Ceterum censeo schrieb am 26.11.2019:
Naja, dann hoffe ich mal, dass die (normativ-arbeitenden) Doktoranden in unserem Institut bzw. Lehrstuhl nicht am Bedarf vorbei ausgebildet werden. In der Vergangenheit gab es hier jedoch selten Probleme, manche Doktoranden wechselten forschungsnah in die Praxis (FGS & Co., Grundsatzabteilungen Big4) oder kehrten in anderer Funktion an unsere oder eine andere Universität zurück. Manch einer strebte auch die Übernahme einer FH-Professur an, wobei dies ja nur noch bedingt forschungsnah ist. Alles mit normativer Forschung. Man kommt damit zwar nicht in die angelsächsischen Journals rein, aber dort hat deutsche Steuerrechtsforschung ohnehin nichts zu suchen und ist lediglich für die armen (jungen) Kollegen mit einer W-Besoldung interessant.
Auch der "normale" Einstieg in die Praxis (ohne Forschung) verlief jeweils reibungslos.
Liebe Grüße
Klar, weil die normativen Forscher in der Praxis brauchbar sind. Was will eine Steuerkanzlei mit Absolventen/Doktoranden, die vielleicht fünfmal im Leben ein Steuergesetz in der Hand hatten? An manchen empirischen Lehrstühlen arbeiten Volkswirte, die im Studium keinerlei steuerliche Vorkenntnisse erworben haben. Das sind sicher exzellente Forscher mit herausragenden Methodenkenntnissen, aber sie sind aus Sicht der Praxis weniger Wert als ein Steuerfachangestellter.
Dass man "forschungsnah" einsteigen kann, stimmt. Aber es bleibt dann eben die Praxis, mit entsprechendem Zeitdruck, den man auch in den Veröffentlichungen regelmäßig erkennt. Außerdem ist man in seiner Meinungsäußerung regelmäßig weniger frei, da man vor Gericht anhängige Verfahren beeinflussen könnte. Unbefristete Stellen als wissenschaftliche Beamte sind sehr rar, wenn überhaupt vorhanden, und die FH-Professur hat mit Forschung weniger als nichts mehr zu tun. Ich würde Ihnen daher gerne zustimmen, wenn Sie sagen, dass auch normativ ausgebildete Steuerwissenschaftler Möglichkeiten auf eine Forscherkarriere haben - nur sehe ich es momentan nicht.
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