Kündigung - Schlechtes Gewissen
Hallo liebe Forum-Mitglieder,
ich bin ein neues Mitglied im Forum. Aktuell stecke ich in einem "Gewissens-Dilemma", weshalb ich mir einen Ratschlag erhoffe.
Kurz zu mir:
- Weiblich, 28 Jahre alt
- Bachelor BWL Finance & Controlling seit 2020 (FH, berufsbegleitend, Note 1,5)
- Aktuell mache ich ein Masterstudium in Wirtschaftswissenschaften -> Abschluss voraussichtlich 2023 (Fern Uni Hagen, Fernstudium)
Bis letztes Jahr (September 2021) war ich 11 Jahre in einer Bank tätig. Dort habe ich bereits meine Ausbildung gemacht. Am Ende bin ich in meinem „Wunschbereich“ im Controlling gelandet und war dort 2 Jahre.
Um beruflich, persönlich und finanziell weiterzukommen, wollte ich aber nach dem Studium doch einmal den Arbeitgeber wechseln. Die wesentlichen Gründe waren:
- Finanzielle Verbesserung (Gehalt war einfach nicht mehr angemessen ...)
- Etwas anderes sehen, als die Sparkasse Neue berufliche Erfahrungen sammeln, um auch in Zukunft mir andere Chancen eröffnen zu können
Gereizt hätte mich vor allem eine Tätigkeit bei den BIG 4 Einfach um diese Welt kennenzulernen und in kurzer Zeit viel zu lernen. Ich habe dann auch Bewerbungen verschickt (z.B. an BIG 4, auch kleinere Gesellschaften) – leider erhielt ich nur Absagen. Woran es lag, konnte ich leider nicht erfahren (eventuell wg. Corona). Danach habe ich schon an mir gezweifelt: Warum meine Abschlüsse zu schlecht? Zählt meine Berufserfahrung nicht ausreichend? Ich hatte dann Angst, dass ich ewig in der Bank festsitze.
Letztendlich habe ich dann doch ein Angebot einer anderen Bank erhalten (Ansprache über Recruiter) – ebenfalls im Controlling. Die Tätigkeiten waren nahezu identisch, nur die Bezahlung war für mich viel besser. Dort bin ich jetzt seit einem Jahr. Insgesamt gefällt es mir. Es gibt aber dennoch ein paar Punkte, die mich „stören“ (z.B. technische Ausstattung, Kollegen sind ganz ok, aber mehr auch nicht, Betriebsklima „naja“, uvm.). Dies sind aber nur Kleinigkeiten und keine Gründe den Job zu wechseln!
Auch wenn der Wechsel für mich Vorteile hatte, finde ich insgeheim schade, dass ich weiterhin im gleichen Bereich festsitze und nicht etwas „neues“ sehe. Der Wechsel war für mich also nur eine Chance aus der alten Firma „rauszukommen“, mehr nicht.
Insgesamt war es wohl sehr schwierig für diese Stelle einen geeigneten, erfahrenen Bewerber zu finden, weshalb die Chefs mich unbedingt haben wollten & auch lange auf mich gewartet habe (Kündigungsfrist). Das weiß ich auch sehr zu schätzen.
Nun habe ich überraschenderweise doch noch ein Job-Angebot der Big 4 als „Senior Associate“ im Bereich Transactions erhalten. Das wäre genau das gewesen, wonach ich ein Jahr zuvor gesucht habe. Finanziell würde ich mich nochmal verbessern (+20 %). Im letzten Jahr hätte ich den Job ohne zu zögern angenommen.
Jetzt plagen mich die Gewissensbisse, ob es nicht „frech“ von mir ist, wenn ich jetzt schon wieder nach einem Jahr kündige. Insbesondere da ich weiß, wie schwer die Stellen zu besetzen sind. Die Fluktuation ist hier auch relativ gering, die Leute bleiben i.d.R. länger.
Trotzdem würde ich es wahrscheinlich bereuen, wenn ich den jetzigen Job bei den Big 4 nicht annehme, da ich mich finanziell verbessern und persönlich weiterentwickeln würde. Und ich vermute schwer, dass dies die letzte Möglichkeit für mich wird zu wechseln. Ich werde auch immer älter und weiß nicht was die Zukunft bringt. Jetzt bin ich zumindest noch ungebunden, habe keine Kinder, etc. In 3 Jahren schaut das vielleicht anders aus.
Prinzipiell sprechen mehrere Punkte für den Job bei den Big 4 – die moralischen Aspekte sprechen jedoch dagegen.
Was würdet ihr machen / raten?
Danke!
antworten