Wichtig ist, dass man zwischen Arbeitsmarkt und Anspruch des Studiums unterscheidet.
Beides sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.
Ich rede jetzt zunächst explizit NICHT über den Arbeitsmarkt, sondern über das akademische(!) - nicht praktische - Niveau der Ausbildung.
Ich bring einfach mal Beispiele aus meinem Bekanntenkreis, da hatten wir neulich das Thema öfters mal in einer großen Gruppe:
Mir fallen spontan 9 Leute ein, die sowohl an einer FH als auch an einer Uni studiert haben.
Davon haben 2 zunächst ihren Abschluss an einer FH gemacht und dann an einer Uni.
Beide sagen, dass das Niveau an der Uni deutlich höher war.
Die anderen 7 Leute sind zunächst an einer Uni gescheitert und haben ihr Studium an einer FH fortgesetzt.
Einer davon schreibt jetzt Einsen und Zweien und sagt, er erkenne keinen Unterschied zwischen FH und Uni...
Zwei von den 7 Leuten sagen gar nichts zu dem Thema.
Die weiteren 4 Personen sagen, dass es deutlich einfacher als an einer Uni ist. Einer spricht sogar von "Kindergarten", obwohl er da sicherlich übertrieben hat.
Interessant ist allerdings, dass alle Personen einen Abschluss zwischen 1 und 2 hingelegt haben / hinlegen werden, nachdem sie zuvor an der Uni immer nur eine 3 bis 5 geschrieben haben und dort exmatrikuliert wurden / gegangen sind.
Ach ja, drei von diesen Personen lassen, wann immer irgendwie möglich, ihren Zusatz "FH" weg...
Dann gibt es noch die Leute, die entweder nur auf einer FH oder nur auf einer Uni waren.
Mir fällt dabei auf, dass "die FH'ler" fast schon aggressiv kommunizieren, dass ja alles sowieso das Gleiche wäre. Manche gehen sogar so weit, dass sie sagen, weil die Abschlüsse nun gleich heißen (Bätschelor, Masda), würden die Hochschulen auch gleich anspruchsvoll sein. "Sonst würden sie ja nicht gleich heißen!" ;-)
Dafür wird dann mit der gleichen Anzahl an ECTS-Punkten und Semestern an den FHs und Unis argumentiert. Also mit einem rein quantitativen Maßstab.
Oft reagieren die Uni-Leute gar nicht und lächeln bedrückt. Vermutlich um den gemütlichen Abend nicht zu stören und Keinen in Verlegenheit zu bringen.
Fakt ist in meinen Augen, dass das Niveau an einer Uni deutlich höher ist als an einer FH.
Und dass quantitative Maßstäbe wie ECTS nix taugen ist ebenso klar.
An manchen Unis können sogar die eigenen Uni-Bachelor-Leute kein Master-Programm beginnen, weil die Plätze durch Bachelor-Absolventen der FH's weggeschnappt werden. Schließlich werden viele Masterplätze (auch) nach Noten vergeben (an einigen Unis ist das politisch so bestimmt, nicht durch die Unis selbst). Und ein FH'ler bekommt nun mal wesentlich bessere Noten für eine geringere Leistung.
Problematisch sehe ich insgesamt, dass Uni-Absolventen auf dem Arbeitsmarkt aud den ersten Blick schlechter gestellt werden. Fast jede FH versucht jetzt irgendwie als Uni daher zu kommen ("University of..."), selbst die BA's glauben langsam sie wären Unis.
Um jetzt den Bogen zu dem Arbeitsmarkt zu spannen: Der Arbeitgeber sieht jetzt überall die gleichen Abschlüsse. Allerdings wird der Uniabsolvent im Schnitt zwangsläufig schlechtere Noten mitbringen und vermutlich auch längere Studienzeiten. Die Transaktionskosten sind natürlich für den potentiellen Arbeitgeber sehr hoch, schließlich muss er nun erstmal rausfinden, von welcher Hochschule der Bewerber kommt. Vorausgesetzt, er ist sich dieser Problematik überhaupt bewusst. Wenn nicht, wird der Uniabsolvent wohl nicht mal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Vermutlich wird er sogar als "Dummerchen" betrachtet, der "nicht mal einen Einser-Abschluß" hat.
Allerdings hab ich in letzter Zeit zum Glück auch beobachtet, dass manche Arbeitgeber bewusst angeben, dass für gewisse Stellen mindestens ein Uni(!)-Master notwendig ist...
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