Hier mal ein Auszug aus einem Spiegel Artikel zum equal pay day, trifft es mE ganz gut:
"....Laut Wirtschaftspsychologen und Ökonomen gibt es zwei Gründe für das kollektive Unbehagen: Erstens fällt es uns schwer, soziale Hierarchien zu akzeptieren. Zweitens glauben wir zu sehr an Schicksal und zu wenig an Selbstbestimmung.
Das deutsche Schweigen übers Geld ist fast ein kulturelles Alleinstellungsmerkmal. In den USA zum Beispiel sieht es komplett anders aus. Amerikaner reden oft sehr freizügig über das eigene Gehalt. Der Grund: Amerikaner glauben an die Freiheit, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen. Der amerikanische Traum wurzelt in dem Glauben, dass der Einzelne es vom Tellerwäscher zum Milliardär schaffen kann.
Der Deutsche glaube hingegen eher an "Chancen", sagt Becker. "Vereinfacht gesagt sind es immer die Umwelt, das Elternhaus oder die Schule, die einer besuchen durfte, die für den Erfolg verantwortlich gemacht werden." Das ähnele der Logik des Glückspiels. Damit aber, so Becker, werde der Einzelne aus der Verantwortung für seinen Erfolg und damit auch sein Gehalt entlassen.
"Erfolg ist quasi eine Gnade der Gesellschaft", sagt Becker. Jemand, der morgens die Tür seiner S-Klasse öffnet, muss also bessere Chancen gehabt und vielleicht ein Eliteinternat besucht haben - und das verletzt den tiefen deutschen Glauben an Gerechtigkeit.
Ungleichheit löst bei uns demnach soziales Unbehagen aus, anstatt zum Handeln zu motivieren. "Es hat sich einfach nicht als schlau erwiesen, bei uns zu zeigen, dass man mehr hat", sagt Becker. Das wecke nur Gefühle der Ungerechtigkeit und des Neids. Das amerikanische Modell fördere die Selbstwirksamkeit - der deutsche Ansatz hingegen führe zu erlernter Hilflosigkeit. ..."
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