WiWi Gast schrieb am 11.08.2022:
Das Problem bei den gefragten IT Kräften ist, deren Gehälter fangen dort an, wo der Tarif aufhört. Während Daimler, egal ob MB oder DT, bei EG15 + ÜTZ aufhört, zahlt ja Bosch schon jeder besseren IT Stelle eine EG16.
Inzwischen zahlen auch genug KMUs in der Region sechsstellige Gehälter. Natürlich nicht für den Wald- und Wiesenentwickler, aber den suchen Daimler und Bosch ja auch nicht.
Zudem ist die Arbeit im Konzern eher gewöhnungsbedürftig, wer arbeitet schon gerne drei Tage für die Tonne, nur weil irgend ein Seniormanager schlecht geschlafen hat.
In der Theorie gibt es eine gute Lösung für mobiles Arbeiten, in der Praxis hat kaum einer eine echte Full-Remote Stelle. Es gibt nebenan Teams, da besteht der E4 auf 80% Anwesenheit. Ich muss 1-2 mal die Woche zu irgendwelchen Meetings rein, die auch wunderbar per Teams gemacht werden könnten. Aber der E3 besteht darauf, dass man einmal die Woche einen Office Tag macht.
Ich weiß, dass gar nicht so wenige Kandidaten wegen dem Gehalt nicht in Frage kommen. Es scheitert ja schon an den 40h Verträgen, da kommt man ja nicht mal im Ansatz an die gewünschten 120k€.
War zwar bei einem anderen Automotive Konzern, aber würde das so für die ganze Branche unterschreiben.
Ich kenne auch wesentlich mehr ITler, die Automotive verlassen haben als Leute die da unbedingt hin wollen. Die Gehälter alleine ziehen da kaum noch. Wie der Poster es schon beschrieben hat, kann man vergleichbare Gehälter auch woanders als ITler kriegen.
Unabhängig vom Gehalt ist es auch eine Kulturfrage in der Branche. Vor Corona überhaupt Remote Work durchzukriegen war enorm schwer. Und inzwischen werden viele wieder von ihren Managern ins Büro beordert.
Gewöhnungsbedürftig ist auch die Führungskultur. Viele Automotive Manager führen sich auf wie "Sonnenkönige". Ich habe unzählige Male mitbekommen, wie gute ITler in irgendwelchen Meetings total runtergemacht wurden, nur weil etwas nicht so lief, wie es der jeweilige Manager wollte. Und nur in den seltensten Fällen konnte die IT was dafür (Bsp. regulatorische Anforderungen, schlechte Software eingekauft, mangelnde IT Prozesse, politische Machtspiele etc.). Vom fehlenden IT Mindset unternehmensweit mal ganz zu schweigen.
Und wenn man zum dutzenden Mal irgendeine Schei*aufgabe ohne echten Mehrwert aufgedrückt bekommen hat, dann überlegt man schon, ob man für sein Geld nicht woanders an interessanten Themen arbeiten kann.
Die Ex-Kollegen die noch im Automotive arbeiten, tun das primär aus Gründen der Sicherheit. Die haben Häuser abzubezahlen und Familien zu versorgen. Ansonsten wären auch die schon lange weg.
antworten