WiWi Gast schrieb am 23.06.2023:
Ich finde hier wird zuviel an wilden Theorien gesponnen. Lest euch die DB Bilanzen durch, ist ja öffentlich einsehbar. Das Unternehmen wurde an die Wand gewirtschaftet, wäre nicht die Bundesrepublik die Eigentümerin, sondern wäre es eine 'echte AG', dann würden die Eigentümer entweder den Betrieb einstellen und die Firma abwickeln oder über filetieren und Notverkäufe versuchen ihr Kapital zu retten.
Natürlich haben nicht die Mitarbeiter die Bahn so vernichtet, aber die Lage ist sehr sehr brisant. Auch die neuen Gelder des Bundes gehen in die Infrastruktur, nicht in den Personenverkehr oder Cargo.
Transdev hat besser gewirtschaftet, auch unter 1:1 gleichen Bedingungen wie die Kollegen von Regio, kann daher den Mitarbeitern einen fairen Abschluss, über den niemand begeistert sein muss, über den aber die meisten anderen Gewerkschaften in Deutschland froh wären, geben. Und die DB nicht.
Der Bahnvorstand braucht den Streik vermutlich mehr als die EVG, denn irgendwann ruft dann mal der Eigentümer an und sagt "kommt zum Abschluss" und dann ist die politische Verantwortung in der Bundesregierung, dass die Konzernfinanzen noch mehr in das Minus rutschen. Der Eigentümer wird den Vorstand dann auf der nächsten Hauptversammlung entlasten, der Vorstand bekommt sein Geld und zieht weiter, die Ruine Bahn bleibt zurück.
Die EVG ist tatsächlich ein großes Glück für die DB. Nicht weil angeblich so zahm, sondern sie setzt sich sehr dafür ein den integriert Konzern zu behalten. Würde alles was das Gemeinwohl betrifft wirklich in ein Bundesunternehmen ausgelagert und der Personenverkehr würde im vollen Wettbewerb voll privatisiert, nicht nur formal sondern der Bund würde bei Regio und Fernverkehr sukzessive aussteigen, dann wären diese neuen Unternehmen quasi ruiniert. Die funktionieren nur auf dem Rücken des integrierten Konzerns noch einigermaßen wirtschaftlich. Es müssen alle mal realisieren wie das alles herunter gerockt wurde. Da ist nichts zu verteilen. Würde ich als verantwortliche Personalvorstand leider genauso vertreten müssen. Wenn dann nach dem Streik der Eigentümer Druck macht den Abschluss trotzdem zu machen bin ich raus und so wird es vermutlich laufen. Entweder während der Urabstimmung oder wirklich im Streik.
Tatsächlich ist es nicht so, das die Branche grundsätzlich gut aufgestellt ist und es unter den in DE gültigen Bedingungen wirklich möglich ist den SPNV wirtschaftlich zu betreiben, wenn man das wollte wäre es wahrscheinlich das einfachste den Nahverkehr bis auf wenige Ausnahmen komplett einzustellen und nur noch Fernverkehr zu fahren.
Den privaten geht es auch nicht wirklich gut. Die Insolvenz von Abellio war erst letztes Jahr und hatte die Einstellungen vieler Linien zu folge anderen Marktteilnehmern geht es auch nicht gut. Besonders die kommunalen Versorger (Stadtwerke) können nur mit hohen Verlusten betrieben werden.
Wenn wir die Vergütung der Mitarbeiter an den Erfolg der Unternehmen knüpfen wollen, müsste man erst Rahmenbedingungen schaffen die einen Erfolg erst möglich machen oder die Politik muss sich wenigstens aus den Rahmenbedingungen raushalten (Taktung und Ticketpreise werden stark durch die Politik beeinflusst)
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