WiWi Gast schrieb am 10.08.2018:
WiWi Gast schrieb am 08.08.2018:
Was haltet ihr von dem echten und vorgetäuschten Leistungsniveau von Kollegen. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn nun schon so viele Leute kennengelernt und muss gestehen, die die immer nur Leistung vortäuschen schaffen es immer weiter als die die wirklich etwas leisten. Vor allem bin ich immer extremst genervt wenn man echte Detailarbeit leisten muss, es dann aber immer so aussieht, als wenn man nur dahin getaddelt hat. Wie geht ihr mit sowas um?
Bin langsam am überlegen auf EGO zu machen und den Rest einfach liegen zu lassen... getreu dem Motto kann ich nicht mache ich nicht
„Kann ich nicht mache ich nicht“ würde ich nicht fahren. Das klingt zu sehr nach Arbeitsverweigerung und Dienst nach Vorschrift. Wenn du karrieretechnisch vorankommen willst musst du ein „Möglichmacher“ werden und kein phantasie- und antriebsloser Bürokrat.
Wie ich mit so was umgehe? Ich habe mich angepasst. Habe über die Jahre die gleiche Beobachtung gemacht. Blender und Schauspieler steigen schnell auf. Die Probleme, die durch unerledigte und durch schlampig erledigte Arbeit entstehen, bleiben in der Regel lange genug unentdeckt, dass sich der Nachfolger (oder dessen Nachfolger) damit rumschlagen kann. Inzwischen mache ich auch großen Wind um die einfachsten Aufgaben, die komplizierten Sachen delegiere ich oder kehre sie unter den Teppich wenn möglich. Oft gehen unangenehme Aufgaben still und leise unter, weil auch an anderer Stelle die Unterstützung für ein gehypetes Projekt fehlt. Wichtig ist vor allem die Arbeit, die man von seinem Vorgesetzten kommt, egal wie sinnlos die Aufgaben sind. Der fördert einen oder legt einem Steine in den Weg. Hier muss man Loyalität zeigen, aber nicht bis zur Selbstaufgabe. Das Ganze natürlich immer auf der Grundlage gründlicher und fachlich guter Arbeit. Man kann nicht nur als 80/20 Blender aufsteigen sondern auch als 80/20 Profi. Wenn man doch mal einen Fehler macht: Keine Zeit mit Rechtfertigungen oder Suche nach Schuldigen verbringen. Korrigieren, weitermachen.
Es ist mühsamer, wenn man „anständig“ Karriere machen möchte, geht aber auch. Meine Karriere verläuft etwas langsamer als die der Blender aber dafür nachhaltiger. Dass ich meine Arbeit immer möglichst gründlich erledigt habe hat dafür gesorgt, dass fast alle meiner (ehemaligen) Kollegen meine Arbeit und die Zusammenarbeit mit mir schätzen. Das sorgt für ein belastbares Netzwerk und hat mir auch schon zu einem neuen Job verholfen. Es kommt auch immer darauf an, in welcher Branche man arbeitet. Über die Jahre sieht man sich immer zweimal, über diverse Ecken kennt man ziemlich viele Leute und wird selbst entsprechend bekannt. Etwas Reputation kann dann nicht schaden.
Ich finde die Antwort gut.
Ergänzen würde ich: Trommeln gehört zum Geschäft. Denn manchmal muss man "nein" sagen, dabei aber nach dem Motto "Das kriege ich momentan nicht unter, Thema X, Y und Z fordern mich extrem". Karrieretechnisch sinnvoll ist es, neue Themen und Projekte zu generieren, ohne jemals den operativen Aufwand zu übernehmen. Der größte Kraftakt besteht darin, Ideen tatsächlich operativ umzusetzen und nachhaltig zu integrieren. Das ist übrigens der Grund, warum wir Berater tlw. arg angefeindet werden: Wir haben gute Ideen und werfen sie über den Zaun, machen muss es dann jemand anderes.
Als "Möglichmacher" wirst du ein Packesel für allen operativen Aufwand und sammelst alle unliebsamen Projekte, ohne jemals Lohn dafür zu erhalten. ...oder auch nur eine prominente Plattform.
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