Guten Abend zusammen,

Ich habe von drei der Big4 Angebote fur ähnliche Stellen im Consulting.

Zwei der drei Unternehmen haben mir allerdings mitgeteilt, dass das Vertragsangebot an eine Probezeit geknüpft ist.

Inwiefern sind Probezeiten im Consulting gängig? Werden diese bei Bewerbern mit besseren Profilen auch in eine Probezeit geschickt? Ich habe ehrlich gesagt wenig davon gehört und bin daher grundsätzlich dazu geneigt die Stelle ohne Probezeit anzutreten, weil dies für mich ein direkter Vertrauensbeweis ist.

Wie seht ihr das? Sind Probezeiten normal, nur bei schwächeren Bewerbern, oder komplett gängig?

WiWi Gast schrieb am 12.12.2023:

Guten Abend zusammen,

Ich habe von drei der Big4 Angebote fur ähnliche Stellen im Consulting.

Zwei der drei Unternehmen haben mir allerdings mitgeteilt, dass das Vertragsangebot an eine Probezeit geknüpft ist.

Inwiefern sind Probezeiten im Consulting gängig? Werden diese bei Bewerbern mit besseren Profilen auch in eine Probezeit geschickt? Ich habe ehrlich gesagt wenig davon gehört und bin daher grundsätzlich dazu geneigt die Stelle ohne Probezeit anzutreten, weil dies für mich ein direkter Vertrauensbeweis ist.

Wie seht ihr das? Sind Probezeiten normal, nur bei schwächeren Bewerbern, oder komplett gängig?

Komplett gängig meiner Erfahrung nach. Auch aus Bewerbersicht kann es ja sinnvoll sein

Es ist von Unternehmen zu Unternehmen, teilweise von Abteilung zu Abteilung verschieden.
Grundsätzlich wird in Deutschland sehr selten auf die Probezeit verzichtet und das auch nur bei etablierten Experten mit Berufserfahrung.
Gerade bei Anfängern gibt es drei Arten von Probezeiten:

a) Pro forma, d.h. man ist eigentlich gewillt, den Bewerber zu halten und er kann nur durch eigenes Versagen scheitern
b) Als echter Prüfungsrahmen, d.h. der Teilnehmer muss überzeugen, man plant aber damit, dass er es schafft
c) Als Wettbewerb, d.h. es ist von Anfang an klar, dass einer oder mehrere Bewerber nach der Probezeit gehen müssen

Alles habe ich schon erlebt, teilweise innerhalb einer Firma. Besonders fies ist natürlich c, scheint aber wieder mehr in Mode zu kommen, weil es in manchen Bereichen den totalen Überschuss an Absolventen gibt. Passt natürlich absolut zur Generation Z Einstellung.

Ich habe in Deutschland noch nie einen Arbeitsvertrag ohne Probezeit vorgelegt bekommen…

WiWi Gast schrieb am 13.12.2023:

Es ist von Unternehmen zu Unternehmen, teilweise von Abteilung zu Abteilung verschieden.
Grundsätzlich wird in Deutschland sehr selten auf die Probezeit verzichtet und das auch nur bei etablierten Experten mit Berufserfahrung.
Gerade bei Anfängern gibt es drei Arten von Probezeiten:

a) Pro forma, d.h. man ist eigentlich gewillt, den Bewerber zu halten und er kann nur durch eigenes Versagen scheitern
b) Als echter Prüfungsrahmen, d.h. der Teilnehmer muss überzeugen, man plant aber damit, dass er es schafft
c) Als Wettbewerb, d.h. es ist von Anfang an klar, dass einer oder mehrere Bewerber nach der Probezeit gehen müssen

Alles habe ich schon erlebt, teilweise innerhalb einer Firma. Besonders fies ist natürlich c, scheint aber wieder mehr in Mode zu kommen, weil es in manchen Bereichen den totalen Überschuss an Absolventen gibt. Passt natürlich absolut zur Generation Z Einstellung.

Dein c) soll mehr in Mode kommen? Welche Arbeitgeber sollen sich das noch leisten können?
Bin seit 8 Jahren im Berufsleben und jedes Jahr erhöht sich der Wettbewerb um die guten Absolventen, die meisten Personaler klagen dass es immer schwieriger wird überhaupt gute Leute zu finden, geschweige denn sicher x% nach 6 Monaten zu feuern.

