"Wenn Kollegen in meiner Abteilung sind, die gute Leistungen bringen, dann sind ihre Kinder ebenso potenzielle Kandidaten, weil sie mit hoher Wahrscheinlichkeit die gleiche Leistung bringen."
Du weißt aber schon, dass genau diese Denke eine selbst erfüllende Prophezeihung ist, mit der Kindern aus "leistungsfernen" Verhältnissen vom ersten Tag ihres Lebens an signalisiert wird, dass sie in diesen "leistungsfernen" Verhältnissen bleiben werden, so dass es sich letztendlich auch bewahrheitet?
Ich bin absolut kein Verfechter von Gleichmacherei, Gesamtschulen, Wohlstands-Bashing etc. Bei der Auswahl der Arbeitnehmer allerdings nach den Leistungen der Eltern zu gehen, wäre personalpolitisch dermaßen realitätsfern und dämlich, dass die Wirtschaft zum Glück nicht allein so funktioniert. Nur ein Bruchteil der Positionen wird so vergeben.
Ansonsten stimme ich Dir zu hinsichtlich der Einstufung von Beziehungen als Instrument zum Informationsabbau. Hast Du wahrscheinlich gerade in der Vorlesung gehört. Wenn Du mal ein paar Jahre gearbeitet hast und erleben konntest, wie Beziehungen in der Praxis funktionieren und wann sie wirklich etwas bringen, dann wirst Du vielleicht anders denken.
Eigentlich sollte "Vitamin B" ein anderer Ausdruck sein von "der andere weiß, dass ich etwas kann oder mir zumindest Mühe geben werde" und nicht etwa "dass ich nichts kann, aber loyal bin und seine Meinung mittragen werde, egal wie bescheuert sie ist". Wenn die Beziehung daher stammt, dass ich in einer früheren Aufgabe jemandem beweisen konnte, dass ich was auf dem Kasten habe, und dieser jemand zieht mich dann in einer neuen Position in seinen Bereich - was soll daran verwerflich sein? Auf der anderen Seite: Wer sagt, dass es bei einer transparenten Bewerberauswahl nicht noch einen besseren Kandidaten gegeben hätte? Aber wie schaffe ich in kurzer Zeit eine transparente Bewerberauswahl für einen schwierigen Job, bei dem ich gar nicht konkret beschreiben kann, welche Fähigkeiten am Ende wirklich erfolgsentscheidend sind?
antworten