WiWi Gast schrieb am 24.07.2023:
Vermutlich ist meine Erwartung, dass ein Mann versteht, dass es bei dem Thema um weitaus mehr geht als Geld einfach nur unrealistisch. Alleine der Vergleich mit einer freiwilligen beruflichen Auszeit zur Selbstfindung (?) spricht Bände.
Wann hast du zuletzt darüber nachgedacht, dich für Minimum 6 Monate in komplette wirtschaftliche Abhängigkeit von deiner Partnerin zu begeben?
Lass mich raten, noch nie.
Und die Annahme, man bräuchte die Reform ernsthaft zur Einhaltung der Schuldenbremse ist auch echt süß.
Ich bekomme nicht wegen des Elterngeld ein Kind. Aber ich habe mir die Entscheidung für ein Kind auch nicht leicht gemacht, denn für mich als Frau sind die Auswirkungen einfach ganz andere, als für einen Mann. Und ja, vielleicht hätte ich mich ohne Elterngeld NOCH nicht für ein Kind entschieden.
Anstatt jetzt mit irgendwelchen persönlichen Anfeindungen anzufangen, weil dich irgendwas triggert, würde ich vorschlagen, sachlich zu bleiben. Um was geht es denn deiner Meinung nach beim Elterngeld? Ich bin auch der Meinung, dass die Abschaffung ein falsches Signal ist, allerdings aus anderen Gründen. Ich glaube nicht, dass das Elterngeld einen signifikanten Beitrag zur Gleichstellung von Mann und Frau leistet, weil die Entscheidung, wer zuhause bleibt überhaupt nicht dadurch, sondern durch ganz andere Faktoren getrieben wird. So wie meine Entscheidung für oder gegen die Auszeit damals nicht durch den Bezug von ALG getrieben wurde. Das meinte ich mit Mitnahmeeffekt. Und infolge dessen kann auch die Abschaffung keinen gegenteiligen Effekt haben. Keine Ahnung, ob du das verstehst.
Und wenn du so eine bohrende Angst davor empfindest, vom Vater deines Kindes wirtschaftlich abhängig zu sein, dann würde ich als allererstes mal anfangen, an dir selbst zu arbeiten, denn du scheinst mit irgendwas nicht so ganz im Reinen zu sein. Dein Mann ist genauso von dir abhängig, vielleicht nicht finanziell, aber dafür in anderer Hinsicht (z. B. sieht er das Kind nie wieder, wenn du dich trennst). Weil jeder Part in einer Beziehung eine bestimmte Rolle erfüllt und mit seinen Stärken optimalerweise die Schwächen des anderen ausgleicht. Das passt nicht zu unserer individualistischen Gleichmach-Gesellschaft heute und ist vermutlich eine Ansicht, die unpopulär ist und dich anekelt, aber in allen qualitativ vernünftigen Beziehungen, die ich kenne, ist es eben so. Und bevor dein Beißreflex wiederkommt, mit Stärken meine ich nicht putzen, kochen oder bügeln.
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