...fernab von Doppel-Stehkrägen mit Kaschmir-Schälchen und Seglerschuhen, die von einer häßlichen Zimt-Kordhose geziert werden.
Ne, ehrlich! Ich finde, dass das mal ein wirklich gutes Thema ist.
Vielleicht mal eine Story zu Softskills und Leistungs-Engagement:
Ein Kollege von mir hat bereits vor seinem Steuerberaterexamen (WP-Branche) so viel gearbeitet, dass er auch in der Geschäftsleitung dafür bekannt war (20 bis 40 MA). Er ist auch dafür bekannt, fachlich derjenige zu sein, der quasi alles weiß - und oft noch ein bißchen mehr. Der Mann will jetzt Wirtschaftsprüfer werden und er wird auch dahingehend gefördert.
Nach dem abgeschlossenen Examen ist er nun Prüfungsleiter geworden - und ein Arschloch. Unser Boss hält absolut nichts davon, wenn jemand Ellenbogen nutzt oder menschlich nicht vernünftigt mit anderen kommunizieren kann. Wahrscheinlich weiß er noch nichts von seinem "Glück" einen solchen PL einbefördert zu haben.
Was macht ihn jetzt zum Arschloch? Nun, seitdem er den "Titel" hat, gibt er nur noch kurze Befehle: "Druck das mal aus!", "Mach mal eben dies", "Mach mal eben das". Bei Fahrgemeinschaften lässt er einen quasi zu sich nach Hause kommen, obwohl es Umsteigemöglichkeiten gibt, die ihm am Tag gerade mal 20 Minuten Zeit kosten würden - ist natürlich besser, dass ihn jemand abholt, der entsprechend ne halbe Stunde Umweg fährt. Ach ja: Wie in der WP-Branche üblich gibt es ja auch Spesen für das Fahrzeug. Die heimst er sich ein, weil er bestimmt, dass er fährt - Absprachen, die ein kollegiales Miteinander fördern und von Cheffe erwartet wird, hat er von heute auf morgen verlernt. Man muss dazu wissen, dass Prüfungsleiter eine Funktion ist, die lediglich auf das unterstellte Prüfteam vor Ort wirkt. Aber seine "Lakeien" dürfen alle spielen. Es ist keine Funktion, die einem Abteilungsleiter o. ä. zukommt. Disziplinarisch quasi wie ein Vorarbeiter auf seiner jeweiligen Baustelle. Dazu kommt noch, dass man, wohlgemerkt bei flexiblen Arbeitszeiten, keine Einigung mit ihm erzielen kann, wann man losfährt. Dass man zu ihm ne Stunde Anfahrt hat, stört ihn quasi 0,000 wenn er um 8 UHr (mit zusätzlicher Stunde Anfahrt) da sein will - grundsätzlich auch OK. Nur absolut nicht kollegial. Ich frage mich, wie er jemals eine Führungspersönlichkeit werden will, wenn er mit dieser Methode ("Ich Chef, Du nix") weitermacht - gespielte Autorität, so passt die Beschreibung am besten.
Was ich eigentlich damit nur schildern will ist nicht, dass ich mich kleinlich anstelle. Damit kann man insgesamt gut leben, wenn man noch andere Vorgesetzen-Typen kennt. Nur eines ist sicher: meine Motivation gerne mit dem zusammenzuarbeiten ist auch 0,000. Hier ist es eher so, dass ich bei ihm einen förmlich-dienstlichen Ton anschlage, ihn ansonsten aber menschlich ignoriere. Vermutlich gehts auch anderen Kollegen so, aber ihm ist es wohl egal.
Hieran sieht man, meine ich, eine der wichtigsten Kompetenzen, um tatsächlich richtig Karriere machen zu können: Einfühlungsvermögen. Das beginnt dabei, rhetorische Fragen zu stellen, wenn man was von seinen "Untergebenen" (hier eher fachlich (!) und ggf. operativ (für jew. Auftrag) unterstellten Kollegen) einen Gefallen haben möchte anstatt zu befehlen. Weiter geht es mit Abstimmungen hinsichtlich Treffpunkt, Anfangszeit und darum wer fährt - also auch letztlich um Geld. Das man als Vorgesetzter sich gerne die Freiheit nehmen möchte, die Sache selbst zu entscheiden, ist klar - ich müsste mich auch extrem bremsen. Nur tut man sich einen Gefallen, wenn man von 5 Tagen auch mal 2 Tage lang "Kollege Untergebener" fahren lässt - kostet zwar den Verzicht (auch auf die Kosten des eigenen Fahrzeugs) aber hilft ungemein dabei, jemanden an sich zu binden. Einfach nur, weil man ihn und seine Interessen auch würdigt, anstatt egoistisch zu sein. Es endet letztlich damit, auch mal seine Hilfe anzubieten, etwa wenn die eigenen Mitarbeiter überfordert sind und nicht mehr hinwissen, wohin mit ihrer Arbeit. Oder noch schlimmer, wenn man merkt, dass ihnen etwas auf der Seele liegt. Arbeit hin oder her - der Boss, für den ich am meisten gerackert habe, weil ich es gerne getan habe, um ihn zu zeigen, dass ich gerne bei ihm Arbeite, unterstütze mich sogar bei dem Tod meines Vaters - mental als auch mit sofortiger Arbeitsfreistellung.
Abgesehen davon: Es wurde hier schon viel gesagt, dass das Geld nur noch sportlichen Charakter hat - sehe ich absolut auch so (siehe Motto). Und wer glaubt, er könne, nur weil er ein "ach, so toller!" Wiwi-Fuzzi ist einen auf dicke Hose machen, wenn er frisch von der Uni kommt, der ist falsch besohlt. Denn der Weg ist nicht nur Steinig - sondern voller hochstehender Nägel.
Als Vorgesetzter muss man vor allem eines können - sich selbst so sehen, als wenn man für seine Mitarbeiter arbeitet und NICHT UMGEKEHRT! Erst dann kann man ein TEAM schaffen - in dem man dann, von den Mitarbeitern unterbewusst als Hauptling gewählt, der "Chef" sein kann. Ohne Akzeptanz von unten ist man kein Chef - sondern nur der Typ, der einen dazu bringt, innerlich zu kündigen. Aber das ist ein anderes Thema.
[%sig%]
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