WiWi Gast schrieb am 24.03.2022:
Hallo zusammen,
angenommen ich habe ein paar Jahre einen ETF monatlich bespart und möchte mir jetzt so viele Anteile auszahlen lassen, damit am Ende 25.000€ netto auf meinem Konto landen.
Gibt es hier eine Möglichkeit herauszufinden, wie viele Anteile ich dafür verkaufen müsste?
Zum Einen gibt es ja noch Transaktionskosten (die kann ich ja leicht selbst ermitteln), aber wie genau berechnen sich die Steuern?
Jeder einzelne Anteil hat ja je nach Kaufzeitpunkt andere Einstiegskosten, weswegen sich ja auch der zu versteuernde Gewinn (oder sogar Verlust) deutlich unterscheiden kann.
So wie ich das sehe, kann ich beim Verkaufen auch gar nicht auswählen, welche Anteile ich genau verkaufen möchte, sondern kann nur die Anzahl angeben.
Werden dann automatisch die Anteile verkauft, die ich zuerst gekauft habe (sozusagen FIFO-Methode :D )? Oder wird einfach nur ein Durchschnittskurs über alle Anteile verwendet? Wie wird hier der zu versteuernde Gewinn ermittelt? Vorabpauschale gibt es ja auch noch.
Um die Antwort kurz zu machen: ja bei Veräußerungen wird deine Depotbank tatsächlich das FIFO-Prinzip anwenden und die "ältesten" Anteile zuerst verkaufen. Um dein Vorhaben exakt zu realisieren, musst du also in chronologischer Reihenfolge die Zugänge mit Anschaffungskursen kennen und auflisten.
Weil das nicht schon aufwendig genug ist, hängt die Besteuerung der Kursgewinne bei Veräußerung auch noch vom Zugangszeitpunkt ab.
1) Anteile, die du möglicherweise schon vor dem 01.01.2008 bessen hast (?), gelten als "Altbestand" d.h. Kursgewinne bis 31.12.2017 sind steuerfrei; Kursgewinne seit dem 01.01.2018 sind bis einem Freibetrag von 100.000€ ebenfalls steuerfrei. Allerdings wird das bei Veräußerung erstmal versteuert und eventuell gezahlte Steuer bekommst du bei der Steuererklärung erstattet, wobei das Finanzamt nachhält wieviel von dem Freibetrag du verbrauchst hast.
2) Anteile, die du ab dem 01.01.2008 bis 31.12.2017 gekauft hast, werden wieder anders behandelt: Der Kursgewinn bis 31.12.2017 ist voll zu versteuern (keine Teilfreistellung), Kursgewinn ab 01.01.2018 ganz normal mit Teilfreistellung bei Aktienfonds/ETFs.
3) Kursgewinne von Anteilen, die du ab dem 01.01.2018 gekauft hast, werden bei Veräußerung normal versteuert (30% Teilfreistellung).
Ahhängig von der Struktur deines ETF-Bestands (bezogen auf die 3 oben angegebenen Möglichkeiten) wird also nicht nur recht kompliziert, sondern nahezu unmöglich so zu verkaufen, dass exakt 25.000€ Veräußerungserlös nach Steuern übrig bleiben.
Und last but not least: beim Verkauf bekommst du noch die seit 2018 gezahlten Vorabpauschalen angerechnet, die dadurch die zu zahlende Kapitalerstragssteuer reduzieren. Das dürfte bei einem thesaurierenden ETF noch einen kleinen Unterschied ausmachen...
Irgendwie muss man das doch im Voraus verlässlich bestimmen können, wie viel mir am Ende abzgl. Steuern noch übrig bleibt.
Nein, leider geht das nichts so einfach, Siehe oben.
Also ich gehe mal davon aus, dass die Bank die Steuern direkt automatisch abführt nach Verkauf? Oder bekomme ich erst mal den vollen Betrag ausgezahlt und muss die Steuern erst im Nachhinein bei der Steuererklärung angeben und begleichen?
Ja die Bank (zumindest eine Deutschland ansässige Depotbank) behält die Steuern direkt bei Verkauf ein und führt sie an das Finanzamt ab.
Dabei werden aber zuerst noch Freibeträge oder Verrechnungstöpfe angerechnet bzw, aufgebraucht (Sparerpauschbetrag und ggf. zuvor realisierte und noch nicht verrechnete Verluste)
Ich hoffe ihr könnt mir da ein bisschen auf die Sprünge helfen. Vielen Dank schon mal!
Viel Erfolg beim Rechnen ;-)
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