Exit jetzt aus dem Audit
Hallo,
ich arbeite seit knapp einem Jahr bei einer Big4 im Audit. Mir macht die Arbeit überhaupt keinen Spaß und ich merke jeden Tag immer mehr, dass ich diese Branche so schnell wie möglich verlassen will. Ich möchte daher wissen, welche Chancen mir offen stehen und ich möchte auch meine eigene Situation erläutern.
Ich bin direkt nach dem Bachelor eingestiegen. Wirtschaftsprüfung fand ich nie interessant, ich bin eher in diesen Bereich reingerutscht. Mein Bachelor war an einer Uni und war nicht gut (Schnitt 2,9) von daher war ich froh, überhaupt einen Job gefunden zu haben.
Es gibt vieles, was mir am Job nicht gefällt. Die Arbeitszeiten sind für mich schrecklich, ich habe das Gefühl, dass ich nie abschalten kann. Die Manager schreiben uns teilweise am Wochenende Mails und meine Kollegen (Assistenten) antworten sogar eine Stunde später, also am Samstag Abend um 22:00 Uhr. Ich arbeite nie am Wochenende, aber trotzdem habe ich das Gefühl, deswegen nicht gut genug zu sein. Im Schnitt arbeite ich 50-60 Stunden in der Woche, unabhängig davon, ob Busy Season ist oder nicht (meiner Meinung nach haben wir durchgehend Busy Season). Ich fahre dann um 6:30 zur Arbeit, komme um 8:00 an, arbeite bis 20:30 oder 21:00 und muss dann wieder anderthalb Stunden nach Hause fahren, am nächsten Tag dann genau das gleiche Prozedere. Also wenn ich mal abends länger arbeiten muss, ist das kein Problem für mich, aber ich möchte das nicht als Dauerzustand haben.
Was mir auch nicht gefällt sind die Hotelübernachtungen und die bedingungslose Reisebreitschaft. Ich war mehr als die Hälfte meiner Zeit bisher auf Hotelmandaten, was meine Beziehung auf Dauer zerstören wird. Ich bin ein Mensch, der sich nur in seinen eigenen vier Wänden wohl fühlen kann (und auch gut schlafen kann), dementsprechend habe ich auch Schlafprobleme, wenn ich im Hotel bin. Und wenn ich mal kein Hotelmandat habe, fahre ich fast immer mehr als eine Stunde pro Strecke Auto, was ich auch nicht mag.
Das sind alles nur die Rahmenbedingungen der Arbeit. Die Arbeit selbst finde ich überhaupt nicht erfüllend, das meiste, was ich mache, ist abstimmen und referenzieren. Natürlich wird die Arbeit anspruchsvoller, je weiter man kommt, aber trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, das ganze ein Leben lang zu machen. Ehrlich gesagt ist es mir auch völlig egal, warum ein Mandant die Rechnung jetzt auf dieses Konto gebucht hat und nicht auf das andere. Das WP-Examen muss ich ja auch bestehen, was ich aber im Hinblick auf meine nicht vorhandene Motivation bezweifle.
Ich habe jetzt möglichst ausführlich beschrieben, was mir an der Wirtschaftsprüfung nicht gefällt. Ich könnte mir vorstellen, dass Controlling interessanter ist, weil ich da keine Dienstreisen habe und weil man da eher die Zukunft des eigenen Unternehmens mitgestalten kann. Ich bewerbe mich auch schon fleißig, bisher hatte ich allerdings noch keine Einladung für ein Vorstellungsgespräch.
Mir ist bewusst, dass jetzt im Zuge der Corona-Pandemie der schlechteste Zeitpunkt für die Jobsuche ist, dennoch bin ich der Meinung, dass man nicht einer Arbeit nachgehen sollte, wenn man innerlich schon gekündigt hat.
Habt ihr Tipps für mich, was ich in meiner jetzigen Situation machen könnte? Gibt es vielleicht auch weitere Alternativen außer Controlling, die ich nicht auf dem Schirm habe und die ihr mir empfehlen könnt?
Vielen Dank für eure Hilfe!
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