Nein, ist keine geistige Verdummung. Ist aber ein oft gehörtes Vorurteil (gleich hinter: für Vertrieb braucht man keine Ausbildung). Damit muss man als Vertriebler klar kommen... ;)
Meine Erfahrung nach 10 Jahren Vertrieb in unterschiedlichen Positionen (aktuell KAM):
Das Köpfchen wird gefordert, wenn es ans wirkliche Verkaufen geht! Ruft ein Kunde an und will einen Auftrag platzieren braucht man keinen Verkäufer. Da reicht ein rechtschreiblich begabter 4.Klässler.
Verkauf beginnt beim "Nein" vom Kunden. Und da ist auch der Intellekt gefragt. Was für ein Typ ist mein Kunde? Welche Strategie brauche ich, um einen Termin zu bekommen? Wie kann ich ihn am besten knacken?
Wenn ich den Kunden gewonnen habe und weiterbetreue: wie gewinne ich Folgeaufträge und binde den Kunden langfristig an mich / wie löse ich komplexe Probleme....
Ehrlicherweise muss man sagen, dass es natürlich auf die Branche bzw. seinen Kundenkreis ankommt und ob ich im B2C oder B2B Vertrieb bin. Wenn ich ein Massenprodukt im B2C verkaufe, habe ich sehr wahrscheinlich eine fast endlose Liste an Prospects und treffe auf nicht immer besonders intellektuell anspruchsvolle Menschen.
Ich habe bisher immer im B2B Vertrieb für erklärungsbedürftige Produkte/Leistungen gearbeitet und auf Leitungsebene (Abteilungsleiter, Geschäftsführung, Vorstand) verhandelt und verkauft. Vom kleinen Mittelständler bis zum Konzern. Und ich darf behaupten: eine professionelle Angebots- oder Lösungspräsentation ist intellektuell durchaus fordernd.
Letzte Woche hatte ich eine Präsentation vor 3 Vorständen, Projektbudget mehrere Millionen Euro. Wer das stumpfsinnig findet, muss mir mal seine Definition von Spannung erläutern.... ;)
Natürlich gibt es wie immer im Leben auch hier Ansprechpartner, die nicht so fordernd sind. Habe aber überwiegend mit interessanten Menschen zu tun gehabt, die mich in der Gesprächsführung und bei meinen verkäuferischen Aktivitäten durchaus intellektuell gefordert haben und zwar nicht weil ich ein Birne bin....
"Ich habe aber das Gefühl, dass es grundsätzlich eher um blabla und weniger um tatsächliche geistige Leistung geht."
Es geht auch um blabla, richtig. Wer mehr als 10 Worte pro Minute schon anstrengend findet, wird es schwer haben (auch wenn ein guter Verkäufer immer besser zuhören als selbst schwätzen sollte...). In fast keinem kaufmännischen Job geht es aber eindeutiger um Leistung, als im Vertrieb. Hier kann man sich nicht in Aktionsmaßnahmen/Arbeitskreisen etc verstecken. Leistung = Umsatz zählt und nichts anderes. Zumindest langfristig.
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