Moin,

ich habe mal eine Frage an die Community.

Ich bin derzeit noch Zeitsoldat (Offizier) in den letzten beiden Dienstjahren.
Ich habe BWL studiert (M.Sc. = 1,8) und studiere derzeit noch berufsbegleitend einen zweiten Master in Wirtschaftsrecht mit Schwerpunkt Steuerrecht (Note i.M. 1,7). Würde gerne nach der Bundeswehr bei den Big4 im Bereich TAS oder ggf. Steuerberatung einsteigen. Werde dann allerdings schon 31 Jahre alt sein und müsste ja wie ein normaler Uni-Absolvent einsteigen (also Consultant bspw. durch ein Traineeprogramm).

Denkt ihr, das dort realistische Chancen bestehen?

Achso, habe in Trimestern studiert, dadurch keine wirkliche Zeit für relevante Praktikas oder Auslandsaufenthalte gehabt.

warum bleibst du nicht in der bundeswehr?

Also zwei Masterabschlüsse mit guten Noten sind schon mal beste Voraussetzung. Das Problem sind eher die fehlende relevante Praxiserfahrung sofern du nicht beim Bund irgendwo in der Verwaltung (Rechnungswesen, Finanzen, etc.) tätig warst. Im Bereich TAS wird es denk ich eher schwierig, da ziemlich selektiv und eine Vielzahl von Top-Bewerbern. Im Bereich Steuer sehe ich allerdings schon eine Chance. Es gibt relativ wenige Absolventen die sich dem Thema widmen wollen. Du hast 2 relevante Abschlüsse und kennst dich mit Behörden aus ;) Nein ernsthaft da sehe ich schon Chancen, da z.B. Auslandserfahrung völlig egal ist und man sowieso sehr nah an dem arbeitet was man im Studium gelernt hat (HGB und Steuergesetze rauf und runter)

An sich sehe ich dort gerade im Bereich Steuern vom Profil her keine großen Probleme bis auf das große Manko, dass du wahrscheinlich bis jetzt immer fachfremd gearbeitet hast und also Soldate wohl auch keine relevanten Praktika vorzuweisen hast.

Wie schaut es denn mit einer weiteren Verwendung in der Bundeswehr aus? Berufssoldat ja/nein? Alternativ kannst du ja in die Verwaltung bzw. den zivilen Zweig der Bundeswehr wechseln wenn du keine militärische Karriere mehr verfolgen möchtest...

Ja, im Bereich Tax hast du auf jeden Fall gute Chancen.
TAS könnte schwer werden, ist aber nicht unmöglich.

Lounge Gast schrieb:

Moin,

ich habe mal eine Frage an die Community.

Ich bin derzeit noch Zeitsoldat (Offizier) in den letzten
beiden Dienstjahren.
Ich habe BWL studiert (M.Sc. = 1,8) und studiere derzeit noch
berufsbegleitend einen zweiten Master in Wirtschaftsrecht mit
Schwerpunkt Steuerrecht (Note i.M. 1,7). Würde gerne nach der
Bundeswehr bei den Big4 im Bereich TAS oder ggf.
Steuerberatung einsteigen. Werde dann allerdings schon 31
Jahre alt sein und müsste ja wie ein normaler Uni-Absolvent
einsteigen (also Consultant bspw. durch ein Traineeprogramm).

Denkt ihr, das dort realistische Chancen bestehen?

Achso, habe in Trimestern studiert, dadurch keine wirkliche
Zeit für relevante Praktikas oder Auslandsaufenthalte gehabt.

Meiner Meinung nach wirst du sehr gute Chancen haben, denn du differenzierst dich doch nachhaltig von dem Millionenheer der jungen Bachelors:

Theoretisch bringst du alles mit, sinnvolle Lebenserfahrung hast du auch, ebenso einen Lebenslauf, der auf Durchhaltewillen, Entbehrung und Disziplin hinweist. In der Hinsicht perfekt, denn das Schlimmste wäre jemand, der zu aufmüpfig ist und jemand mit 22 ist einfacher formbar als ein gestandener Mann mit 32. Diese Sorge hätte ich bei dir nicht.

