WiWi Gast schrieb am 04.10.2020:
Den Nexo kann man in 5 Minuten auftanken. Reichweite über 700km. Einfach mal bei Hyundai nachsehen.
Sollten auf https://h2.live/ alle Wasserstoff-Tankstellen verzeichnet sein, dann muss man im Worst Case ja nach Wohnort zusätzlich zu den 5 Minuten Tanken noch mindestens eine Stunde Fahrt zur Tankstelle (und wieder zurück) einrechnen. Innerhalb eines gedachten Dreieck mit den Eckpunkten Hamburg-Hannover-Berlin scheint es zum Beispiel nicht eine einzige solche H2-Tankstelle zu geben?
Eine wirkliche Option ist das also für viele Menschen außerhalb der Großstädte noch nicht. Damit der Bau zusätzlicher Tankstellen dort in Gang kommt, muss die Nachfrage da sein, also mehr Fahrzeuge zugelassen sein. Die potentiellen Käufer wird die geringe Dichte an Tankstellen jedoch abschrecken. Das System blockiert sich also gegenseitig und es wird wohl eine Weile dauern, bis sich diese Blockade allmählich und schrittweise auflösen kann.
An die Leute, die die deutsche Autoindustrie hier schon endgültig abschreiben: ich sehe das noch längst nicht so. Die Herstellen haben eben genau die Autos gebaut und verkauft, die der Markt auch nachgefragt hat, und das waren eben solche mit Verbrenner. Es wäre betriebswirtschaftlich gesehen Unsinn und wohl viel mehr existenzbedrohend gewesen, wenn sich ein Hersteller frühzeitig und ausschließlich auf Bau und Verkauf von Autos mit E-Antrieb etc. konzentriert hätte.
Natürlich hätte man ein bisschen intensiver Forschung und Entwicklung im Bereich alternative Antriebe betreiben können. Allerdings hat BMW mit i3 und i8 ja bereits seit langem Serienfahrzeuge angeboten, und dadurch auch Kompetenzen für Entwicklung und Großserienbau solcher Fahrzeuge gesammelt - bei VW das gleiche mit dem e-Golf. Nur waren diese Fahrzeuge für große Stückzahlen bisher viel zu teuer. Die aktuell deutlich größere Nachfrage in Deutschland entsteht wohl auch durch die staatliche Subventionierung (Kaufprämie, Steuervorteil bei Dienstwagen) - mal schauen, wie sich die Nachfrage entwickelt, wenn diese Förderprogramme auslaufen/enden.
Jetzt hat man halt ein paar etwas schwerere Jahre vor sich, in denen man den vorhandenen Entwicklungsrückstand zu Tesla und co. aufholen muss. Allerdings haben VW und co., finanziert nach wie vor durch den Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennern, natürlich ein Vielfaches an F&E-Budget im Vergleich mit "Nischenherstellern" wie Tesla. Ich gehe also fest davon aus, dass die es auch schaffen werden, in einem Zeitraum von <1 Jahrzehnt (also 1,x Modellzyklen) wieder durchweg konkurrenzfähige Modelle anzubieten. Bei VW gibt es mit der ID.X-Reihe (bzw. den Konzernmodellen auf gleicher Basis wie Skoda Enyaq) bereits ganz gute Ansätze. Wenn es gelingt hier die Großserienproduktion zügig hochzufahren (und die damit einhergehenden Herausforderungen zu meistern), dann bin ich sehr gespannt, wie weit es damit bereits gelingt, Teslas Wachstumspfad merklich zu verlangsamen.
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