Hallo,
ich habe mich entschieden, dass ich nicht länger als Ingenieur tätig sein möchte. Die Wirtschaftsprüfung ist mein Ziel. Meine Frage ist, ob man als reiner Ingenieur ohne praktische Kenntnisse und ohne Wirtschaftswissen zeitnah durch ein Praktikum oder eine bezahlte Stelle erwerben kann, um möglichst schnell in diesem Bereich anzukommen und einsetzbar zu sein. Oder wäre es erst einmal wichtig, ein Aufbaustudium zu absolvieren, um überhaupt einen verfügbaren Grundstock an Wissen zu haben. Die Zulassungskriterien für die Examina habe ich mit meiner Frage nicht so sehr im Blick, weil ich die fehlenden Zulassungskriterien notfalls gezielt durch ein Fernstudium nacherfüllen würde. Mir geht es mehr um die Frage, auf welche Weise man möglichst schnell einsetzbar ist und eine Bezahlung rechtfertigbar ist. Vielen Dank.

bin selber kein WP und auch nicht in der Branche aktiv. Aber ich kenne BWLer die versuchten da rein zu kommen aber die es nicht geschafft haben, teils sogar trotz gutem Praktikum bei einer BIG4 Gesellschaft. Was ich damit sagen will: wenn derzeit sogar BWLer mit einschlägigen Praktika und Vertiefungen keine Garantie haben dort genommen zu werden, sehe ich das für einen Ingenieur ohne Erfahrung in dem Bereich für noch kritischer.

Warum sollte eine WP Gesellschaft Dich nehmen wenn auf der Straße eine ganze Flut von BWL Absolventen steht, die für den Job besser qualifiziert wäre?

warum möchtest Du den in die WP? was für ein Ing Studium hast Du den? warum ist der Job als Ing nichts für Dich?

als "normaler" Ingenieur weißt Du i.d.R. ja nicht mal was eine Bilanz oder ein Buchungssatz ist, was ein BWLer im 1. Semester lernt.

das solltest du direkt mit denen klären,
idealerweise aus "karriere" messen, da hast du zum einen viele gesellschaften an einem fleck und zum anderen sind da sowohl leute aus der personalabteilung als auch manager bzw erfahrene prüfer

abgesehen davon, dass du mit deiner anfrage unzählige beiträge ala "das ist eine absolute verschwendung als ingenieur" provziert hast denke ich, dass ein grundwissen in wirtschaftlichen zusammenhängen und vor allem im rechnungswesen von nöten sind.

da aber meines wissens nach auch mal fachfremde wie juristen oder mathematiker den weg in die wirtschaftsprüfung finden, wird es auch für dich eine lösung geben. ruf doch einfach mal unverbindlich in der hr abteilung einer wpg an und erkundige dich! dann hast du die infos aus erster hand

viel erfolg

Vielen Dank für die Antworten. Meine Motivation besteht darin. mich mittelfristig selbständig zu machen. Derzeit bin ich als Maschinenbauer eine Art Qualitätsmanager, habe viel mit Zertifizierungen von Medizinprodukten zu tun und möchte dies nicht bis zur Rente machen. Selbständigkeit als Ingenieur ist meiner Meinung nach viel schwerer als im Bereich des Prüfungswesens. Was gibt es da? Technischer Gutachter oder derartiges. Freiberufler im Team mit anderen Leiharbeitern? Alles nicht meine Sache.

Ich habe gar nicht die Erfahrung gemacht, dass eine WP-Assistentenstelle schwer zu bekommen ist. Eher im Gegenteil. Es lief gerade bei kleineren WP-Gesellschaften so ab, dass sie angerufen haben "Haben Sie schon eine Stelle? Ja? Oh Mist! Da haben wir wohl Pech gehabt". Das mag aber auch regional unterschiedlich sein. In meiner Region haben Wirtschaftsprüfer mir sogar persönlich gesagt, dass sie auf Stellenanzeigen kaum Bewerbungen kriegen.

