Studie zum mittelständischen »Management heute«
Soziologen der Universität Jena präsentieren größte deutsche Studie zum mittelständischen Management heute.
»Generell«, so Prof. Schmidt, »ist das Qualifikationsniveau sehr hoch«. Rund 80 % der befragten westdeutschen Manager verfügen über einen akademischen Abschluss, die Quote im Osten liegt sogar bei 94 %. In den neuen Ländern überwiegt dabei der Anteil von Technikern oder Ingenieuren in den Chefsesseln gegenüber einer zunehmenden kaufmännischen Qualifikation der westdeutschen Unternehmensleiter.
Die hohe Qualifikation spiegelt sich auch im Verdienst wider. Im Durchschnitt bezieht die Hälfte der Befragten ein Brutto-Jahreseinkommen bis 100.000 Euro. Etwas mehr als ein Viertel erhält bis 150.000 Euro, das restliche knappe Viertel verdient mehr. »In den niedrigeren Einkommensklassen sind Frauen, ostdeutsche Unternehmensleiter und Geschäftsführer kleiner Betriebe häufiger vertreten«, fasst Dr. Matthias Michailow aus dem Jenaer Projektteam zusammen.
Die Manager arbeiten unter extremen Anforderungen, denn der hohe Restrukturierungsdruck zusammen mit einem verschärften Wettbewerb zwingen die Manager zu permanenten Anpassungsprozessen - was in westdeutschen Betrieben häufiger der Fall ist als in ostdeutschen. Dennoch haben die Chefs im gesamten Bundesgebiet ein überwiegend gutes Verhältnis zu den Betriebsräten. »Entgegen aktueller Debatten in der Öffentlichkeit zeigen unsere Untersuchungsergebnisse, dass die betriebliche Mitbestimmung als wesentliches Element der Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Deutschland vom weitaus überwiegenden Teil des leitenden Managements im industriellen Mittelstand mitgetragen wird«, betont der Jenaer Soziologe Schmidt. Daraus resultiert auch ein kooperativer und partnerschaftlicher Führungsstil, den ost- wie westdeutsche Manager bevorzugen. Doch ostdeutsche Geschäftsführer stimmen eher einem Führungsstil zu, der auf überlegenes Fachwissen des Vorgesetzten als Grundlage seiner Autorität und auf direktive Anweisungen setzt. »Damit sind im Vergleich zu früheren Untersuchungen nur noch abgeschwächte traditionelle Relikte der für die DDR typischen Kombinatsführungskultur zu beobachten«, so Schmidt.
Diese und viele weitere Fakten, die die Jenaer Soziologen ermittelt haben, deuten auf eine zunehmende Angleichung von Ost und West. Dennoch existieren noch deutliche Unterschiede. »Wie bei den bekannten Strukturproblemen der ostdeutschen Industrie ist auch hier mit einem raschen Verschwinden nicht zu rechnen«, erwartet Prof. Schmidt. Um diese Veränderungen des Managements mittelständischer Unternehmen über einen langen Zeitraum tiefenscharf beobachten zu können, soll die Studie an der Universität Jena über insgesamt zwölf Jahre fortgeführt werden.
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