"Außer in Afrika habe ich bereits auf jedem Kontinent gelebt und meine Antwort auf deine beiden Fragen lautet eindeutig "ja". Begründung: Ich würde gerne den Wandel in D zu dieser kalten, egoistischen Gesellschaft stoppen; diese liegt für mich zu einem Großteil in der heutigen Prägung der Kinder und gestressten Erziehung zu Grunde."
Nun, eine kalte und egoistische Gesellschaft möchte ich natürlich auch nicht haben. Ich finde auch, dass nicht jeder immer nur auf seinen persönlichen Vorteil bedacht sein sollte und dass man insbesondere für seine Familie auch mal bereit sein sollte, persönliche Ziele zurückzustellen. Auch materielle Ziele sind es wert, für eine Familie geopfert zu werden. Es wird für mich trotzdem nicht deutlich, weshalb die Vereinbarkeit von Kind und Beruf automatisch eine kalte und egoistische Gesellschaft bedeuten muss. Es heisst ja "Vereinbarkeit", d.h. beides soll möglich sein. Eine Gesellschaft, in der mangels Vereinbarkeit von Beruf und Familie keine Kinder mehr gezeugt werden (oder das Zeugen eines Kindes den Verlust des Berufs bedeutet), ist für mich kälter als eine, in der es noch Kinder gibt.
"so jetzt heisst halt prioritäten zu setzen und nicht über die böseböse patriarchalische welt zu jammern sondern mal selbst eine entscheidung zu treffen was wichtig ist und was nicht."
Die Threaderstellerin hat nicht gejammert, sondern um Rat gefragt. Und auf die "böse Gesellschaft" hat hier im Thread auch noch niemand geschimpft, denn Frau Schwarzer schreibt hier (zum Glück) nicht mit.
"ob gut ausgebildete frauen in einem attraktiven beruf besser geeignet und "berechtigt" sind kinder zu bekommen als "ungebildete" frauen ist eine mehr als zynische frage."
Für die (wirtschaftliche) Zukunft unserer Gesellschaft kann es aber eine ganz entscheidende Frage sein. Wenn nur die armen Leute Kinder bekommen und die gut ausgebildeten kinderlos bleiben, wird es irgendwann eine gewaltige Umverteilung von den DINKs zu den SIMKs (small income many kids) geben müssen, damit die Kinder überhaupt noch eine Ausbildung bekommen können. Und das kann es doch auch nicht sein. Der Reichtum eines Landes entsteht nicht durchs Nichtstun, sondern durch die Schaffung von verkäuflichen Werten. Klar, Kindererziehung ist auch ein Wert. Aber einer gut ausgebildeten Frau für diese Tätigkeit den Job wegnehmen?
"für das kind ist es wichtig, dass es jemand hat der es liebt, und der zeit für es hat sonst nichts. wenn das nur prio zwei auf der to -do -list ist, ist mir ne lebenstüchtige hausfrau tausendmal lieber als ein karrieregeiles egowrack von rabenmutter.
Wir Männer machen es uns sehr leicht damit, die Frau vor diese Frage zu stellen (Kind oder Karriere), denn wir selbst können uns ja ohne gesellschaftliche Ächtung für die Karriere entscheiden.
"das problem liegt doch darin, dass suggeriert wird, dass beide arbeiten müssen UND kinder kriegen. wer sagt denn, dass eine frau einen vollzeitjob braucht?"
Leider (!) gibt es heutzutage sogar schon Männer, die das von ihren Frauen erwarten. Die wollen keine Verantwortung für ihren Partner übernehmen. Erschreckend. Oftmals finden diese Männer dann Partnerinnen, die diese Art der "Unabhängigkeit" sogar sehr schätzen und trotz Eheschließung leben wie zwei Getrennte.
Es gibt aber noch einen anderen Grund: Wenn die Gesellschaft viel Geld in die Ausbildung einer promovierten Physikerin investiert hat, dann ist es doch gesellschaftlich schädlich, wenn sie kurz nach ihrer Promotion ihren Job nicht mehr ausüben kann, um sich jahrelang vollzeit um die Kinder zu kümmern. Natürlich ist das schön, wenn die Kinder bei ihrer Mutter sein können. Es gibt aber auch Länder, die das anders handhaben - die Mutter arbeitet weiter und die Kinder werden professionell beschäftigt.
"warum nicht das kind in aller ruhe großziehen und danach allmählich einen angenehmen job machen"
...was gar nicht so einfach ist, weil es gar nicht so viele Firmen gibt, die gerne eine Mutter für einen lockeren Job einstellen, wenn es auch Kinderlose gibt, die fürs gleiche Geld mit Freude Überstunden schieben.
"...vielleicht halbtags. ich als mann arbeite gerne für frau und kind und gebe ihnen geborgenheit, von einer frau würde ich niemals eine doppelbelastung job/kind erwarten!"
Ich auch, keine Frage. Und es sollte auch jedem Paar überlassen bleiben, diese private Frage für sich zu entscheiden und den Lebensweg aus freien Stücken zu wählen. Die Wahl zu haben heisst aber auch, sich ANDERS zu entscheiden - für den Vollzeitjob. Und es gibt auch Frauen, die gerne arbeiten. Nicht, um uns Männer in die Überflüssigkeit zu drängen, sondern weil sie Freude daran haben. Und wer als Frau keinen Partner mehr hat, hat gar keine andere Möglichkeit, um nicht in die Sozialhilfe abzustürzen.
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