Lounge Gast schrieb:
Nun gibt es was Neues:
Heute kam mein oberster Chef und Inhaber zu mir und meinte,
ich solle doch bitte darauf achten, dass die von mir
erstellten Jahresabschlüsse samt Steuererklärungen bitte beim
ersten Mal richtig zu sein haben. Es wäre nicht akzeptabel,
wenn nach der 1. Durchsicht auch bei der 2. Durchsicht ein
Fehler auftauchen würde.
Was aber, wenn sich Werte aufgrund der Änderungen so ändern,
dass ich nicht genau weiß, wie ich diese neuen Werte
einzuarbeiten habe? Ich habe erst vor 6 Wochen angefangen,
zuvor habe ich noch nie Jahresabschlüsse erstellt, alles ist
neu für mich. Und orientieren kann ich mich nur jeweils an
den Arbeitspapieren des Vorjahres.
Ist dieser Druck bei euch auch entsprechend vorhanden?
Was du beschreibst, können viele nachvollziehen. Das kann dir als Assistent beim 10-Mann-Mittelständler (sofern der Assistenten überhaupt einstellt) als auch in größeren Kanzlein, also so wie bei dir jetzt, passieren.
Es kommt da auf so viele Einzelfaktoren an, die zusammenspielen müssen. Zunächst einmal deine Vorqualifikation sowie deine generelle Arbeitsweise. Auch stellt sich die Frage, ob du gründlich oder eher oberflächlich arbeitest. Aber auch auf der Seite des Arbeitgebers gibt so viele unvorhersehbare Faktoren. Das Problem der mangelnden Einarbeitung kennen viele. Oft sind auch die Vorjahresunterlagen so schlecht und fehlerhaft, dass die nur eine begrenzte Hilfe sind. Oft wird Einarbeitung versprochen, dann aber nicht gehalten. Viel hängt auch von den Kollegen ab. Könn(t)en diese es einem erklären? Wollen sie es überhaupt erklären?
Manchmal ist auch die Erwartungshaltung da, dass da jetzt einer von der Uni kommt und der alles schon kann.
Um genau zu beurteilen, was bei dir los war und ist, müsste man Einzelheiten kennen. Bist du für den Jahresabschluss ganz allein verantwortlich oder bearbeitest du nur Teile davon?
Einen Berufsanfänger kann man meines Erachtens nicht alleine auf einen Jahresabschluss los lassen. Höchstens im Team, wovon der Berufsanfänger aber schon eigenständig Bereiche bearbeitet, immer mit der Möglichkeit, nachfragen zu können.
Du schreibst auch, dass sich im Nachhinein noch Werte geändert haben. Das ist leider ziemlich normal und genau darin liegt auch eine enorme Fehlerquelle. Schreibt ihr den Jahresabschluss noch mit Word? Das ist ein auch ein großes Minenfeld. Wenn sich da eine Zahl ändert, ändern sich u. U. so viele Querverknüpfungen und Kennzahlen. Das als Anfänger zu überblicken ist nicht einfach. Und auch als Professional unterlaufen einem da ziemlich schnell Fehler.
Gibt es noch andere Berufsanfänger im Unternehmen? Wie schlagen die sich so und was meinen die? Oder bist du Einzelkämpfer?
Bei einem 100-Mann- Unternehmen müsste man eigentlich davon ausgehen können, dass die Erfahrungen mit Berufsanfängern haben. Als guter und erfahrener Chef weiß man eigentlich, was man einem Berufsanfänger zutrauen kann und was nicht.
Also wie gesagt, es ist ziemlich schwierig, da etwas aus der Ferne zu sagen. Es kann eventuell an dir persönlich liegen; dass muss es aber auf keinen Fall! - Die ganze Branche ist ziemlich egozentrisch und man trifft nicht selten auf unangenehme Vorgesetzte. Der Budgetdruck und damit der Effizienzdruck nehmen auch immer mehr zu. Wenn es zwischen dir und dem Unternehmen nicht passt, ist es besser zu gehen. Sofern es nicht an dir persönlich gelegen hat, wird auch dein Nachfolger ziemlich bald wieder gehen. Ich kenne gerade in der StB-Branche viele Kanzleien, wo die Assistenten keine zwei Jahre verweilen. Das ist noch schlimmer als bei den Big4.
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