Ein Praktikum wäre gut gewesen, allerdings werden sie dich, wegen deines Lebenslauf, trotzdem ansehen. Das wird vermutlich dadurch kompensiert. Das mit dem Auslandsaufenthalt ist verzichtbar und wird überbewertet. Fast immer geht es dabei nur darum, zu sehen, ob jemand Englisch spricht und bei einem Auslandsaufenthalt nimmt man es an.

Letztendlich musst du dir das so vorstellen: Die Zahl der Studierenden ist in den letzten Jahren explodiert und deine (millionenfachen) Konkurrenten sind in der Regel 23 bis 27 Jahre alt, haben einen Bachelor, ein Pflichtpraktikum und Noten zwischen 1,x und 2,x. Man kann die kaum unterscheiden. Dich schon.

Hätte ich Tausende von denen und deine, wärst du im Vorstellungsgespräch dabei. Was du dann daraus machen würdest, ist wieder eine andere Frage.

Auslandserfahrung hat er ja wahrscheinlich auch :-D

Ja, geht auf jeden Fall.
Der Head of Consulting FS bei uns ist auch ehemaliger Zeitsoldat.

Musst mal bei Xing schauen. Es gibt doch eine recht große Anzahl ehemaliger Zeitsoldaten bei den Big4.

Bei einem Auslandsaufenthalt geht es keineswegs nur darum, ob man Englisch kann. Es geht vor allem darum, ob man schon mal eine "Komfortzone" verlassen hat, um neue Erfahrungen zu machen und, ob man in einem anderen kulturellen Umfeld zurechtkommt. Zumindest was das Thema Komfortzone betrifft, hätte ich bei einem Zeitsoldaten wenig Bedenken.

Das mit dem
Auslandsaufenthalt ist verzichtbar und wird überbewertet.
Fast immer geht es dabei nur darum, zu sehen, ob jemand
Englisch spricht und bei einem Auslandsaufenthalt nimmt man
es an.

Danke für die vielen Antworten.

Also Berufssoldat scheidet für mich aus sehr vielen Gründen aus, weshalb ich mir die Mühe mit dem zweiten Master überhaupt mache, ansonsten könnte ich mich ja getrost bis zu meiner Pensionierung zurücklehnen. ;-)

Auslandsaufenthalte ja, aber 7 Monate Afghanistan zähle ich mal nicht dazu! :) Wobei meine Verwendung in einem int. Stab war, was wiederum meine Englischkenntnisse belegen würde.

Mir steht auch noch etwas Bildungsgeld zu und ich überlege wofür ich es noch nutzen könnte. Jmd. eine Idee? Wenns bei den Big4 nicht klappt dachte ich an einen Einstieg im Bereich Controlling/Rechnungswesen.

Was haltet ihr von dem Stufenprogramm der ControllerAkademie? Würde das ggf. auch bei den Big4 helfen?

Grüße

Würde man denn bei den Big4 als ehemaliger Offizier mit diesen Qualifikationen (2 Studienabschlüsse, diverse relevante Zertifikate etc.) etwas höher einsteigen können als der normale Bachelor/Master Absolvent? Ich meine nicht direkt als SC, dafür dürfte es wohl an der relevanten Berufserfahrung fehlen, aber zumindest vom Gehalt?

Lounge Gast schrieb:

Würde man denn bei den Big4 als ehemaliger Offizier mit
diesen Qualifikationen (2 Studienabschlüsse, diverse
relevante Zertifikate etc.) etwas höher einsteigen können als
der normale Bachelor/Master Absolvent? Ich meine nicht direkt
als SC, dafür dürfte es wohl an der relevanten
Berufserfahrung fehlen, aber zumindest vom Gehalt?

Nein, warum denn? Du hast keine Berufserfahrung und du warst in einem System, in dem es auf Befehlsempfang und Weitergabe ankommt und eben nicht auf Verhandlungsgeschick und Beratung. All das spricht dafür, dass du genauso bei Null anfängst, wie andere auch, allerdings mit der Gefahr, dass du den Hebel nicht mehr umlegen kannst. Glaube eher nicht, dass du eine Chance hast.

Lounge Gast schrieb:

Lounge Gast schrieb:

Moin,

ich habe mal eine Frage an die Community.

