WiWi Gast schrieb am 02.03.2019:
Das sehe ich etwas zwiespältig. Natürlich muss irgendwie Geld her, aber wäre es nicht besser für die Psyche der Menschen aber auch, ganz ökonomisch betrachtet, für das Wirtschaftswachstum, wenn Menschen einer Tätigkeit nachgehen, die sie eben NICHT nur als Gelderwerb sehen, sondern weil sie darin wirklich einen Sinn für sich sehen. Menschen die etwas machen, weil sie es wirklich mögen, sind deutlich engagierter, deutlich effizienter, etc.... bei der Arbeit, als jemand der nur Zeit gegen Geld tauscht. Gesamtgesellschaftlich wäre es besser, wenn möglichst viele Menschen, das tun können was sie wirklich erfüllt.
Dann wären vielleicht auch viele Menschen in unserer westlichen Gesellschaft nicht so viel krank. In westlichen Ländern ist der Prozentsatz an psychischen Erkrankungen, Depressionen und Selbstmorden in den letzten Jahren immer mehr gestiegen. Das kommt nicht von ungefähr. Sondern von immer mehr Leistungsdruck, Karriererdenken und eben davon das deshalb eben Menschen NICHT das tun, was sie wirklich glücklich macht.
Optimal ist es natürlich, wenn jeder die Arbeit macht, die ihn wirklich erfüllt. Aber wie viele Menschen gibt es auf der Welt, die ihre Arbeit erfüllt? Ich schätze, es sind sehr wenige.
Ich selbst wollte eigentlich in einem anderen Bereich arbeiten als jetzt. Ich fand auch anfangs keinen Sinn und habe mich jeden morgen zur Arbeit gequält. Mir wurde, trotz über 20 Bewerbungen in meinem Traumbereich (leider gibt es da nicht so viele Stellen) abgesagt, der Grund war offenbar meine schlechten Diplom-Noten (obwohl ich schon über 5 Jahre Berufserfahrung hatte!).
Ein Gespräch mit meinem Vater hat mir dann die Augen geöffnet. Man muss keinen großartigen Sinn hinter der Arbeit sehen, solange man nichts tut, was man selbst für moralisch nicht richtig hält (und ich bin mir sicher, dass das beim TE nicht der Fall ist). Manchmal muss man sich eingestehen, dass das Gras auf der anderen Seite immer grüner ist bzw. dass einige Türen, die einem offenstanden, jetzt verschlossen sind. Und das geht jedem so. Niemand ist zu 100% glücklich.
Als ich diese Erkenntnis verinnerlicht habe, habe ich das Leben wieder genießen können und außerhalb der Arbeit Dinge gesehen, auf die ich vorher nicht geachtet habe. Ich bin gesund, ich kann mir eine schöne Wohnung leisten, ich muss nicht hungern, ich kann sogar zwei mal im Jahr Urlaub machen! Das ist für viele keine Selbstverständlichkeit.
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