Hi! Eine Frage an die Schweiz Experten bzw. Grenzpendler - jetzt mal andersrum :)
Meine Freundin ist an der schweizer Grenze aufgewachsen, hat eine kleine Erbschaft gemacht und will jetzt unbedingt in die Schweiz ziehen und dort neu starten (ohne Job erstmal, vielleicht als Selbstständige) und vielleicht ne Wohnung kaufen. Sie hat einige Freunde dort.

Ich würde gerne mit umziehen, allerdings meinen Job in Deutschland behalten. Hab gerade erst 2021 gewechselt und es läuft sehr gut, Bezahlung bei 85K im IG Metall Tarif mit 10 Jahren BE. Meine Firma hat auch Standorte in der Schweiz, bezahlt aber kaum mehr Brutto und dort gibts es eine große Fluktuation und wenig Sicherheit. Außerdem wäre ein Wechsel in die Schweiz nur mit neuer Bewerbung (intern) und Probezeit möglich. Seh das als Risiko.
Der Standort ist im Raum Stuttgart, habe aber mittlerweile Kollegen die mit Familie in Lübeck oder Köln wohnen und im Home Office arbeiten. Alles kein Thema, wenn man gelegentlich an den Standort kommt (auf eigene Kosten).
Aber Home-Office aus dem Ausland scheint ein großes Ding zu sein mit Abklärung durch externe Firmen etc. etc. notwendig

Hat jemand sowas schonmal auf die Beine gestellt und Tipps?

Ich habe gelesen, dass Sozialversicherung am Arbeitgeber Standort gezahlt wird + 4.5% Quellensteuer und Versteuerung dann am Wohnort (in CH). Kommt dann Netto in CH mehr raus als vorher in D ? Was ist mit der schweizer Krankenversicherung- wahrscheinlich on top?

Oder habt ihr sonst noch Tipps? Kleine Wohnung auf der deutschen Seite nehmen und anmelden...dann "illegal" aus dem Home Office in CH arbeiten und nur gelegentlich die Post abholen?

Die Lösung ist recht einfach:
Behalte deinen Hauptwohnsitz in Deutschland. So hast du keinerlei Probleme, aber alle Vorteile. Das musst du ja nicht rumposaunen.

Du kannst bei deiner Freundin wohnen und von dort aus arbeiten. Dein Hauptwohnsitz in der BRD muss halt möglichst günstig sein und eine abgeschlossene Wohneinheit darstellen (eigener Zugang, Kochgelegenheit und Bad). So ist das auch legal.

Die Wohnsitz-Frage wird in Deutschland von den Bürger immer viel zu ernst genommen ;)

So einfach mit Home Office in einem anderen Land ist es leider nicht. Es gibt dafür Höchstgrenzen, welche wegen Corona temporär ausser Kraft gesetzt sind, aber nicht dauerhaft. Siehe hier:

https://www.bsv.admin.ch/bsv/de/home/sozialversicherungen/int/grundlagen-und-abkommen/int-corona.html

Außerdem frage ich mich, was will Deine Freundin ohne Job und konkretes Projekt in der Schweiz? wie viel hat sie den etwa geerbt? eine Wohnung kaufen in der Schweiz ist extrem teuer und ohne Job gibt es keine Finanzierung. Cash bezahlen macht in der Schweiz meist wenig Sinn, weil es den Eigenmietwert gibt, was besonders bei einer schuldenfreien Immobilie ordentlich zu Buche schlagen kann. In Deutschland sind Immobilien oft günstiger und es gibt diese Steuer nicht. Ohne konkretes Projekt und ohne dort gelebt zu haben, würde ich dort keine Wohnung kaufen. Wenn dann, erstmal mieten.

Solche Aktionen wie heimlich eine Alibi Wohnung nehmen ist halt riskant, wenn es auffliegt. Ausserdem bezahlst Du bei einer Wohnung in Deutschland in Grenznähe ganz normal Deine Steuern in Deutschland, unterliegst dann wohl den normalen, deutschen Home Office Regeln.

Hier zur allgemeinen Problematik, dass das grenzüberschreitende Home Office nicht so ganz leicht ist wie das manch einer denkt:

https://www.s-ge.com/de/article/aktuell/20213-c7-homeoffice-grenzgaenger

Das einfachste wird wohl auch für Deinen Arbeitgeber sein, wenn Du zur Zweigstelle in der Schweiz wechselst oder in Deutschland bleibst.

Du musst beim Betriebsrat nachfragen, ob das geht. Außerdem gelten für dich möglicherweise andere Feiertage, zB am 3.10 arbeiten, da du tatsächlich in der Schweiz wohnst.

Exakt. Aber bedenke du musst wegen jedem scheiss nach Deutschland zurück. Daher bitte nicht Brandenburg oder so wählen.

WiWi Gast schrieb am 13.01.2022:

Die Lösung ist recht einfach:
Behalte deinen Hauptwohnsitz in Deutschland. So hast du keinerlei Probleme, aber alle Vorteile. Das musst du ja nicht rumposaunen.

Du kannst bei deiner Freundin wohnen und von dort aus arbeiten. Dein Hauptwohnsitz in der BRD muss halt möglichst günstig sein und eine abgeschlossene Wohneinheit darstellen (eigener Zugang, Kochgelegenheit und Bad). So ist das auch legal.

Die Wohnsitz-Frage wird in Deutschland von den Bürger immer viel zu ernst genommen ;)

WiWi Gast schrieb am 13.01.2022:

Oder habt ihr sonst noch Tipps? Kleine Wohnung auf der deutschen Seite nehmen und anmelden...dann "illegal" aus dem Home Office in CH arbeiten und nur gelegentlich die Post abholen?