Ich bin derzeit noch Zeitsoldat (Offizier) in den letzten
beiden Dienstjahren.
Ich habe BWL studiert (M.Sc. = 1,8) und studiere derzeit
noch
berufsbegleitend einen zweiten Master in
Wirtschaftsrecht mit
Schwerpunkt Steuerrecht (Note i.M. 1,7). Würde gerne
nach der
Bundeswehr bei den Big4 im Bereich TAS oder ggf.
Steuerberatung einsteigen. Werde dann allerdings schon 31
Jahre alt sein und müsste ja wie ein normaler
Uni-Absolvent
einsteigen (also Consultant bspw. durch ein
Traineeprogramm).

Denkt ihr, das dort realistische Chancen bestehen?

Achso, habe in Trimestern studiert, dadurch keine
wirkliche
Zeit für relevante Praktikas oder Auslandsaufenthalte
gehabt.

Meiner Meinung nach wirst du sehr gute Chancen haben, denn du
differenzierst dich doch nachhaltig von dem Millionenheer der
jungen Bachelors:

Theoretisch bringst du alles mit, sinnvolle Lebenserfahrung
hast du auch, ebenso einen Lebenslauf, der auf
Durchhaltewillen, Entbehrung und Disziplin hinweist. In der
Hinsicht perfekt, denn das Schlimmste wäre jemand, der zu
aufmüpfig ist und jemand mit 22 ist einfacher formbar als ein
gestandener Mann mit 32. Diese Sorge hätte ich bei dir nicht.

Ein Praktikum wäre gut gewesen, allerdings werden sie dich,
wegen deines Lebenslauf, trotzdem ansehen. Das wird
vermutlich dadurch kompensiert. Das mit dem
Auslandsaufenthalt ist verzichtbar und wird überbewertet.
Fast immer geht es dabei nur darum, zu sehen, ob jemand
Englisch spricht und bei einem Auslandsaufenthalt nimmt man
es an.

Letztendlich musst du dir das so vorstellen: Die Zahl der
Studierenden ist in den letzten Jahren explodiert und deine
(millionenfachen) Konkurrenten sind in der Regel 23 bis 27
Jahre alt, haben einen Bachelor, ein Pflichtpraktikum und
Noten zwischen 1,x und 2,x. Man kann die kaum unterscheiden.
Dich schon.

Hätte ich Tausende von denen und deine, wärst du im
Vorstellungsgespräch dabei. Was du dann daraus machen
würdest, ist wieder eine andere Frage.

Was die Konkurrenz angeht, gebe ich dir recht, aber eine Sache sehe ich schon als Manko: Der TE war 12 Jahre in einer Struktur des Gehorchens. Ob man ihm da zutraut, dass er auch einfühlsam beraten kann? Ich denke, es kommt vor allem auf die Vorstellungsgespräche an und wie er sich da rüberbringt. Muss aber erstmal eines bekommen.

Mein erster Counsellor bei d. Big4 war ebenfalls ex Offz.

Komme aus d. Audit. 32 sehe ich im Übrigen nicht als sonderliches Hinderniss für den Einstieg.
Partnerambitionen sollte man jedoch nicht hegen...

Lounge Gast schrieb:

Würde man denn bei den Big4 als ehemaliger Offizier mit
diesen Qualifikationen (2 Studienabschlüsse, diverse
relevante Zertifikate etc.) etwas höher einsteigen können als
der normale Bachelor/Master Absolvent? Ich meine nicht direkt
als SC, dafür dürfte es wohl an der relevanten
Berufserfahrung fehlen, aber zumindest vom Gehalt?

Nein, warum sollte man einen Berufsanfänger mehr Geld zahlen als anderen. Worauf es bei dir ankommen wird, ist das Vorstellungsgespräch und wie du da deine Persönlichkeit präsentierst. Damit steht und fällt deine Zukfunft.

Also was hier größtenteils über ehemalige Offz geschrieben wird ist einfach nur Unsinn.
Ich war selber 12 Jahre Offizier (2x Afghanistan), während der Dienstzeit BWL Studium und Weiterbildung an der EBS. Nach meiner Dienstzeit (Alter: 32) Einstieg in FS-Advisory natürlich als Consultant.