Ich kriege eher mit dass wir mal jemand behalten, den wir früher nach der Probezeit gekickt hätten, weil man erstmal wen neues finden muss der geradeaus denken und mit Menschen umgehen kann.

Ich habe in Deutschland auch noch nie einen Arbeitsvertrag ohne Probezeit gesehen.

Das hat ja auch für den AN nur Vorteile.
Persönlich würde ich auch kein Arbeitsverhältnis ohne Probezeit antreten, weil ich genau so sehr darüber entscheiden möchte, ob das Unternehmen was für mich ist oder nicht.

Der Verzicht auf die Probezeit im Vertrag ist praktisch ohne Relevanz. Das heisst nur, dass statt der zweiwöchigen die gesetzliche Kündigungsfrist gilt (4 Wochen zum 15./Monatsende).

Davon unbetroffen ist die sog. Wartezeit, den in den ersten 6 Monaten den Kündigungsschutz aussetzt.

Verzicht auf Probezeit kommt vor. Verzicht auf Wartezeit hab ich quasi noch nie gesehen (ausser sehr spezifischer Fall von Abwerbung eines gut bekannten ehemaligen Kollegens).

Fazit: Für dich irrelevant welches Angebot du annimmst. In den ersten 6 Monaten kannst du immer ohne Gründe rausgeschmissen werden. Vielleicht mit etwas längerer Frist.

WiWi Gast schrieb am 12.12.2023:

Guten Abend zusammen,

Ich habe von drei der Big4 Angebote fur ähnliche Stellen im Consulting.

Zwei der drei Unternehmen haben mir allerdings mitgeteilt, dass das Vertragsangebot an eine Probezeit geknüpft ist.

Inwiefern sind Probezeiten im Consulting gängig? Werden diese bei Bewerbern mit besseren Profilen auch in eine Probezeit geschickt? Ich habe ehrlich gesagt wenig davon gehört und bin daher grundsätzlich dazu geneigt die Stelle ohne Probezeit anzutreten, weil dies für mich ein direkter Vertrauensbeweis ist.

Wie seht ihr das? Sind Probezeiten normal, nur bei schwächeren Bewerbern, oder komplett gängig?

Probezeiten sind standardmäßig in Arbeitsvertragen angelegt, aber gesetzlich nicht zwingend.

In Arbeitsverträgen stehen prinzipiell nur Arbeitgeber freundliche Dinge drin, wenn du es von einem Arbeitsrecht Anwalt nicht überarbeiten lässt, bspw. Stornierung Urlaub oder Versetzung nach Ermessen des AG.

Die angesprochenen Wartezeiten aus Verträgen streichen zu lassen, ist möglich und kommt vor, womit das Kündigungsschutzgesetz unmittelbar gilt.

So etwas zu bekommen, ist schlussendlich Verhandlungsergebnis, kommt vor, kommt aber auch nicht vor (beides schon gesehen).
Generell machen sich viele ins Hemd, das Thema Probezeit und Wartezeit anzusprechen, könnte ja zu Friktionen führen und man ist ja bereits happy, dass in einem Arbeitnehmer Markt das geforderte Gehalt akzeptiert wird.

Generell kannst du ja offen fragen, wozu die Beratung die Probezeit und Wartezeit benötigt bzw. Man darauf besteht. Antwort kann nur sein: weil wir Sie nach freiem Ermessen kündigen können wollen, wenn wir beim recruiting einen Fehler gemacht haben.
Unehrliche Antwort wird etwa sein: weil das unsere Prozesse sind, da kann man nichts machen…

Ich habe einige Verträge in meinem Job bereits gesehen, alles ist verhandelbar, aber nicht alles was man verhandeln will, bekommt man auch🤟

WiWi Gast schrieb am 13.12.2023:

