Hallo,

bin gerade im Dilemma. Mache ich was mir wirklich Spaß macht und verdiene wenig, oder mache ich eine andere zumeist interessante Tätigkeit und bekomme fast das doppelte?

Habe eine Traineestelle in der Marktforschung bekommen, da ich wegen Branchenwechsels keine Erfahrung in der Branche habe. Sie zahlen €2000 für die ersten 6 Monate und €2300 für die nächsten 6. Danach habe ich gute Aufstiegschancen. Marktforschung ist das, was ich immer machen wollte.
Kurz zu mir, Uni-Studium (Int. Management als Jahrgangsbeste abgeschlossen), bin 28, 2 Jahre Berufserfahrung an der Uni (Lehrauftrag) und 1.5 Jahre im Produktmanagement. Nun bin fast fertig mit meiner Promotion im Marketing (im Ausland). Außerdem mehrere Praktika. Habe mich für Stellen im Produktmanagement und Business Development beworben und könnte fast das doppelte verdienen.

Die Stelle ist wirklich das, was ich eigentlich schon immer machen wollte, aber die zahlen mir am Anfang weniger, als ich als frischgebackener Absolvent von der Uni verdient habe. Die Aufstiegschancen sind aber recht gut. Würde aber trotzdem erst in 2-3 Jahren soviel verdienen, als wenn ich jetzt einen anderen Job machen würde.

Was meint ihr? Das machen, was einem wirklich Spaß macht, oder spielt das Gehalt doch eine zu wichtige Rolle? Das angebotene Gehalt nach Studium, Berufserfahrung und Promotion ist ja eigentlich eine Frechheit.

Wäre über Meinungen und Ratschläge dankbar.

In Marketing kann man promovieren - wie ulkig ;).

Naja, für einen BWL-Absolventen mit ReWe oder Finanzen wäre das wirklich eine Frechheit, aber für Marketing ist das Gehalt doch gut. Ich würde etwas machen, dass Spass macht und gut bezahlt wird.
Kannst dich ja mal im Marketing bei Consumer Goods bewerben. Aber ansonsten ist so eine Trainee-Stelle natürlich nichts schlechtes und dauert ja auch nur ein Jahr. Als Trainee ist man ja praktisch noch Lehrling und du willst nicht wissen, was z.B. ein Mechatroniker oder Friseur als Lehrling verdient :).

Hier meine, sicherlich nicht ausschliesslich auf Gegenliebe stoßende Meinung:

Das erste Gehalt ist wichtig, weil es die Messlatte für alle weiteren Gehälter ist. Einen Job, der Freude bereitet, erkennt man nicht unbedingt im Vorfeld als solchen. Jobs, bei denen man wenig Geld verdient, haben meistens die Eigenschaft, dass entweder der Arbeitgeber nicht produktiv ist (keine großen Gewinne erwirtschaftet oder schlecht aufgestellt ist), der Markt überschwemmt ist oder die Arbeitskraft schlicht unproduktiv eingesetzt wird (dumme Tätigkeiten ohne Wertschöpfung bzw. Arbeiten, für die auf dem Markt niemand etwas zahlen will).

Diese Überlegungen führen zu dem Rat, die gut bezahlte Stelle anzunehmen und erst nach einigen Jahren zu einer Stelle zu wechseln, die man "schon immer mal machen wollte". Du hast dadurch nämlich die viel bessere Verhandlungsposition und verdienst außerdem mehr Geld. Und wir alle arbeiten doch nicht nur aus Spaß an der Freude, oder?

Jobs, bei denen man wenig Geld verdient, haben meistens die
Eigenschaft, dass entweder der Arbeitgeber nicht produktiv
ist (keine großen Gewinne erwirtschaftet oder schlecht
aufgestellt ist), der Markt überschwemmt ist oder die
Arbeitskraft schlicht unproduktiv eingesetzt wird (dumme
Tätigkeiten ohne Wertschöpfung bzw. Arbeiten, für die auf dem
Markt niemand etwas zahlen will).

wirklich 100 % d'accord... an dieser stelle mal mein kompliment für die ganzen postings vom E-Dax ... besser kann man es auch hier nicht auf den Punkt bringen. und bei diesen unternehmen (in gesättigten märkten oder mäßiges management) herrscht meist auch noch ein ungeheurer erwartungs-/leistungsdruck. einen promoventen in ein traineeprogramm zu stecken, ist nicht gerade üblich und den meisten unternehmen auch zu teuer. das kann man sich nur leisten, wenn man so miserabel bezahlt. 2.-2.300 ist selbst für einen normalen trainee mehr als frech.