Einem reinen Ingenieur würde ich raten, zumindest BWL-Grundlagen, Buchführung und HGB-Bilanzierung sich irgendwo anzueignen. Es gibt da eigentlich ziemlich viele Anbieter, die entsprechende Kurse anbieten. Ganz ohne Vorkenntnisse bist du wohl eher nicht so einsatzfähig.

1-mann wp kanzleien gibt es kaum und erst recht keine neugründungen.

solche prüfungen sind alleine nicht zu stemmen, denn die prüfungspflicht greift ja erst ab einer bestimmten unternehmengröße.

dann eher als stb selbständig, aber da kannst du es wirklich vergessen als ingenieur.

versuch in eine größere wpg reinzukommen und dort nach dem stb zu gehen

Steuerberaterexamen darf man nur ablegen, wenn man ein Studium mit mind. 25%-Anteil Recht- oder Wirtschaftsfächern abgeschlossen hat (Fakultätszwang). Er müsste also erst mal so ein Studium abschließen und dann müsste er noch mal 2-3 Jahre praktisch tätig sein. Es würde also wirklich ewig dauern.

Bei Wirtschaftsprüferexamen wurde der Faktultätszwang vor ca. 10 Jahren abgeschafft. Hier reicht irgendein Studium. Ich sehe aber hier wie mein Vorgänger kaum Chancen als Selbständiger. Wie will man denn an die Besitzer mind. mittelständischer Firmen herankommen?

Für das Steuerberaterexamen braucht man doch wohl überhaupt kein Studium. Eine Ausbildung zum Gehilfen sollte wohl ausreichen?

Lounge Gast schrieb:

Steuerberaterexamen darf man nur ablegen, wenn man ein
Studium mit mind. 25%-Anteil Recht- oder Wirtschaftsfächern
abgeschlossen hat (Fakultätszwang). Er müsste also erst mal
so ein Studium abschließen und dann müsste er noch mal 2-3
Jahre praktisch tätig sein. Es würde also wirklich ewig dauern.

Bei Wirtschaftsprüferexamen wurde der Faktultätszwang vor ca.
10 Jahren abgeschafft. Hier reicht irgendein Studium. Ich
sehe aber hier wie mein Vorgänger kaum Chancen als
Selbständiger. Wie will man denn an die Besitzer mind.
mittelständischer Firmen herankommen?

also ein Ingenieur kann sich doch auch selbständig machen, da gibt es genügend Möglichkeiten, Du hast ja welche genannt.

Klar, eine WP Assi Stelle bei einer kleinen Klitsche bekommt man natürlich leicht im Vergleich zu einer Stelle bei den BIG4. Aber mal ehrlich, um sich selbständig zu machen, wenn das deine Intention ist und gar nicht WP allgemein, dann hast Du zig andere Möglichkeiten. Ansonsten mach einen Wiing als Aufbaustudium und versuch es als WP Assi.

Selbstständigkeit als WP ist wohl viel schwerer, da du erstmal das Examen schaffen musst...! Aufträge wirst du als reiner WP ohne StB auch kaum bekommen.

Davon abgesehen würde ich keinem Ingenieur raten in den Bereich Audit zu gehen.
Wenn dann M&A, Restructuring etc.

Wenn du, um Zugang zum Steuerberaterexamen zu bekommen, eine Fachangestellten-Ausbildung statt ein Studium machst, dann dauert diese ungefähr gleich lange wie das Studium. Das ist also kein echtes Argument. Zudem darf man nur mit Ausbildung das Examen erst nach 10 Jahren Berufspraxis machen. Die Option ist also für einen Quereinstiger völlig uninteressant.

Big4 wäre für jemanden, der sich später selbständig machen möchte, kontraproduktiv. Die Art, wie die dort Arbeit aufteilen und erledigen und auch deren Mandate, lässt sich überhaupt nicht auf kleine Gesellschaften übertragen. Wer von den Big4 kommt, der hat doch von Büroorganisation, Akquise etc. überhaupt keine Ahnung. Dann wird der Erfolg ja noch unwahrscheinlicher.