WiWi Gast schrieb am 22.11.2019:
Was man hier teils liest, ist doch abstrus.
Auf der ersten Seiten gab es mal einen sinnvollen Post zum Thema Außendienst vs back office.
Ihr glaubt doch nicht, dass Leute mit nem guten Uni Master irgendwo für 45k anheuern? Sogar bei den big4 landest du all in bei knapp über 50k und da fangen ja selten die Jahrgangsbesten an.
Klar gibts niedrig bezahlte Jobs auch in der Versicherung, aber das liegt dann halt am Profil des Bewerbers/Mitarbeiters.
Eine ganz einfaches Regelungen hilft hier auch weiter:
Bis circa 80k müssen alle laut Tarifvertrag ihre Stunden erfassen, alle drüber nicht. Wenn man sich jetzt mal zB im underwriting umschaut, wird man flott merken, dass quasi niemand über 35 noch die Stunden erfasst. Könnt euch also ausrechnen wie viel sie (mindestens) verdienen, werden vermutlich nicht mit 35k gestartet sein mit Mitte 20. Jemand mit einer Ausbildung und Job im Vertrags Service kommt da natürlich nicht ran, aber das ist sicherlich nicht der klassische Wiwi Treff Poster.
Kurz zu meinem Profil: Einstieg nach Promotion in der Zentrale eines großen Versicherers. TG8, Berufsjahr 10/11, plus individueller Zulage, all in nicht mehr in der Zeiterfassung.
Und zur Frage wieso alle, die hohe Gehälter haben, nicht konkreter werden: wir haben alle non-disclosures in unseren Verträgen und keine Lust uns unnötig Ärger einzubrocken (surprise surprise: auch HRler sind hier unterwegs).
WiWi Gast schrieb am 02.05.2019:
Ich war selbst mal im Innendienst des Außendienstes des größten europäischen Versicherers beschäftigt und muss leider sagen, dass deine Behauptung nicht stimmt bzw. unscharf ist. Wirklich fantastische Verträge haben eigentlich nur diejenigen, die schon lange dabei sind. Die haben dank üppig taxierter Alt-Verträge geradezu paradisische Zustände. Neueinsteiger bekommen aber einen Murks angeboten und den Tarifvertrag hebelt man einfach dadurch aus, dass man die Stellen neudefiniert und angenehmer für den AG einstuft. Es ist daher gerade bei den Versicherern und Banken ganz normal, dass ein 50jähriger um die 80% mehr Gehalt für die gleiche Tätigkeit erhält als ein 25jähriger Neueinsteiger, der niemals auf das Gehalt kommen wird.
Generell muss man unterschieden:
- Bin ich Berufseinstieger? Dann drücken die dich.
- Bin ich ein Fachspezialist, denn das Unterenhmen unbedingt braucht? Dann ist das natürlich schwieriger.
Hier wird aber mal wieder alles vermischt, was natürlich die Sicht verzerrt.
Deiner zweiten Aussage stimme ich aber zu. Im Versicherungsgewerbe redet man nicht über sein Gehalt. Einerseits aus den o.g. Gründen, aber irgendwie ist das auch so ein Kodex. Selbst im Versicherungsaußendienst nicht. Ich meine den seriösen. Zwar versuchen alle zu suggerieren, dass jeder die größte Kohle verdient, aber konkret wird keiner. Im Außendienst gibt es diese Klausel meines Wissens auch nicht. Auch im Außendienst gilt das gleiche Spiel, wie im Innendienst: Leute mit Altverträgen haben ganz andere Provisionssätze oder soziale Rahmenbedingungen.
Bei mir gehen die Arbeitsverträge des Außendienstes durch, wenn ich auch nicht im HR war, aber es gibt solche Diskrepanzen auch bei E3-Kräften (=3 Ebenen unter dem Vorstand). Es gibt welche mit Altverträgen, die kommen mit Provisionen auf knapp 100k und es gibt genug junge die gurken mit Provisionen bei ca. 50k rum. Klar, hängt halt von den Provisionen und dem GP ab, aber die Provisionssätze sind in ihren Verträgen auch niedriger.
Es gibt schon einen Grund, warum Allianz, Ergo & Co. bis 2025 Zehntausende Arbeitsstellen abschaffen wollen und dafür gezielt die Älteren (=Altverträge) rausdrängen möchten. Das ist schwer und extrem teuer. Es liegt an den Kosten, die diese Leute verursachen.
Dann hier wirklich zu glauben, dass man neuen die gleichen Konditionen bietet, ist gelinde gesagt naiv. Dann behalte ich doch liebder den 45jährigen, der noch über 20 Jahre für mich arbeitet und jahrelange Fachexpertise hat und spare mir die Abfindung und den Ärger, oder?
Generell ist die Branche in schwierigen Zeiten (Digigalisierung, Niedrigzins) und hat gigantische Probleme, ändert alle zwei Jahre das Bezügesystem und wird in Zukunft vielleicht noch die Hälfte der Mitarbeiter suchen. Wer also nicht mit speziellen Skills (Informatik, Jura, Mathematik, Digitalisierung sind die Theme) punkten kann, der sollte sich den Einstieg genau überlegen.
Generell lässt sich über das Gehalt aber wenig sagen. Im Speziellen nicht, wenn nicht mal die konrete Gesellschaft oder die Unterscheidung Innen- Außendienst getroffen wird.
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