Hallo WiWi Community,

ich stehe aktuell vor einer schweren Entscheidung und würde gern um Rat bitten.

Ich habe eventuell ein Angebot vorliegen: Junior Sales Manager bei Ingenieurdienstleister (mittelgroß, Norddeutschland; interner MA), Fixum: 13 Gehälter à 3400 brutto + Firmenwagen (Kompaktklasse um die 35k) + Provisionsmodell. 40h (real wohl etwas mehr wegen Außendienst), gute Arbeitsbedingungen, familiäre und coole Atmosphäre, Teamevents/Kickerturniere, viele Benefits. Mein Gesprächspartner sagte mir, dass inkl. Provisionen zu Beginn im Schnitt ca. 55k im Jahr zu erwarten sind (noch oben hin ungedeckelt!), allerdings kann man sich darauf ja nicht verlassen.

Zu mir: 25 Jahre, Abi 1,2, Bachelor Wi-Ing fast fertig (Note 1,8), abgeschl. Ausbildung (fachfremd), Auslandsstudium, Auslandspraktikum (DAX), 2 Werkstudententätigkeiten (DAX), gutes Auftreten/Sozialkompetenz und sehr kommunikativ. Mit den Kontakten aus meinen bisherigen Praxiseinsätzen sollte eine Anstellung im Konzern bei IG Metall Konditionen drin sein (mit ca. 60k bei 35h/Woche zum Einstieg), was aber mit einem Umzug verbunden wäre.

Partnerin und ich wollen gern in der aktuellen Stadt bleiben. Auf den typischen Bürojob als kleines Glied in der Kette im Weltkonzern habe ich sehr wenig Lust, also würde ich für einen spaßigeren Job (familiäres Umfeld, mal aus dem Büro rauskommen (daher Vertrieb, Außendienst etc.)) im Mittelstand durchaus auf etwas Gehalt verzichten, da ich lieber für weniger Geld arbeite und Spaß an der Arbeit habe.

Die Frage ist nur, ob der Gehaltsverzicht zu groß ist. Ich gehe nur vom Fixum aus. Die 3400 brutto mit Firmenwagen (1% Regel, Privatnutzung mit Tankkarte) kommt so auf 1.900€ netto raus. Im Konzern gäbe es schnell mal netto 1000€ mehr bei 35h/Woche... Ist der Einschnitt zu groß?

Wie seht ihr das Ganze? Sollte ich versuchen, Bedingungen zu verhandeln, beispielsweise eine garantierte Mindestprovision im 1. Jahr? Das Fahrzeugmodell wird halbwegs vorgeschrieben, kann man versuchen davon abzuweichen? Für den BLP von ca. 35k denk ich kann man besser einen Skoda Octavia/Golf Variant mit etwas Ausstattung nehmen als einen nackten BMW 1er, oder nicht?

Vielen Dank und beste Grüße!

WiWi Gast schrieb am 04.01.2019:

Hallo WiWi Community,

ich stehe aktuell vor einer schweren Entscheidung und würde gern um Rat bitten.

Ich habe eventuell ein Angebot vorliegen: Junior Sales Manager bei Ingenieurdienstleister (mittelgroß, Norddeutschland; interner MA), Fixum: 13 Gehälter à 3400 brutto + Firmenwagen (Kompaktklasse um die 35k) + Provisionsmodell. 40h (real wohl etwas mehr wegen Außendienst), gute Arbeitsbedingungen, familiäre und coole Atmosphäre, Teamevents/Kickerturniere, viele Benefits. Mein Gesprächspartner sagte mir, dass inkl. Provisionen zu Beginn im Schnitt ca. 55k im Jahr zu erwarten sind (noch oben hin ungedeckelt!), allerdings kann man sich darauf ja nicht verlassen.

Zu mir: 25 Jahre, Abi 1,2, Bachelor Wi-Ing fast fertig (Note 1,8), abgeschl. Ausbildung (fachfremd), Auslandsstudium, Auslandspraktikum (DAX), 2 Werkstudententätigkeiten (DAX), gutes Auftreten/Sozialkompetenz und sehr kommunikativ. Mit den Kontakten aus meinen bisherigen Praxiseinsätzen sollte eine Anstellung im Konzern bei IG Metall Konditionen drin sein (mit ca. 60k bei 35h/Woche zum Einstieg), was aber mit einem Umzug verbunden wäre.