Die Stelle ist wirklich das, was ich eigentlich schon immer machen wollte

vorsichtig! manche unternehmen versprechen sonst was, welche aufgaben man haben wird. sind deine aufgaben wirklich so interessant und anspruchsvoll, wird deine arbeit i.d.R. auch dementsprechend teuer an die kunden weiter verkauft. warum dann nur 2' statt 4,5-5' eur gehalt? das ist ja weniger als die hälfte eines üblichen gehalts.

ich würde an deiner stelle 2-3 Jahre in die beratung gehen und dort in deiner richtung arbeiten. du lernst fast nirgendwo so schnell so viel, verdienst ordentlich und hast kannst dir die jobs danach aussuchen.

schönes WE

Chris

Kann mich eigentlich nur anschließen. Dafür, dass du einen Job machen willst, der (vielleicht) Spass macht und wenig bringt, hast du viel zu viel investiert. Dein Promotion wäre ja quasi für die Katz.
Du solltest besonders beim Einstiegsjob konsequent sein und deine idealistischen Vorstellungen über deinen vermeintlichen Traumberuf ablegen.

Hallo,

bin auch in der Mafo. Also, dafür, dass Du schon soviel gemacht hast, finde ich es auch für die Mafo echt wenig Geld. Die großen Institute zahlen für Einsteiger so um die 36.000, die kleineren ca. 30.000. Nur nicht unter Wert verkaufen. Außerdem sind die Arbeitszeiten echt lang, das darf man nicht vergessen.
Das mit dem Aufstieg haben sie Dir gesagt? Muss man immer etwas kritisch hinterfragen. Ob man dann wirklich das angestrebte Gehaltsniveau in der Firma erreichen kann.

28 Jahre; Jahrgangsbeste; Promotion
Was machst Du da für 2000€ - 2300 €? Das verdienen meine Freunde beim Regale einräumen! (kein Scherz!)
Jetzt mal mal im Ernst, ich bin selber im BD und kann Dir nur sagen, dass ich überzeugt bin, dass Dir das auch Spass machen würde. Außerdem verdienst Du nicht fast das doppelte sondern deutlich mehr als das doppelte.

spiel den Mafo-Menschen ggü mit offenen Karten (nicht die andere _Firma nennen, max. die Branche!) und sag Ihnen, dass Du sehr interessiert bist, aber das Gehalt einfach zu niedrig ist..sollten die Dir dann nicht vernünftig entgegenkommen, würd ich das Angebot auch dismissen, aus den von meinen Vorpostern bereits genannten Gründen..unter 30 k Jahresgehalt, wo sind wir denn hier, das ist selbst für Mafo sehr, sehr wenig..
der weg, ansonsten das andere Angebot anzunehmen scheint mir auch deshalb besser weil Du sehr wahrscheinlich einfacher wieder eine solche (schlecht bezahlte) Stelle wieder finden wirst, als andersherum..

Hier wurde eigentlich schon alles gesagt,finde auch,dass sich ein promovierter Wirtschaftswissenschaftler nicht mit diesem Gehalt abspeisen lassen sollte.

Machen was Spaß,oder mehr Gehalt?
Ich würde es vergleichen mit meiner damaligen Studienentscheidung. Geschichte hatte mich immer interessiert,mir war aber klar,dass das ne brotlose Kunst ist,deshalb ist es bei mir dann BWL geworden.Klar gabs Zeiten,wo ich mich gefragt habe,warum ich das machen,aber letztendlich habe ich es erfolgreich durchgezogen und ganze 4 Bewerbungen schreiben müssen und den Job schon 3 Monate vor Diplomarbeitsabgabe in der Tasche gehabt und bin jetzt immernoch zufrieden und das Gehalt stimmt einfach und die Mühen des Studiums haben sich letztendlich ausgezahlt.