Es ist von Unternehmen zu Unternehmen, teilweise von Abteilung zu Abteilung verschieden.
Grundsätzlich wird in Deutschland sehr selten auf die Probezeit verzichtet und das auch nur bei etablierten Experten mit Berufserfahrung.
Gerade bei Anfängern gibt es drei Arten von Probezeiten:

a) Pro forma, d.h. man ist eigentlich gewillt, den Bewerber zu halten und er kann nur durch eigenes Versagen scheitern
b) Als echter Prüfungsrahmen, d.h. der Teilnehmer muss überzeugen, man plant aber damit, dass er es schafft
c) Als Wettbewerb, d.h. es ist von Anfang an klar, dass einer oder mehrere Bewerber nach der Probezeit gehen müssen

Alles habe ich schon erlebt, teilweise innerhalb einer Firma. Besonders fies ist natürlich c, scheint aber wieder mehr in Mode zu kommen, weil es in manchen Bereichen den totalen Überschuss an Absolventen gibt. Passt natürlich absolut zur Generation Z Einstellung.

Dein c) soll mehr in Mode kommen? Welche Arbeitgeber sollen sich das noch leisten können?
Bin seit 8 Jahren im Berufsleben und jedes Jahr erhöht sich der Wettbewerb um die guten Absolventen, die meisten Personaler klagen dass es immer schwieriger wird überhaupt gute Leute zu finden, geschweige denn sicher x% nach 6 Monaten zu feuern.

Ich kriege eher mit dass wir mal jemand behalten, den wir früher nach der Probezeit gekickt hätten, weil man erstmal wen neues finden muss der geradeaus denken und mit Menschen umgehen kann.

Das es in der Schraubenfabrik in Hintertupfingen keine Bewerber für einen Job als Lehnsknecht für 30k Brutto gibt, ist ja wohl logisch. Das liegt aber nicht an zu wenig Absolventen, sondern einfach an der Unattraktivität als AG. FK Mangel im IT Bereich oder in geschützen Berufen ala Arzt oder Ingenieur lasse ich mal außen vor.

Alle großen Arbeitgeber, für die Berufseinsteiger mit WiWi Background gerne arbeiten wollen nutzen die Probezeit mittlerweile aber sehr wohl als Auswahlkriterium.
Bestes Beispiel ist hier BigTech, MBB oder ganz konkret Tesla.

Besser als die Probezeit finde ich aber das Summer Analyst Programm aus der IB. Man stellt 15 günstige Praktis ein, die den ganzen Tag hauptsächlich sinnlose Arbeiten (Dokumente schwärzen, Data Room aufräumen, PPTX überarbeiten) machen. Wer sich dabei am besten schlägt, erhält am Ende ein FT offer. Anders ist es quasi unmöglich aktuell im Top IB als Analyst zu placen. Kenne keinen BB Analyst, der die Probezeit nicht überstanden hat.

WiWi Gast schrieb am 10.01.2024:

Alle großen Arbeitgeber, für die Berufseinsteiger mit WiWi Background gerne arbeiten wollen nutzen die Probezeit mittlerweile aber sehr wohl als Auswahlkriterium.
Bestes Beispiel ist hier BigTech, MBB oder ganz konkret Tesla.

Bin bei MBB und die Probezeit ist hier definitiv kein Auswahlkriterium. Das jemand in der Probzeit gegangen wird ist höchstgradig unwahrscheinlich, dann hat Hiring einen Fehler gemacht. Selbst zu Beginn schwach erscheinende Einsteiger werfen natürlich durchgepusht und trainiert, das gehört zum Teil des Geschäftsmodelles. Out kommt später.

WiWi Gast schrieb am 10.01.2024:

Alle großen Arbeitgeber, für die Berufseinsteiger mit WiWi Background gerne arbeiten wollen nutzen die Probezeit mittlerweile aber sehr wohl als Auswahlkriterium.
Bestes Beispiel ist hier BigTech, MBB oder ganz konkret Tesla.

Bin bei MBB und die Probezeit ist hier definitiv kein Auswahlkriterium. Das jemand in der Probzeit gegangen wird ist höchstgradig unwahrscheinlich, dann hat Hiring einen Fehler gemacht. Selbst zu Beginn schwach erscheinende Einsteiger werfen natürlich durchgepusht und trainiert, das gehört zum Teil des Geschäftsmodelles. Out kommt später.

