Hier der "Ehemalige" aus der Großkanzlei:
Ich war zu dem Zeitpunkt noch Student und habe dort nebenher gearbeitet. Profile der Festeingestellten BWLer waren allerdings in zwei große Teile aufgespalten:
Zum einen gab es die Wenigen "Umsatz-generierenden" Kollegen, sprich Steuerberater und Co. Hier natürlich immer mit Examen, meist vielen Jahren Berufserfahrung außerhalb einer Großkanzlei und zudem teils sogar noch extra Dr. Also durchaus starke Profile. Nichtsdestotrotz auf dem Papier und auch unterschwellig nie "ebenbürtig" mit den Juristen.
Ansonsten gabs noch ne Menge Marketing und Research BWLer. Hier waren die Profile but gemischt. Teilweise "nur" Bachelor mit Marketing Schwerpunkt an einer durchschnittlichen staatlichen Uni – mitunter aber auch reputationsstarke Masterabschlüsse aus dem Ausland + gute Vorerfahrung.
Im Allgemeinen hatte Berufserfahrung unter den Nicht-Juristen eine deutlich höhere Bedeutung als etwaige Uniabschlüsse. Wir hatten ne Menge Kollegen die rein vom universitären Profil fernab der "Elite" unterwegs waren, allerdings eben 10 Jahre+ BE in Kanzleien aufweisen konnten.
Allgemein würde ich dir als Nicht-Jurist sehr davon abraten dir das Ziel Großkanzlei auf die Fahne zu schreiben. Wie gesagt bist du je nach Arbeitgeber teilweise (noch) offiziell, eigentlich immer aber inoffiziell "unter" den Juristen angesiedelt. Selbst Führungskräfte mit Top-Master Abschluss, 20 Jahren BE in anderen Kanzleien + Reputation in der Branche hatten es wohl intern teilweise schwer vernünftige Akzeptanz zu bekommen.
Es mag durchaus im Laufe deiner Karriere Sinn machen in eine Großkanzlei zu gehen und dort eine führende Aufgabe zu übernehmen. Das wird aber, mal abgesehen von einer Steuerberatertätigkeit in 99% der Fälle immer Back-Office/CRM/etc. sein.
Die Juristischen Teams benötigen kein "Fachwissen" eines BWLers. Ist leider so. Extrem "Technisches", d. h. Cashflow, CAPM und Co. spielen in der täglichen Arbeit mit Banken und Konsorten keine Rolle.
Fachspezifisches Wissen zu den jeweilen Märkten bzw. der Finanzbranche allgemein ist mehr als ausreichend. So gut wie alle Anwälte haben entsprechendes Know-How bereits im Rahmen des Vertiefungsstudiums an der Uni erlernt oder im Berufsalltag angeeignet. Speziell aus dem Ausland kommende Juristen hatten zudem häufig eh selbst einen Bachelor in Economics o. Ä.
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