sachen nicht laufen, dann gleicht es sich durch andere Aktien aus, welche outperformen. Wer wirklich glaubt, dass ein Job bei einem Unternehmen finanziell sicherer ist, den kann ich wirklich nicht verstehen.
Lounge Gast schrieb:
"Überhaupt sollte man mal rechnen, dass man deutlich
weniger Geld braucht. Verschiedene, seriöse Quellen im
Internet gehen davon aus, dass man mit 60-70% des
vorhergehenden Einkommens den gleichen Lebensstandard
erreichen kann."
- Das bezweifle ich. Zumindest in dieser Wortwahl. Man kann
sicherlich über einen bestimmten Zeitraum seinen
Lebensstandard halten. Aber gewiss kann man ihn nicht mit
60-70% des vorherigen Einkommens auch wieder erreichen.
"Es fallen ja auch Sachen wie Kosten für den Arbeitsweg
(einige hundert Euro im Monat, wenn man 10km Strecke hat -
man sollte ja nicht nur Benzin, sondern auch Versicherung,
Abnutzung, usw. einberechnen) weg oder Arbeitsbekleidung
(gibt ja hier genug Beispiele, die dafür 200-300 EUR im Monat
ansetzen)."
- Und Du bleibst dann den ganzen Tag daheim? Oder geniesst
Deine freie Zeit mit Freunden? Hast also auch Ausgaben für
Anfahrten, eine Bratwurst im Biergarten etc., erhöhte
Abnutzung der Freizeitklamotten, da permanent getragen usw....
"Teurer Kantinen-Fraß zum Mittag wird ersetzt durch eine
gesunde, preiswerte und leckere selbst gekochte
Mittagsmahlzeit. Nicht nur Geldgewinn, sondern auch ein
Vorteil an Lebensqualität."
- Kommt auf die Kantine an. Und darauf, was man gern isst.
Wenn ich uns was Gutes und Gesundes kochen will, nehme ich
auch gute Zutaten. Kostet auch Geld.
"Fachliteratur, Kosten für Weiterbildung, ..."
- Bildest Du Dich nicht weiter? Brauchst Du für Deine
Selbständigkeit und super Anlagestrategien keinen neuen
Input? Kaufst Du keine Anlegermagazine?
"Urlaub braucht man nicht während der Feiertage buchen
oder Brückentage nutzen, Zeiten wo alle Menschen frei haben
und es dementsprechend teuer ist, sondern kann ein paar Tage
vorher oder nachher deutlich preiswerte das gleiche Hotel
bekommen. Nebenbei kann man auch etwas außerhalb buchen. Ich
habe bisher auch immer innenstadtnahe Hotels gebucht. Man
will ja keine Urlaubszeit mit An- und Abreisen verschwenden.
Wenn man solche zeitlichen Restriktionen nicht hat, dann
bucht man lieber ein paar Tage länger, dafür deutlich
preiswerter."
- Den Vorteil haben auch alle "Lohnsklaven" ohne
Kinder bzw mit Kindern bis 6 Jahre. Unternehmen sollen auch
schonmal Urlaub außerhalb der Ferien und rund um Feiertage
genehmigen. Ab dem Schulalter der Kinder ist es dann aber
egal, ob Papi jeden Tag 10 Stunden am Band steht, oder sich
daheim seines tollen Portfolios erfreut. Urlaub wird dann in
der teuren Ferienzeit gemacht, so oder so.
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