Partnerin und ich wollen gern in der aktuellen Stadt bleiben. Auf den typischen Bürojob als kleines Glied in der Kette im Weltkonzern habe ich sehr wenig Lust, also würde ich für einen spaßigeren Job (familiäres Umfeld, mal aus dem Büro rauskommen (daher Vertrieb, Außendienst etc.)) im Mittelstand durchaus auf etwas Gehalt verzichten, da ich lieber für weniger Geld arbeite und Spaß an der Arbeit habe.

Die Frage ist nur, ob der Gehaltsverzicht zu groß ist. Ich gehe nur vom Fixum aus. Die 3400 brutto mit Firmenwagen (1% Regel, Privatnutzung mit Tankkarte) kommt so auf 1.900€ netto raus. Im Konzern gäbe es schnell mal netto 1000€ mehr bei 35h/Woche... Ist der Einschnitt zu groß?

Wie seht ihr das Ganze? Sollte ich versuchen, Bedingungen zu verhandeln, beispielsweise eine garantierte Mindestprovision im 1. Jahr? Das Fahrzeugmodell wird halbwegs vorgeschrieben, kann man versuchen davon abzuweichen? Für den BLP von ca. 35k denk ich kann man besser einen Skoda Octavia/Golf Variant mit etwas Ausstattung nehmen als einen nackten BMW 1er, oder nicht?

Vielen Dank und beste Grüße!

2.900 Netto als Bachelor, lange nicht mehr so gelacht.
Hast du denn von deinen Kontakten ein Angebot bekommen? Falls nicht vorsichtig sein mit der Aussage, dass einem die Kontakte dann ja schon unterbringen würden. Sei denn der Kontakt ist Vorstand und Vater deiner Freundin...

Außerdem ist knapp 45k fix für nen Bachelor ein sehr faires Angebot zum Einstieg. Kann man wenig drüber meckern insbesondere wenn es noch ne gute Provision geben kann. Bedingungen brauchst du da gar nicht stellen, wird sich die Firma eh nicht drauf einlassen und unter Umständen hast du damit dein Angebot verbrannt.

Wo steht was von 2.900 € netto?

WiWi Gast schrieb am 04.01.2019:

Wo steht was von 2.900 € netto?

Jetziges Angebot ist bei 1900€ netto, Konzern wäre angeblich nochmal 1000€ netto mehr. Ergo 2900€ netto

Hallo!

Vielen Dank vorab für eure Antworten!
Doch, um die 2800-3200 netto wären durchaus realistisch. Bin aktuell noch Werkstudent beim Großkonzern mit >130.000 Mitarbeitern, Bezahlung sogar noch über IGM Tarif Hamburg/Unterweser.

Strategischer Einkauf:
Zieleingruppierung: Nach 2-3 Jahren BE Entwicklungsplan bei EG11H IG Metall Hamburg Unterweser sind das 6.420€ Monatsbrutto. Incl. Weihnachts- und Urlaubsgeld zzgl. Leistungszulage und ggf. Gewinnbeteiligung kratzt man da schnell mal an den 90k. Und das 3 Jahre nach dem Bachelorabschluss bei 35h/Woche.

Im ersten Jahr fängt dieser Entwicklungsplan i.d.R. bei ca 60k + Gewinnbeteiligung an. Spätestens nach 3 Jahren sollten die 85k dann stehen.

Wir haben hier Techniker ohne Hochschulabschluss, die AT Verträge haben und inkl. Bonus deutlich über 100k im Jahr liegen. IGM Großkonzern ist eben eine andere Welt. Dafür gibt es aber eben auch etwas prozessorientiertere Strukturen und die Arbeit kommt einem vor wie in der Verwaltungsbehörde.

Also bitte nicht immer gleich davon ausgehen, dass der TE unrealistische Vorstellungen hat.

Danke dennoch!

Siehe Antwort oben.

