WiWi Gast schrieb am 10.09.2020:
Ist ein anderes Thema, aber ich finde, die Forderung nach bedingungslosem Grundeinkommen spiegelt das ganz gut wider. Die Leute wollen sich ein gutes Leben finanzieren können, mehr Geld zur Verfügung haben, ohne dafür umso härter (oder überhaupt) arbeiten oder gar Karriere machen zu müssen. Ziemlich unambitioniert, typisch linke Inhalte. Mal abgesehen davon, dass ich das BGE für absolut falsch halte, volkswirtschaftlich katastrophal, zeigt das ganz gut, wo die Gesellschaft steht.
Du hast dich noch nie ernsthaft mit dem BGE und den Leuten die das fordern auseinander gesetzt, oder?
Es gibt da zwei Gruppen:
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Diejenigen die mit ihrem aktuellen Job unglücklich sind, aber nicht etwa sich das Faulenzen wünschen, sondern in dem BGE die Möglichkeit sehen, dann den Job zu machen, häufig auch Selbstständigkeit, der sie wirklich erfüllt, den sie sich aber aktuell aus finanziellen Gründen und Gefahren nicht zu trauen, oder können, weil eigene Kinder etc... die fananziert werden müssen.
- Diejenigen die faktisch einfach in Zukunft keinen Job mehr haben werden, weil es für sie auf dem Arbeitsmarkt keine passenden Jobs mehr gibt. Die sitzen dann so oder so zu Hause, aber wenn sie finanziell am Existensminimum hängen, und der Anteil dieser Leute zu groß wird, wird das irgendwann zwangsläufig zu sozialen Unruhen führen. Außerdem, was glaubst du wie sich Menschen fühlen, die Minderqualifiziert sind und arbeiten wollen, aber einfach nichts mehr finden und dann auch noch kaum Geld zum Leben haben? Quasi Doppeltverlierer.
Denk mal über beide Gruppen nach.
Doch, hab mich damit tatsächlich schon intensiver befasst.
Für Gruppe 1 bringe ich gewissermaßen Verständnis auf, z. T. sogar großes. Aber unter 100, die es in Angriff nehmen, sind max. zehn, bei denen es langfristig zu etwas führt, die vorher schon einen guten Businessplan hatten und sich jetzt, ob der finanziellen Absicherung, trauen, ihn umzusetzen. Die Anderen führen utopische Ideen aus, kündigen spontan, um ihr Ziel der Schauspielkarriere o. ä. zu verfolgen, und liegen dem Staat langfristig bloß auf der Tasche.
Außerdem gäbe es dann zwar noch viel mehr erfolglose freie Künstler und Selbstständige, die chronisch kurz vor der Insolvenz stehen, dafür aber deutlich weniger 'kleine' Angestellte.
Und Zweitere halten den Laden nun mal am Laufen.
Zumal es Jobs gibt, die ohne den finanziellen Anreiz nicht oder kaum mehr erledigt werden würden. Und wer nun sagt, na gut, dann soll die eben keiner mehr machen, soll sich ja auch keiner zu irgendetwas gezwungen fühlen, dann ist das ja alles lieb und nett und freigeistig, aber geht eben an der Realität, dass in einer funktionierenden Betriebs- und Volkswirtschaft, öffentlichen Verwaltung etc. gewisse Jobs erledigt werden müssen, vorbei.
Für Gruppe 2 gibt's auch jetzt schon Sozialleistungen, die können wir meinetwegen gern ausbauen. Ich bin Fan des Sozialstaats, versteh mich nicht falsch, ich störe mich nur am "bedingungslos" in BGE, weil das m. E. viele schwerwiegend negative Effekte hätte.
Und du hast Gruppe 3 vergessen, diejenigen, die sich sagen, geil, dann geh ich erstmal in Teilzeit oder kündige gar ganz, weil es sich auch ohne Zuverdienste gut leben lässt. Ergo, sehr viel niedrigere Steuereinnahmen. Dann werden die Dummen, die trotzdem weiter in Vollzeit anspruchsvollen, gut bezahlten Jobs nachgehen, umso stärker besteuert werden müssen, um das BGE der anderen zu finanzieren. Macht das irgendjemand mit? Ganz sicher nicht. Die Leute werden en masse auswandern.
Ich bleibe dabei, trotz aller 'soften' Vorteile, höherer Zufriedenheit etc. pp.: unrealistisches und wahnwitziges Konzept, nicht praktikabel. Da sollte eher an anderen Schrauben gedreht werden.
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