Da ich auch meine Erfahrungen mit dieser Arbeitsform gemacht habe, möchte ich mal meine Erfahrungen zum Besten geben: grundsätzlich ist Zeitarbeit immer noch besser als Arbeitslosigkeit. Man darf sich allerdings nicht darauf einlassen, jeden Job, der einem von diesen Unternehmen angeboten wird, zu machen (Helferjobs, stupide und monotone Call-Center-Tätigkeiten), sondern sollte schon so weit gehen, nur diejenigen zu akzeptieren, die einen auch persönlich und fachlich weiterbringen. Wenn ein Zeitarbeitsunternehmen nicht in der Lage sein sollte, einem solche fachlich anspruchsvolleren Jobs anzubieten, sollte man zum nächsten tingeln, die gibt es schliesslich wie Sand am Meer und Akademiker sind natürlich sehr gerne gesehen.
Da das Gehalt eines Akademikers jedoch einfach unwürdig ist, ist es nur legitim, die Arbeit auch als eine Art des "Sammelns von Berufserfahrung" aufzufassen, um überhaupt etwas aus der Arbeit für ein Zeitarbeitsunternehmen mitnehmen zu können.
Richtig ärgerlich meines Erachtens ist allerdings die Tatsache, dass das Gehalt nicht wie bei normalen Unternehmen zum Ende des jeweiligen Monats ausgezahlt wird, sondern erst am 15. BANKTAG des nächsten Monats fällig ist. Banktag entspricht einem Werktag (ohne Samstage), so dass der 15. Banktag durchaus erst der 20. des nächsten Monats sein kann. Wer auf Liquidität angewiesen ist und über wenig finanzielle Reserven verfügt, für den ist zumindest der erste Monat bei so einer Gesellschaft unter finanziellen Gesichspunkten relativ schwierig bis überhaupt nicht zu bewerkstelligen.
Beispiel: Fängt jemand am 1. April an, so kann er mit dem Aprilgehalt durchaus erst Mitte Mai rechnen. Also 40-50 Tagen, wo nur Abflüsse, jedoch kein Zahlungseingang zu verzeichnen ist. Kann für Leute, die nicht mit einem größeren Liquiditätspolster ausgestattet sind, durchaus zum Problem werden, da größere Beträge wie Miete ja meistens um den 1. des jeweils nächsten Monats zu zahlen sind.
Ich halte diese Klausel einfach für einen Skandal und fast schon für sittenwidrig. Begründet wird diese Regel von den Zeitarbeitsunternehmen gerne mit dem Argument, dass man ja erst mal alle Daten zusammenbekommen müsste, also wie lange der Zeitarbeitnehmer im letzten Monat im Unternehmen gearbeitet hat. Absolut lächerlich, da sowieso im Regelfall ein fester monatlicher Betrag an diesen ausgezahlt wird (Stundenlohn*151 Stunden + VMAs) und die restlichen Stunden auf ein Arbeitszeitkonto gepackt werden.
Der eigentliche Grund für diese unseriöse Geschäftsgebahren ist nämlich der, dass die Zeitarbeitsunternehmen ungern Geld "vorschiessen" (wie das in normalen Firmen völlig normal ist), und erst vom Kunden abkassieren wollen. Die Gelder können sie dann nämlich bis Mitte des Monats sehr gut auf dem Kapitalmarkt parken und recht gute Zinsen damit einfahren. Da dürften jeden Monat bei Tausenden von Leiharbeitnehmern recht ansehnliche Summen zustande kommen, von denen die Leiharbeitnehmer keinen Cent sehen. Nichts anderes als ein zinslos gewährter Kredit also!
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