WiWi Gast schrieb am 12.01.2023:
Ich bin der Meinung, dass es voll ok ist, zwei Tage im HO zu sein. Ich würde aber in keinem UN arbeiten wollen, dass auf 100% HO setzt. Erstmal möchte ich sagen, dass ich die Entwicklung durchaus positiv für alle AN sehe, da "wir" dadurch einfach mehr Freiheit bzw. Rechte bekommen. Allerdings liest man hier doch deutlich raus, dass viele die mangelnde Auslastung als Argument dafür nehmen, dass es im HO entspannter ist zu arbeiten. Natürlich ist es super, dass ihr euren Arbeitsalltag soweit optimiert habt, dass ihr nur 3-4 Stunden am Tag beschäftigt seid. Allerdings hört mMn der Job nicht auf. Ich persönlich erwarte von meinen Mitarbeitern, die ihre Arbeit optimiert haben, dass sich Gedanken über Prozessoptimierung gemacht werden, "Weiterbildung" und der Drang zu neuen Tätigkeiten besteht.
Ich denke auch, dass es viele AN gibt, auf die man sich verlassen kann und die ihre Arbeit zuverlässig im HO erledigen. Aber natürlich werden UN, die mit 100% HO werben, auch diejenigen anziehen, die nicht verlässlich sind und keine Arbeit im HO leisten. Dementsprechend werden auch viele dieser UN merken, dass 100% HO keine dauerhafte Option darstellt.
Vorab ich will das ganze nicht moralisch bewerten, sondern frage mich das eher praktisch und da hier ja auch die Arbeitgeber Seite vertreten ist, kann ich vielleicht mal einen anderen Blickwinkel bekommen.
Ich bin seit kurzem tariflich angestellt und habe ein relativ starres Gehaltsgefüge, sprich ich bekomme meine tariflich zugesicherten Erhöhungen im großen und ganzen unabhängig von meiner Leistung.
Arbeitsprozesse zu optimieren kostet im ersten Moment ja erstmal Energie die ich durch Überstunden investieren muss. Die kann ich zwar theoretisch abfeiern, vom Typ her habe ich aber lieber ein konstantes Arbeitsaufkommen. Im schlimmsten Fall, bekomme ich meine neuen Themen aber direkt im Anschluss und muss die Arbeitszeit quasi mitnehmen. Sich in neue Themen einzuarbeiten kostet auch erstmal Zeit und Energie und es gibt auch keine Garantie das ich ein interessantes Projekt bekomme. Ich schätze die Wahrscheinlichkeit sogar höher das es sehr unangenehm ist, weil die meisten Kollegen lieber ihre ungeliebten Themen abgeben wollen.
Ich will nicht befördert werden und bin mit meiner Rolle soweit zufrieden.
Das heißt natürlich nicht, daß ich Aufgaben künstlich in die Länge ziehe, sondern nur das ich die extra Meile nicht gehe um neue Prozesse zu erstellen.
Ich verstehe warum mein AG das gerne hätte aber mal abgesehen davon, daß ich meinen Job gerne gut erledigen möchte sehe ich da keinen Anreiz. Ich glaube daher eigentlich würden wir in einer besseren Welt leben, wenn Menschen tatsächlich ihre Arbeitszeit offiziell runterfahren könnten, wenn sie die Tätigkeit für die sie eingestellt wurden effektiver erledigen. Sprich man für die eingestellte Tätigkeit statt für die Arbeitszeit bezahlt wird. Ich glaube viele Menschen würden sich dann tatsächlich Gedanken über Optimierung machen und tatsächlich umsetzen. Wäre zumindest bei mir so.
Ich glaube nicht das Büro Tage da wirklich einen Unterschied machen. Jeder Chef den ich bis jetzt hatte, war von 9-16uhr in Meetings und war eigentlich froh wenn er möglichst wenig von einem gehört hat, war also eher als Instanz für Probleme da. Da war weder eine tatsächliche Kontrolle da, noch waren meine Chefs so tief in meinem Themen drin, das hier jemand ernsthaft hätte beurteilen können ob ich ausgelastet bin oder nicht. Wahrscheinlich hat HO die Kontrolle eher einfacher gemacht, da man durch Zoom zumindest sieht ob ich am Platz bin.
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