WiWi Gast schrieb am 21.08.2018:
Hallo,
Bei der DCF Bewertung wird bei der Bestimmung der FCF angenommen, dass das Unternehmen zu 100% Eigenkapital finanziert ist oder? Wieso werden dann im Nenner (WACC) die Fremdkapitalkosten diskontiert und nicht nur die Eigenkapitalkosten? Verstehe das noch nicht ganz ...
Du bringst da ein paar Sachen durcheinander. DIE EINE DCF-Bewertung gibt es nicht, auch wenn es aus Vereinfachungsgründen oft so dargestellt wird bzw. weil meistens das FCF-WACC-Verfahren angewendet wird. Eigentlich ist DCF ein Oberbegriff für verschiedene Bewertungsverfahren, bei denen Cash Flows diskontiert werden. Das was du meinst, ist das FCF-WACC-Verfahren. Es gibt z.B. auch Verfahren, bei denen der Total Cash Flow (TCF) oder der Flow to Equity (FTE) als Diskontierungsgröße herangezogen wird.
Bei der Bestimmung und Diskontierung des FCF wird aber niemals angenommen, dass das Unternehmen rein EK-finanziert wäre. Diese Fiktion benötigt man regelmäßig nur bei der Berechnung des Beta-Faktors eines nicht-börsennotierten Unternehmens im Rahmen des CAPM (zur Berechnung der EK-Kosten) oder wenn man trotz Börsennotierung ein Peer Group Beta berechnen möchte. Die EK-Kosten bzw. WACC sind erstmal unabhängig vom FCF. Erst im letzten Berechnungsschritt der Bewertungsmodelle werden beide Größen zusammengeführt, der FCF als Diskontierungsgröße und die WACC als Diskontierungszins. Das un- und re-levern dient dazu, Unternehmen vergleichbar zu machen, weil die Unternehmen der Peer Group in aller Regel nicht dieselbe Kapitalstruktur aufweisen wie das Bewertungsobjekt. Deswegen berechnet man für alle Unternehmen zuerst den verschuldeten ("levered") Betafaktor, der noch abhängig von der tatsächlichen Kapitalstruktur ist. Im zweiten Schritt kommt dann die Umrechnung in ein unverschuldetes ("unlevered") Beta, der das Risiko abbildet, wenn das Unternehmen rein EK-finanziert wäre. Dann berechnet man den Durchschnitt der unlevered Betas und muss diesen Wert wieder "relevern", um den verschuldeten Betafaktor für das Bewertungsobjekt zu erhalten, der dann das systematische Risiko unter Berücksichtigung der tatsächlichen Kapitalstruktur darstellt.
Am besten liest du dich in die Basics ein:
- DCF
- FCF-WACC
- CAPM
- Betafaktor
- unlevern/relevern
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