WiWi Gast schrieb am 05.03.2018:
Man merkt, dass du noch nie eine Beratung von innen gesehen hast. Die "geringere Effizienz" zu später Stunde ist so eine Mär, die sich die Sachbearbeiter gegenseitig bei ihrem Jägerschnitzel in der Kantine erzählen. Die Abendstunden sind in der Regel die produktivsten am Tag. Erst wenn die Nacht mal wirklich spät wird und es so auf 3-4 Uhr zugeht, wird man merklich unproduktiver, was aber auch dementsprechend nur in Notfällen vorkommt.
Ich bin kein Sachbearbeiter sondern Führungskraft. Ich hatte zu Beginn meines Berufslebens auch hohe Arbeitszeiten, 60h Durchschnitt mit peaks bis 70h pro Woche (ohne Reisezeiten und Pausen mitzurechnen). Nach meiner Erfahrung ist es schon so, dass die Arbeit die man nach einem 10h-Tag macht eine deutlich höhere Fehlerquote aufweist als die in ausgeruhtem Zustand. Uhrzeit für Feierabend kommt ja auch immer darauf an, wann man auf der Matte steht. Ich bin eher Lerche und fange üblicherweise zwischen 6 und 7 an zu arbeiten. Die Eulen in meinem Umfeld, die länger arbeiten, schlagen halt erst gegen 9 oder 10 bei der Arbeit auf, bleiben länger und „wundern“ sich, dass ich um 5 oder 6 „schon“ Feierabend mache. Mein Chef dagegen fängt morgens um 5 an und ist entsprechend um 3 oder 4 nachmittags wieder weg. Wenn ich morgens ins Büro komme, bringe ich ihm immer gleich seinen zweiten Triple-Espresso mit. *g*
Außerdem kommt es stark darauf an, welche Art von Arbeit man erledigt. Einfache Tätigkeiten wie Excel und Powerpoint bearbeiten, die man als Zuarbeiten für höhere Hierarchieebenen erledigt, verzeihen sehr viel mehr Ineffizienz durch langsames übermüdetes Arbeiten als verantwortungsvollere Arbeit (z.B. Kundenkontakt, Produktqualität, Produktsicherheit, Planung anderer Leute Arbeit)
WiWi Gast schrieb am 05.03.2018:
Reisezeiten nicht als Arbeitszeit anzusehen ist gleichermaßen Schwachsinn, da du von unterwegs eben arbeitest, egal ob im Taxi, im Flieger oder in der Bahn. Natürlich kannst du dir deine Arbeitszeiten gerade als Partner sehr schön rechnen, wenn du deine 5-6 Flüge die Woche und die unzähligen Taxifahrten einfach als Freizeit wertest, es entspricht aber einfach absolut nicht der Realität.
Das sehe ich genau gegenteilig. Reisezeiten als Arbeitszeit anzugeben ist totaler Schwachsinn. Damit macht man sich in jeder Branche außer Unternehmensberatung nur lächerlich. Reisezeit wird nirgends außer in der Unternehmensberatung voll als Arbeitszeit gezählt. Ok, im Vertriebsaußendienst vielleicht noch. ;-)
WiWi Gast schrieb am 05.03.2018:
Die klassischen "Effizienzsteigerungen", die in geringerem Workload in der Linie resultieren, hast du in der Beratung einfach nicht, da sich deine Aufgaben schnell ändern. Dem Projektleiter oder Partner bringt es überhaupt nichts mehr, dass er schnell Powerpoint Folien basteln oder Excel ohne Tastatur bedienen kann, da er sich zu dem Zeitpunkt einfach um ganz andere Dinge kümmert.
Meine Erfahrung ist die, dass man auch abseits von Routinejobs deutliche Effizienzsteigerungen hinbekommt. Wahrscheinlich hast du noch nie etwas anderes als einen Routinejob ausgeführt? Ich muss jeden Tag troubleshooting betreiben und Probleme lösen, deren Existenz mir nie in den Sinn gekommen wäre und das was ich heute nach ein paar Jahren Berufserfahrung schnell und praktikabel lösen kann, hätte ich direkt nach dem Studium unmöglich in der gleichen Zeit erledigen können wie heute, weil mir das Hintergrundwissen und die Erfahrung gefehlt hätte. Damals hätte ich für vergleichbare Fragestellungen noch viel mehr recherchieren müssen, was ich heute aus analogen Fällen kenne oder ableiten kann. Außerdem, und darauf bist du ja noch gar nicht eingegangen, wahrscheinlich weil du es noch nicht kennst: Man hat nach ein paar Jahren seine Mitarbeiter, denen man bestimmte Aufgaben delegieren kann. Jeder davon hat Stärken, die man optimal nutzen kann. Es steigert meine Effizienz enorm, Aufgaben die mich ausbremsen zu delegieren damit ich mich rein auf meine Stärken konzentrieren kann.
Zudem wird auch die Kommunikation mit den Kollegen effizienter und nimmt weniger Zeit in Anspruch, da das Team eingespielt ist und nicht ständig fluktuiert.
lowbrain89 schrieb am 05.03.2018:
Kann dem nur zustimmen. Was jedoch richtig ist: Natürlich wirst du in den ersten Monaten deutlich schneller was Excelanalysen und die Aufbereitung auf Folien angeht. Es ist aber dann eben mitnichten so, dass du um 20 Uhr Feierabend machen kannst. Es ist eigentlich fast immer was zu tun.
Ehm... Nein. Innerhalb von ein paar Monaten schneller zu werden bei Fußvolk-Arbeit ist nicht mit mehreren Jahren Berufserfahrung und damit einhergehender (Führungs-)Verantwortung gleichzusetzen. Typische Studenten-/Praktikanten-Antwort. Lächerlich.
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