Aber was da größtenteils als Uni-Absolventen im VG saß, ist unglaublich (damals lief der Einstieg noch über ein AC).
Ich persönlich hatte das Gefühl, dass die beiden Partner im VG nahezu glücklich waren, endlich mal jemanden zu sehen, der sich vernünftig artikulieren kann, eine gewisse geistige Reife besitzt und tatsächlich weiß, was es bedeutet mal 50 - 60 Std. die Woche zu arbeiten.

Jetzt bin ich inzwischen SC und wechsele 2015 in einen DAX Konzern in eine leitende Position. Also, auch als ehemaliger Offz ist ein Einstieg (vor allem!) in die Big4 möglich, denn deren System ist nach wie vor, zumindest intern, geprägt von klaren hierarchischen Strukturen. Den Umgang mit Kunden/Mandaten, muss man natürlich noch lernen, aber an alle die vielleicht nie beim Bund waren, auch dort arbeiten tatsächlich Menschen!!!

push

Also einer der wichtigsten Partner in Consulting FS ist ehemaliger Marine-Offizier.
Sehe keinen Grund, warum das eine Karrierehindernis sein sollte?!?

Also machen wir es kurz, du hast gute Chancen bei den Big4 in jedem Bereich unterzukommen. Die Frage ist doch, ob du das willst. Deine Kollegen auf gleichem "Dienstgrad" werden von Ihrem (Lebens-)Erfahrungslevel als auch Alter weit von dir entfernt sein. Gleichzeitig wird man deinen Werdegang bzw. Bundeswehrhintergrund überwiegend merkwürdig finden, sich fragen, was du denn da wolltest, es also eher geringschätzen. Oder mit bisschen Pech ablehnen bis nicht gut heißen - solche Einstellungen hast du allerdings kaum von Männern, dafür umso öfter von Frauen zu erwarten.

Was ist also die Alternative? Eine Firma/Umgebung wo a) dein Bundeswehrhintergrund überwiegend geschätzt wird und b) du mit höherem Level ("Dienstgrad") einsteigst oder diesen zumindest schneller erreichen kannst.

Zu a): Wähle eine konservativen Branche (nicht schwer) und dort eine Tätigkeit mit möglichst viel Mitarbeiterverantwortung, Führungs-/Leitungsaufgaben bzw. operativer Verantwortung. Selbst wenn du es nicht sofort hast sollte die Tätigkeit das in wenigen Jahren erfordern (soviel dann auch zu b)). Diese Jobs sind allerdings oft noch begehrter als Big4 - aber dafür oft auch besser bezahlt. Big4 Einstiegsgehälter sind aber auch nicht allzu schwer zu schlagen.
Beispiele: Bereichsleiter im Einzelhandel (Metro, Rewe, Aldi usw.) im Versicherungsvertrieb (Allianz, Ergo, Zurich usw.), Bankgeschäft für Privatkunden (Deutsche Bank, Sparkasse, Volksbanken usw.). Das alles passt auch gut zu deinem BWL Studium.

Denk doch auch mal darüber nach deine 2 Jahre BFD Zeit zu nutzen, um im Ausland einen MBA zu machen. Damit wäre deine Lebenslauf dann echt ein Hammer und du kämst in oben genannte Firmen sicher rein (Deutsche Bank, Allianz, Aldi sind hier jeweils die vermutlich selektivsten und bestbezahlenden) - das würde sich langfristig lohnen.

Für Stellen wo Leute mit ein bisschen Führungskompetenzen gesucht werden, ist jemand mit ner Ausbildung zum Offizier garantiert gefragter als der Büroschönling oder ein "frisch von der Uni"-Greenhorn.

Aber das "Problem" dürften eh nur noch wenige haben, wer geht schon noch zur Bundeswehr?

Fraglich ist nur, was ihm ein MBA bringt, da er ja bereits einen M.Sc BWL und einen LL.M. hat. Drei Masterabschlüsse (in annähernd denselben Bereichen) wirkt dann vielleicht auch irgendwann eher lächerlich als hilfreich. Da er ja explizit nach den Big4 fragt, halte ich einen MBA dort auch nicht für die beste Lösung. Also, raus aus der Bw und schnellstmöglich relevante Berufserfahrung sammeln, Big4 denke ich sollte nahezu jeder Bereich möglich sein, vor allem mit den Noten und einem gradlinigen Lebenslauf!

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