WiWi Gast schrieb am 19.04.2023:
Naja ich bezweifle, dass man als Partner immer irgendwo in der Pampa rumhängen muss. Da stehen eher Repräsentationstätigkeiten teilweise im Vordergrund Events, etc.
"mitgestalten" ist auch so eine Sache. Es läuft eher so ab, dass du ein Stapel an Anträgen hast und den rechtlich auf Umsetzbarkeit prüfen musst. Aktiv das Gesetz mitgestalten findet im Bundestag statt, wenn darüber abgestimmt wird.
Na ja gerade wenn es um Finanzmärkte und das internationale Finanzwesen geht, spielen bei einigen spannenden Sachen Parlamente ohnehin eher eine Nebenrolle.
Ich finde es zB sehr spannend im Eurosystem den digitalen Euro „mit zu gestalten“ und begleite das von Beginn an konzeptionell sowie an das Thema CBDC angeschlossene geldtheoretische Fragen, Fragen zukünftiger Geldpolitik etc.
Und ja klar bin ich nur ein kleines Rad. Aber ein kleines Rad in einem sehr kleinen spezialisierten Bereich hat eben doch eine gewisse Wirkung. Man kennt die Ansprechpartner bei der FED oder der PBoC und tauscht sich aus… es ist einfach spannend an Dingen und Rahmenwerken mitzuwirken zu denen es kein Lehrbuch gibt. Das finde ich noch viel wichtiger (für mich) als die Frage ob und wenn ja wie viel ich selbst an irgendwas gestaltet habe. Man muss sich etwas zu Problemen und Fragestellungen überlegen zu denen es keine „herrschende Meinung“ oder den „Stand der Forschung“ gibt. Allenfalls gibt es Meinungen und Lobby“Studien“. Dazu hat man die Leute in den NZBen die auch extrem fit sind und spannenden Input liefern.
Aber auch viele Fragen der Regulierung unterliegen keiner parlamentarischen Kontrolle. Es denkt halt außerhalb betroffener Kreise keiner drüber nach wer entscheidet welche Sicherheiten als Collateral im EuSy zur Refinanzierung zulässig sind, ob da Green berücksichtigt werden sollte über Haircuts oder wie man in-House Unternehmenskredite bewertet und mit welchen Haircuts versieht. Außer: man diskutiert mit anderen in Working Groups eben den Eligible asset framework oder arbeitet(e) am „neuen“ Projekt zur Vereinheitlichung der Kreditbeurteilung im EuSy mit…dem Eurosystem Credit Assessment Framework.
Oder die Frage ob das EuSy zukünftig noch ein Korridorsystem haben wird oder ob man zu nem Floorsystem in der Geldpolitik übergeht, was passiert dann mit den Asset auf der Bilanz? Wie wirkt das geldpolitisch?
Ich erinner mich auch an die Frage or Jahren ob das EuSy auch ETFs, also Aktien, ankaufen sollte statt nur Anleihen.
Wahrscheinlich gehts jeden so, dem der Job Spaß macht. Was ich aber sagen will: vermutlich gibt es in vielen Ecken der Verwaltung die Möglichkeit zu gestalten ohne dass die Außenwelt wirklich was davon mitbekommt.
Jetzt bin ich nicht schlecht bezahlt. Aber trotzdem: auch wenn mir jemand das Doppelte bieten würde um bei MBB zu arbeiten… niemals.
antworten