Als Lebenaktuar mit Mitte 30 in leitender Funktion möchte ich auf die oben genanten Fragestellung eingehen.
Bachelor vs. Master:
In meinem Bereich - und in allen mir bekannten mahtematischen Bereichen - werden grundsätzlich nur Masterabsolventen eingestellt.
Das kann in anderen Unternehmen natürlich abweichend gehandhabt werden.
Aktuarswissenschaften in Ulm:
In der Versicherungsbranche sehr angesehener Studiengang. Prof. Zwiesler ist extrem gut in der Branche vernetzt und der Studiengang bildet bzgl. Theorie und Praxis sehr gut auf eine aktuarielle Tätigkeit vor.
In meinem Arbeitsumfeld in Süddeutschland hat gefühlt die Hälfte der jüngeren Kollegen diesen Studiengang durchlaufen und diese haben sich durchgängig positiv über das Studium geäußert. Sehr positiv (auch aus AG Sicht) ist man damit bereits einen wesentlichen Teil der Aktuarsausbilung während des Studiums absolviert.
Aktuar lohnt sich nicht:
Bereitschaft zur Fortbildung zum Aktuar wird typischerweise von den AG vorausgesetzt und auch bezahlt. Ein Kandidat der sich dem "verweigert" hat aus meiner Sicht schlechte Karten. Er zeigt dadurch, dass er sich nicht weiterbilden möchte, was mit Mitte 20 für mich persönlich ein hartes Ausschlusskriterium ist.
In der Aktuarsausbildung bekommt man einen guten Überblick über die unterschiedlichen Versicherungssparten und die dort verwendeten Methoden. Einen großen Teil davon wird man in der täglichen Arbeit nicht benötigen, das Wissen hilft sehr um DInge einzuordnen und über den berüchtigten Tellerrand zu blicken. Networking ist auch ein positiver Aspekt der Aktuarsausbildung. Auf den Seminaren lernt man viele interessante Mensche kennen und kann sich informell über Methoden und Erfahrungen austauschen. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen.
Für die Prüfungsvorbereitung kann man mit knapp einer Wochen pro Prüfung rechnen, dies bedeutet in den ersten Jahren damit etwas weniger Freizeit hat.
Lebensversicherung:
Ist weiterhin ein spannender Bereich und das unterstellte Bild, das man in ein paar Jahren arbeitslos sein wird, ist nach meiner Einschätzung unzutreffend. Vielmehr gilt der Zusammenhang, je angespannter die Lage ist, umso mehr Aktuare braucht ein Versicherungsunternehmen (Regulatorik,Steuerung,ALM) und umso spannender sind aus fachlicher Sicht die Aufgaben. Die Aktuariate sind die letzen Jahre massiv aufgestockt worden!
Das Neugeschäft ist auch nicht wie im oben beschriebenen Maße zurückgegangen und selbst ohne Neugeschäft müssen die bereits abgeschlossen Verträge noch sehr lange verwaltet und gemanaget werden. Ich sehe falls überhaupt, eher eine Gefahr für die "einfache" Sachbearbeitung.
Gehalt:
Ich kann absolut nicht empfehlen den Praktikumsplatz nach einem möglichen/fiktiven Einstiegsgehaltes als Mitarbeiter auszuwählen.
Vielmehr sollten spanenden Aufgaben im eigenen Interessensbereich ausschlaggebend sein.
Besser ist es Komilitionen zu ihren Praktikumserfahrungen zu interviewen und sich selbst Gedanken zu machen was einem für das eigene Praktikum wichtig ist (Aufgaben, Arbeitsweisen, erlernen/vertiefen von Skills).
Das Gehalt als Aktuar ist attraktiv. Einstiegsgehälter in Süddeutschland 55-65 K + vereinbarter zukünftiger Gehaltsentwicklungsplan sind realistisch.
13,5-13,8 Gehälter (bei tarifgebunden MA) ist bei den meistens Versicherern Standard.
Bei sehr guter Leistung & Einsatz ist mit einigen Jahren Berufserfahrung AT üblich und damit auch ohne Personalverantworung Gehälter knapp um 100K möglich.
Mit Personalverantwortung dann entsprechend mehr.
Auch wenn in diesem Forum häufig ganz andere Summen in anderen Branchen umhergeistern, gehört man in dieser Gehaltsklasse zu den Top 5-10% Verdienern in Deutschland!
Und wenn man sich damit zusammen mit einem Partner keine Wohnung/Haus leisten kann, dann haben ganz viele Menschen in Deutschland ein Problem.
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