Wirecard das Enron für EY? Oder für die BIG 4?
WiWi Gast schrieb am 03.07.2020:
Könnte es da vielleicht bzgl. der finanziellen Unabhängigkeit helfen, wenn der WP neben der reinen Prüfung noch andere Einkunftsquellen hätte? Beispielsweise Beratung? (bei anderen Mandanten)
Zudem sehe ich das Abhängigkeitsverhältnis nicht in dieser Bedeutung. Mag sein, dass ich da ein doofer WP bin, wenn ich einfach stur so prüfe als wäre ich nicht abhängig - und Mandantenpflege stattdessen betreibe in dem ich Deadlines halte und klar, offen und hilfsbereit kommuniziere.
Abhängigkeit ist doch meist und vor allem eine Kopfsache und vermutlich weit öfter vorauseilender Gehorsam als echter Abhängigkeit geschuldet.Mag sein, dass der Leiter Rechnungswesen mich loswerden will, die GFs sehen in der Regel, dass meine Anmerkungen berechtigt sind und die Art und Weise der frühzeitigen deutlichen Kommunikation spätere größere Probleme vermeidet.
Die unbelehrbaren Mandate mit tickenden Zeitbomben in der Bilanz, wechselfreudigen GFs und leicht zu manipulierenden ARs und Gesellschaftern sind ehrlich gesagt auf meiner Liste der Wunschmandanten relativ weit hinten.
Da halte ich den internen Druck vom Partner noch eher für ein Problem, aber da muss man eben auch mal gegen halten. Wenn ein WP das nicht hinbekommt, hat der Berufsstand ein viel fundamentaleres Problem. Ein wenig Durchsetzungsvermögen und Integrität braucht man schon.
Aus meiner Erfahrung gibt es solche Mandate auch, die sind aber nicht die Regel. Aus dem gehobenen Mittelstand kenne ich viele Beispiele, wo:
- der WP nicht nerven soll, weil ja eh alles seine Richtigkeit hat. Die JAP wird als lästige Pflicht angesehen. Insbesondere vorherrschend bei inhabergeführten Unternehmen, bei denen die ganze Familie in gehobenen Positionen installiert wird.
- die Anspruchshaltung vorherrscht: Wenn es schon Geld kostet, muss der WP auch was leisten=mithelfen.... (Anhang, Lagebericht, vor allem aber Steuerberechnung „das können wir nicht, das haben wir noch nie gemacht“) wenn nicht, sucht man sich eben einen anderen. Und dann will ich dich mal sehen, wenn du mit dem Mandat 100k Umsatz machst und einen deiner Mitarbeiter darüber trägst. In kleineren Kanzleien ist das ein Thema. Mit Augenhöhe und Distanz kommst du nicht weiter. Leider.
Am längeren Hebel sitzt nicht du, sondern wer bezahlt, bestimmt die Musik.
Professionelle KMU mit Aufsichtsrat/Beirat oder von der GF verschiedenen Gesellschaftern, die die Leistung Prüfung zu schätzen wissen, sind leider nicht die Regel, auch wenn es die gibt.
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