By the way: Der Tarifvertrag unterscheidet nicht zwischen Bachelor/Master, FH/Uni. Da kommt es einzig und allein auf die Stellenbeschreibung an. Wenn man bis zum Bachelorabschluss an der FH eben einen ordentlichen Lebenslauf (mind. 3 Praktika, Auslandserfahrung, abgeschl. Ausbildung etc.) mitbringt, dann ist man für die Stelle einfach attraktiver als ein Masterabsolvent von der Elite-Uni, der noch nie eine Firma von innen gesehen hat (Klar, es gibt Ausnahmen. F&E, IB/UB wird's mit dem Bachelor schwer. Aber in der Industrie entlang der Wertschöpfungskette oder in den Supportabteilungen kann man auch mit dem Bachelor schon seeeehr anständig verdienen).

2.900 Netto als Bachelor, lange nicht mehr so gelacht.
Hast du denn von deinen Kontakten ein Angebot bekommen? Falls nicht vorsichtig sein mit der Aussage, dass einem die Kontakte dann ja schon unterbringen würden. Sei denn der Kontakt ist Vorstand und Vater deiner Freundin...

Außerdem ist knapp 45k fix für nen Bachelor ein sehr faires Angebot zum Einstieg. Kann man wenig drüber meckern insbesondere wenn es noch ne gute Provision geben kann. Bedingungen brauchst du da gar nicht stellen, wird sich die Firma eh nicht drauf einlassen und unter Umständen hast du damit dein Angebot verbrannt.

Die Entgeltgruppen nicht, aber die Stellenbeschreibung unterscheidet ob ich Bachelor/Master/Uni/FH und/oder Berufserfahrung brauche. Sprich eine Einstufung in EG11 kann ich ohne Berufserfahrung mit Bachelor kaum erreichen, weil die Punktzahl dafür fehlt. Deshalb ist es auch illusoriisch in IGM Hamburg mit der höchsten EG11 anzufangen. Realistisch ist da wohl 8-9 mit viel Glück ne EG10 Stelle zu bekommen.

Hab in meiner Studentenzeit auch in verschiedenen Konzernen gearbeitet, da hat kaum ein Werkstudent direkt ein Angebot bekommen, mussten sich fast alle auch gegen externe Bewerber durchsetzen. Von daher sind die Kontakte schön, solange da aber kein Vertrag vor einem liegt nützen die auch nichts...

Die Stellenbeschreibung fordert in den allerseltensen Fällen einen Bachelor/Master/Uni/FH. Die besagt in den absolut meisten Fällen nur "abgeschlossenes Hochschulstudium". Uni/FH schon gar nicht, da hat die Erfahrung aus Praktika etc. einen deutlich höheren Stellenwert. Ein Master wird allerhöchstens in der F&E explizit gefordert.

Natürlich kann bei sonst ähnlichen Qualifikationen der Master in solchen Fällen (Anforderung "abgeschlossenes Hochschulstudium") sehr von Vorteil sein. Aber ein Bachelor mit Berufsausbildung, Auslandsjahr, zwei Werkstudentenjobs im betreffenden Unternehmen und zwei weiteren DAX Praktika, der außerdem von der Persönlichkeit gut ins Team und zur Stelle passt, wird in jedem Fall den Zuschlag kriegen, wenn die anderen Master-Bewerber höchstens mit einem kleinen 3-Monats-Praktikum um die Ecke kommen.

EG11H ist im strategischen Einkauf definitiv die Eingruppierung. Da man als Einsteiger nicht direkt mit den vollen 80+k einsteigen kann, gibt es den oben beschriebenen Entwicklungsplan. Der Entwicklungsplan stellt sicher, dass bis zur Erreichung der Zieleingruppierung die nötige Berufserfahrung erlangt wird.

Nur mal eben so zum Vorposter: Auch wenn es stimmt, dass die meisten Stellen im EG8/9 Bereich (IGM Hamburg) für Absolventen angesiedelt sind: Mit EG9Z1 (die gängigste Eingruppierung z.B. im Airbus Konzern für Einsteiger, unabhängig von Bachelor oder Master) kommste auch auf 5k pro Monat brutto (zusätzlich: Weihnachts- und Urlaubsgeld, leistungsbezogener Bonus und Gewinnbeteiligung)!