WiWi Gast schrieb am 03.01.2023:
Klingt vernünftig! Darf man fragen, wie alt du bist und was du beruflich machst?
PS: Was bei der Einordnung des eigenen Vermögens sehr wichtig ist, ist das Umfeld, in dem man sich so befindet.
Mein Freundeskreis verdient überwiegend in ähnlichen Bereich wie ich und drei meiner Hobbies bringen mich regelmäßig mit dem Bevölkerungsquerschnitt in den intensiveren Kontakt. Auch wenn ich dort nicht direkt über Einkommen oder über Vermögen rede bekommt man doch bisweilen mit, wie es vielen Leuten hier (aber auch im Westen) geht.
Einfach mal so 1000 Euro für einen Konsumgegenstand ausgeben ist für viele schlichtweg undenkbar (außer es ist das Auto ;-) ) und ich kenne ein paar, die bei einer 200 Euro Rechnung nach Ratenzahlung fragen.
Neulich hatte ich als Vorstand eines Vereins die Schuldenauflistung eines ehemaligen Mitglieds in der Hand, das in die Privatinsolvenz ging. Das ist schon alles krass.
Umgekehrt kenne ich halt niemanden, der mit mir darüber sprechen würde, welche Fahrzeugklasse für den eigenen Status mindestens angemessen wäre (oder sie reden nicht mit mir darüber, weil mich sowas nicht juckt?), ich begeistere mich viel mehr für Leute, die sich mit dem Rucksack irgendwo in der Welt durchschlagen als solche, die von 3 Wochen Luxusressort all inkl. berichten würden (weil es halt auch das ist, was mich kickt) und ich habe nicht den blassesten Schimmer, was die Uhren anderer Leute so kosten, vermutlich nicht viel.
Sicherlich wird es auch hier in meiner Stadt sehr wohlhabende Leute geben, aber es ist nicht so wie in München (habe dort studiert), wo man in bestimmten Gegenden förmlich davon umgeben ist und der Status und das Geld diesen Leuten aus alle Poren tropft.
Das selbe gilt für das berufliche Umfeld. Alle Jubeljahre hab ich z.B. auch mit Beratern zu tun, dort wo wir z.B. deren Kontakte in die Bundespolitik benötigen können. Ich sehe schon, dass die Leute anders reisen als wir und anders gekleidet sind und sich auch ihrer ganz eigenen Sprache bedienen, aber auch das erzeugt bei mir keinen Neid. Ich möchte diesen Job auf gar keinen Fall machen.
Das seht ihr hier natürlich anders, ihr habt ja nicht ohne Grund diesen Beruf gewählt. Ich kann aber gut nachvollziehen, dass man sich in solchen Kreisen z.B. in München erst mit deutlich(!) höherem Einkommen wohl fühlen kann.
Von ein paar meiner Kollegen und natürlich meiner Freundin abgesehen wissen die meisten Leute logischerweise eher nicht, was ich verdiene und was ich auf den Konten herum liegen habe. Die sehen jemanden zur Miete wohnen und halten es schon für exzentrisch, dass wir zu zweit zwei Wohnungen bewohnen und sie sehen jmd. mit eher billigen Klamotten und einem eher billigen PKW und einem älteren Smartphone und das ist für mich vollkommen okay so.
Und dann sitz ich z.B. erst neulich am Lagerfeuer und ein Bekannter erzählt mir, dass er sein Zelt für super billige 70 Euro bekommen konnte und er sich für solche Ausgaben mit seiner Frau abstimmen muss und ich verkneif mir besser, dass ich mir gerade spontan mein x-tes Zelt für 1000 Euro gekauft habe, weil ich halt mal wieder ein neues Modell ausprobieren wollte, obwohl die anderen dafür auch gut genug wären.
Und der ein oder andere hier kauft sich eben sein 27ste Uhr für 5-stellige Beträge für die Sammlung und erwartet eben 250m² eigene Wohnfläche, um sich zufrieden fühlen zu können. Das ist dann halt nochmal ein paar Ausgabenlevel über meinem.
Und dann gibt es zigfache Multimillionäre, die halt Sportwägen oder Villen sammeln.
Da leben wir hier in Deutschland schon in sehr, sehr unterschiedlichen Welten (oft gegenseitig völlig unbekannt) und vom Ausland will ich garnicht anfangen.
Die Zufriedenheit mit dem eigenen Einkommen wird deutlich weniger von dessen absoluten Höhe geprägt (ab einem Mindestlevel), sondern viel mehr davon, ab man mehr oder weniger hat als das eigene Lebensumfeld.
Das gilt sogar für Internetforen, weshalb sich in solchen Threads vor allem Leute einfinden, die den Schnitt durch die eigenen Zahlen nach oben treiben.
Ich finde das ja auch irgendwie faszinierend, nicht die Summen an sich, sondern die Einschätzungen dazu.
Sollte ich dabei ein schlechtes Gefühl bekommen, dann zieh ich mir eine Einkommensstatistik rein und alles ist wieder gut.
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