Ich verstehe überhaupt nicht, weshalb hier laufend Ratschläge gegeben (oder gesucht?) werden, wie man dieser Frage möglichst geschickt ausweicht oder sie in irgend eine Richtung verdreht.
Ich stelle diese Frage selbst in Interviews und es ist eine der wichtigsten Fragen, da sie die grundlegende Motivation des Bewerbers beschreibt. Wenn ich diese Frage stelle, möchte ich keine alberne Ausweich-Antwort oder sonst eine Verdrehung des Gesprächs, sondern ich möchte wissen, was den Bewerber motiviert. Ist es Geld? Freiheit? Verantwortung? Spaß? Abwechslung? Rang und Namen? Sicherheit? Anerkennung in nicht-monetärer Form? Wer dieser Frage ausweicht, der zeigt mir leider, dass er das Gespräch nicht ernst nimmt, oder keine selbstbewussten Antworten auf persönliche Fragen geben kann.
Wenn die Person absolut keine Antwort geben kann oder will, weil sie sich noch nie Gedanken über diese Frage gemacht hat, dann ist das für einen 18jährigen Erstsemester-Studenten absolut ok - der muss noch nicht wissen, was er mal will. Auch der 23jährige Master-Absolvent kann etwas unkonkret bleiben, aber diesem muss es wenigstens möglic sein, seine eigenen Motive zu reflektieren.
Also zum Beispiel: "Ganz ehrlich - ich wollte immer viel Geld verdienen, deshalb habe ich Wirtschaft studiert. Irgendwann habe ich gemerkt, dass Geld nicht alles im Leben ist und dass ich lieber eine gut bezahlte Tätigkeit ausübe, die mich herausfordert, als eine sehr gut bezahlte, die ich für sinnlos halte. In fünf Jahren möchte ich weiterhin bei Ihrer Firma sein, meine Fähigkeiten in X und Y möglichst oft eingesetzt haben, Verantwortung über Z haben und vielleicht auch Personalverantwortung. Hängt davon ab, ob ich in die Führungskultur passe und ob Sie mir die Personalverantwortung überhaupt zutrauen. Ein Ortswechsel wäre mir weniger wichtig und ich muss auch nicht in vier verschiedenen Abteilungen gewesen sein."
Seid ehrlich.
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