Wird wohl deine einzige Alternative neben einem Office Transfer nach CH sein. Remote Work aus dem Ausland macht kein Arbeitgeber mit. Selbst wenn es EU wäre, so erst recht nicht.

Zum einen kannst du nicht so einfach Immobilien in der Schweiz kaufen und zum anderen vergisst du in deiner Konstruktion, dass du KV doppelt zahlst. Einmal in DE und einmal die obligatorische in der Schweiz. Zudem sind die Abgaben bei 85k brutto in der Schweiz erheblich niedriger. Hinzu kommt das Drei-Säulen-Modell in der Altersvorsorge oder die (niedrigen) Steuern auf Kapital in der Schweiz. Long Term gibts keinen Grund diese Vorteile in der Schweiz nicht mitzunehmen, wenn du schon dort leben willst.

Abgesehen davon solltest du bei einer anderen Firma in der Schweiz Minimum 100k im Jahr bekommen. Überlege es dir lieber nochmal…

WiWi Gast schrieb am 13.01.2022:

Die Lösung ist recht einfach:
Behalte deinen Hauptwohnsitz in Deutschland. So hast du keinerlei Probleme, aber alle Vorteile. Das musst du ja nicht rumposaunen.

Du kannst bei deiner Freundin wohnen und von dort aus arbeiten. Dein Hauptwohnsitz in der BRD muss halt möglichst günstig sein und eine abgeschlossene Wohneinheit darstellen (eigener Zugang, Kochgelegenheit und Bad). So ist das auch legal.

Die Wohnsitz-Frage wird in Deutschland von den Bürger immer viel zu ernst genommen ;)

Damit er weiterhin 42% Ekst + Sozialabzocke zahlen darf?

Frag einfach ob das doch gehen sollte. Ist ja auch etwa 10k günstiger im Jahr für die, da Sozialabgaben erheblich günstiger sind in CH (für den AG)

Solltest auch gut mehr als 15k Netto mehr haben

Das wird dir hier im Forum denke ich niemand 100% beantworten können. Ich wohne selber in der Schweiz und kann dir nur dringend raten dir einen kompetenten Steuerberater in Grenznähe zu suchen, der kann dir sagen wie du das am schlausten löst.

WiWi Gast schrieb am 13.01.2022:

Zum einen kannst du nicht so einfach Immobilien in der Schweiz kaufen

EU Bürger haben in der Schweiz beim Immobilienerwerb die selben Rechte wie Schweizer Bürger und brauchen KEINE Bewilligung.

Hier der TE - Danke für die vielen Inputs.
Klar möchte ich gerne langfristig komplett mit Job in die Schweiz, auch wegen der Besteuerung. Nur im Übergang ist mir das zu Risikoreich. Es könnte ja sein, dass die Pläne meiner Freundin nicht aufgehen und sie zurück nach D muss. Sie sagt, sie könnte 6 Monate ohne Job erstmal problemlos etwas mieten, bevor sie eine Bewilligung braucht.

Sie ist auch kein WIWI, sondern nur im Einzelhandel tätig, wird also nicht soviel verdienen können, aber mehr als in D. Aber zum Wohnungskauf braucht es sicherlich noch mein Einkommen dazu.

Übrigens danke für den Tipp - Wechsel nach CH zu gleichem Brutto und Sparpotential für die Firma. Das werde ich bei Gelegenheit mal anbringen.

Da ich im Supply Chain / Logistik / Einkauf Bereich als SAP Key User tätig bin erwarte ich mir auch kein allzu großen Gehaltssprung. In D bin ich im IG Metall Tarif mit 35h Woche.

Also im besten soll meine Freundin in CH etwas für die ersten 6 Monate mieten und da starten und ich behalte Job und Wohnsitz in D und werde dann versuchen einen internen Wechsel auszuloten. Falls das nicht klappt oder parallel extern bewerben.

WiWi Gast schrieb am 14.01.2022:

Zum einen kannst du nicht so einfach Immobilien in der Schweiz kaufen

EU Bürger haben in der Schweiz beim Immobilienerwerb die selben Rechte wie Schweizer Bürger und brauchen KEINE Bewilligung.

Jep,das stimmt,kann auch empfehlen nicht in einer stadt selbst was zu kaufen,sondern in einer nahen Gemeinde.Meistens noch günstigere Steuern als city direkt und mit den top ausgebauten ÖVs der Schweiz (nicht zu vergleichen mit ÖVs in DE) bist du in 20min.im Zentrum. Die schweiz ist sehr klein und alles ist gut erschlossen.

Wegen steuern auch umliegende Kantone in betracht ziehen,da wegen dem steuerwettbewerb unter kantonen und selbst Gemeinden manchmal Welten zwischen den Steuersätzen liegen.
Alleine um den kleinen Zürichsee herum grenzen 3Kantone.Stadtzentrum würde ich nicht wohnen,weil sehr teuer und höhere Steuern als Gemeinden drumherum.

Wie sieht das eigentlich anders rum aus? Ich habe überlegt einen Job in der Schweiz zu holen und könnte offiziell bei Bekannten wohnen, würde aber die meiste Zeit in Deutschland arbeiten. Wohne direkt an der Grenze zur Schweiz.

WiWi Gast schrieb am 13.02.2022:

Wie sieht das eigentlich anders rum aus? Ich habe überlegt einen Job in der Schweiz zu holen und könnte offiziell bei Bekannten wohnen, würde aber die meiste Zeit in Deutschland arbeiten. Wohne direkt an der Grenze zur Schweiz.

Offiziell verboten, inoffiziell natürlich möglich.
Wenn das Finanzamt davon mitbekommt wird es hässlich..