Verzweifelt nach Studium ? Welchen Karriereweg einschlagen?
Ich habe mein Studium der Wirtschaftswissenschaften (Diplom, Uni) mit mittelmäßigen Noten vor einigen Monaten abgeschlossen und bin nun auf der Suche nach einer Stelle für meinen Berufseinstieg. Jedoch finde ich kaum Stellen, die mich ansprechen bzw. für die ich mich geeignet halte. Ich habe leider das Gefühl, dass ich im Studium überhaupt nichts Praxisrelevantes gelernt habe und wüsste nicht, wie ich einem Unternehmen durch meine Qualifikationen und mein Wissen einen Mehrwert bieten könnte.
Ich habe während meines Studiums ein 2-monatiges Praktikum im Öffentlichen Dienst (hauptsächlich allgemeine Büroarbeiten) und ein 6-Monatiges Praktikum im Vertriebscontrolling in einem eigentlich renommierten und weltweit bekannten Unternehmen absolviert und dafür auch ein gutes Zeugnis bekommen. Wirklich anspruchsvoll war diese Arbeit jedoch nicht, so dass ich auch nicht das Gefühl habe, dadurch viel für mein künftiges Berufsleben gelernt zu haben.
Die einzige Stelle, die sich bis jetzt geboten hätte, wäre in der Wirtschaftsprüfung bei einer der Big4 gewesen. Diese habe ich jedoch abgelehnt, da ich mich 1. den Anforderungen dieser Branche einfach noch nicht gewachsen sehe und ich 2. sehr viel hätte Autofahren müssen (auch weite Strecken), jedoch nur über sehr wenig Fahrpraxis verfüge.
Ich strebe keine Führungsposition an (dazu habe ich leider nicht die Persönlichkeit bzw. das Selbstbewusstsein) und es ist mir auch nicht wichtig, viel Geld zu verdienen. Aus persönlichen Gründen bin ich auch örtlich gebunden (ich wohne jedoch in einer wirtschaftsstarken Region mit sehr geringer Arbeitslosigkeit) und ich möchte keinen Job im Außendienst oder einen, der hohe Reisebereitschaft erfordert.
Ich bin keineswegs faul oder arbeitsscheu, im Gegenteil, im Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher als endlich einen festen Job, in dem ich das Gefühl habe, etwas Sinnvolles zu leisten, in dem meine Arbeit wertgeschätzt wird und in dem ich mich nicht total überfordert fühle. Ich wünsche mir einfach nur einen ?stinknormalen? 40-Stunden-Job in einem Büro, Arbeitszeit von Mo-Fr, ca. 8-17h (oder so in etwa ;-)).
Ein weiterer Aspekt der mir zu denken gibt, ist dass ich bereits Ende 20 bin und eigentlich in ca. 2 Jahren gerne Kinder möchte. Ich frage mich deshalb, welche betriebswirtschaftliche Fachrichtung sich am ehesten mit einer Familie vereinbaren lässt bzw. sich für Teilzeitarbeit eignet. Bevor irgendwelche Fragen diesbezüglich kommen: Ja, ich habe den richtigen Partner dazu bereits gefunden und ja, er verdient genug um eine Familie finanziell zu unterstützen. Aber ich möchte natürlich trotzdem nicht eines Tages komplett als Hausfrau enden.
Ich weiß ja, dass die Jobs für Hochschulabsolventen heutzutage immer mehr Flexibilität voraussetzen, sowohl räumlich als auch zeitlich. Deswegen bin ich jetzt am überlegen, mich einfach auf Jobs zu bewerben, die nur eine kaufmännische Ausbildung voraussetzen (z.B. Sachbearbeitung, Buchhaltung, Teamassistenz,?). Hat jemand Erfahrung damit? Wie reagieren Unternehmen darauf, wenn sich jemand bewirbt, der eigentlich laut formeller Qualifikationen ?überqualifiziert? ist bzw. wie kann man sich in der Bewerbung oder im VG dafür ?rechtfertigen?, solch eine Stelle zu wollen? Oder ist es heutzutage vielleicht gar nicht so abwegig, bei der steigenden Anzahl an Hochschulabsolventen, dass man einen Job ausübt, für den man eigentlich gar nicht hätte studieren müssen?
Eine weitere Überlegung ist es, einfach Buchhalterin zu werden. Ich arbeite eigentlich gerne mit Zahlen, eigenverantwortlich und gewissenhaft. Dafür ist ja eine Prüfung erforderlich, die man jedoch erst nach mehrjähriger Berufstätigkeit ablegen kann. Auf was für eine Art Stellen müsste ich mich dazu bewerben? In allen Ausschreibungen für Buchhaltungsstellen, die ich bis jetzt gefunden habe, wird eine kaufmännische Ausbildung + mehrere Jahre einschlägige Berufserfahrung verlangt. Ich weiß auch nicht ob es diesbezüglich ein Problem darstellt, dass ich in Österreich studiert habe (wegen dem HGB)?
Der Thread ist jetzt leider sehr lang geworden, aber es würde mich trotzdem freuen, wenn sich jemand die Mühe machen würde, ihn zu lesen und mir vielleicht die ein oder andere Anregung geben könnte :-)!
antworten