WiWi Gast schrieb am 28.11.2022:
Ich arbeite noch in einem mittelständischen Unternehmen (ca. 100 MA). Hier wird Präsenz sehr groß geschrieben - generell gilt hier das Credo "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser". Deshalb besteht auch maximal die Möglichkeit, in Absprache mit dem Chef ins HO zu gehen. Ihr könnt euch denken, was das auf Deutsch heißt. Lange wird sich das Unternehmen diese Haltung nicht leisten können.
Ab nächstem Jahr wechsle ich zu einem größeren Unternehmen (über 6.000 MA), hier gibt es eine Betriebsvereinbarung und mein Team arbeitet 60 % zuhause und 40 % vor Ort. Ohne diesen HO-Anteil hätte ich auch nicht unterschrieben und das habe ich auch klar kommuniziert.
Im Endeddfekt wird sich meine Pendelzeit pro Woche von aktuell 5 Std. auf 2 Std. reduzieren.
Kannte selbst mehrere solcher Läden.
Die sind inzwischen alle pleite oder kurz vor der Insolvenz. Völlig zurecht meiner Meinung nach.
Dafür bin ich ausnahmsweise der Corona Pandemie dankbar, dass gezwungermaßen gezeigt wurde, dass sich viele Jobs auch (zeitweise) außerhalb des Büros gut erledigen lassen.
Was ich aber zum Kotzen finde ist, dass in manchen Unternehmen jetzt verschiedene Gruppen der Beschäftigten gegeneinander ausgespielt werden.
Z.B. nur weil die Leute in der Produktion vor Ort sein müssen, sei es nicht vermittelbar, warum Backoffice von Zuhause arbeiten kann. Das ist kein ausgedachtes Beispiel, sondern aus einem kürzlichen Interview mit der Personalchefin eines großen Konzerns...
Qualifikation, Arbeitsmarkt und Tätigkeit mal komplett ignoriert. Aber man wird sich umschauen, wenn dann die Leute aus dem Backoffice reihenweise zur Konkurrenz abhauen.
Ich arbeite bei einer großen IT Beratung und hier geht auf mittlerer Führungsebene die Angst um.
Der Vorstand (klassische Boomer Manager) will aus irrationalen und nicht kommunizierten Gründen mittelfristig wieder auf mehr Präsenz drücken.
Die Bereichs- und Teamleiter haben aber jetzt schon massive Personalsorgen (und damit auch Probleme ihre Umsatzziele zu erreichen) und die ersten Kollegen drohen ganz offen mit der Kündigung sollte eine allgemeine Büropflicht wiederkommen.
Ich habe meinem Chef auch gesagt, wenn ich wieder mehr als 2 Tage ins Office kommen soll, bin ich weg (Office natürlich in einer großen und sehr teuren Stadt).
Vermutlich wird es drauf hinauslaufen, dass das Middle Management beide Augen zu drückt, nach oben steigende Officepräsenz meldet und man den Mitarbeitern inoffiziell sagt, dass sie machen können wie sie wollen.
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