Man geht doch eigentlich prinzipiell davon aus, dass man die Probezeit übersteht. Ansonsten sollte man da eigentlich nicht mit dem Arbeiten anfangen, weil man sicher auch nicht sonderlich viel besser dasteht, wenn die einen eigentlich lieber nach den ersten Monaten kicken würden. Verstehe jetzt auch nicht den Sinn dahinter wieso man bei Führungskräften eher darauf verzichten sollte jemanden während der Probezeit rauszuschmeißen. Vollkommen ungeachtet der Spezialisierung. Immerhin ist da der Schaden noch viel höher wenn man ein faules Ei hat. Außerdem rutschen die ab einem bestimmten Rang sowieso in Sphären wo der reguläre Kündigungsschutz nur bedingt gilt. Da bringt einen ein Verzicht auf die Probezeit relativ wenig. Rein generell würde ich bei 0815 Stellen nicht von ausgehen, dass eine Probezeit noch als Selektionsphase angesehen wird. Dafür ist das Einlernen/Recruiting/Einrichten und sonstiges Organisieren einfach viel zu teuer und für alle viel zu nervig.

Also ich hab in meinen bald 4 Jahren in BigTech noch nie von einer Probezeitkündigung mitbekommen...

MBB hat nach meiner Kenntnis überhaupt keine vertragliche Probezeit - warum auch? Bei halbjährlichen Beurteilungszyklen mit up-or-out Prinzip ist jeder Monat in jedem Jahr wie eine Probezeit.

WiWi Gast schrieb am 10.01.2024:

Es ist von Unternehmen zu Unternehmen, teilweise von Abteilung zu Abteilung verschieden.
Grundsätzlich wird in Deutschland sehr selten auf die Probezeit verzichtet und das auch nur bei etablierten Experten mit Berufserfahrung.
Gerade bei Anfängern gibt es drei Arten von Probezeiten:

a) Pro forma, d.h. man ist eigentlich gewillt, den Bewerber zu halten und er kann nur durch eigenes Versagen scheitern
b) Als echter Prüfungsrahmen, d.h. der Teilnehmer muss überzeugen, man plant aber damit, dass er es schafft
c) Als Wettbewerb, d.h. es ist von Anfang an klar, dass einer oder mehrere Bewerber nach der Probezeit gehen müssen

Alles habe ich schon erlebt, teilweise innerhalb einer Firma. Besonders fies ist natürlich c, scheint aber wieder mehr in Mode zu kommen, weil es in manchen Bereichen den totalen Überschuss an Absolventen gibt. Passt natürlich absolut zur Generation Z Einstellung.

Dein c) soll mehr in Mode kommen? Welche Arbeitgeber sollen sich das noch leisten können?
Bin seit 8 Jahren im Berufsleben und jedes Jahr erhöht sich der Wettbewerb um die guten Absolventen, die meisten Personaler klagen dass es immer schwieriger wird überhaupt gute Leute zu finden, geschweige denn sicher x% nach 6 Monaten zu feuern.

Ich kriege eher mit dass wir mal jemand behalten, den wir früher nach der Probezeit gekickt hätten, weil man erstmal wen neues finden muss der geradeaus denken und mit Menschen umgehen kann.

Das es in der Schraubenfabrik in Hintertupfingen keine Bewerber für einen Job als Lehnsknecht für 30k Brutto gibt, ist ja wohl logisch. Das liegt aber nicht an zu wenig Absolventen, sondern einfach an der Unattraktivität als AG. FK Mangel im IT Bereich oder in geschützen Berufen ala Arzt oder Ingenieur lasse ich mal außen vor.

Alle großen Arbeitgeber, für die Berufseinsteiger mit WiWi Background gerne arbeiten wollen nutzen die Probezeit mittlerweile aber sehr wohl als Auswahlkriterium.
Bestes Beispiel ist hier BigTech, MBB oder ganz konkret Tesla.

Besser als die Probezeit finde ich aber das Summer Analyst Programm aus der IB. Man stellt 15 günstige Praktis ein, die den ganzen Tag hauptsächlich sinnlose Arbeiten (Dokumente schwärzen, Data Room aufräumen, PPTX überarbeiten) machen. Wer sich dabei am besten schlägt, erhält am Ende ein FT offer. Anders ist es quasi unmöglich aktuell im Top IB als Analyst zu placen. Kenne keinen BB Analyst, der die Probezeit nicht überstanden hat.