„Karriere“ vs Lehrer , Gehalt nach mehreren Jahren
Ich habe ja die Pläne von echten Lehren gehabt. Da ging unter 30 Anwesenheitsstunden nichts. Ohne Vorbereitung Unterricht, Nachbereitung Unterricht, Vorbereitung Tests und Klausuren (+ Nachholer-Tests und Nachholer-Klausuren, welche immer anfallen), Korrektur Tests und Klausuren, (Gesamt-/Fach-/Klassen-/Sonstige-)Konferenzen, Dienstbesprechungen, Elterngespräche, Schülergespräche, Elternabende, Gespräche mit dem Ausbildungsbetrieb. Dann gibt es noch Berichte, welche man schreiben muss, Fortbildungen, welche man besuchen muss plus die persönliche Fortbildung im eigenen Fach.
Kann sein, dass man das alles in unter 20 Stunden schafft. Oder auch nicht.
Schon 300 Stunden Korrekturen in einem Nicht-Korrektur-Fach sind, wenn man sich die Ferien freihalten will, schon 7,5 weitere Stunden.
Auch wirst du für 26 Unterrichtsstunden sicherlich mindestens 10 Minuten Vorbereitung je Stunde im Schnitt benötigen, selbst wenn du es extrem lax machst und nur mal kurz die alten Unterlagen vom Vorjahr nutzt, kein einziges neues Fach hast und alles digital ist plus nur Lehrbuch und Arbeitsheft. Auch das sind schon 4,33 Minuten, wobei da wirklich niemals eine neue Klasse vorbeikommen darf.
WiWi Gast schrieb am 22.01.2021:
antwortenAlso dir schreibt ein echter Lehrer wie seine Arbeitszeit ist und du behauptest es stimmt nicht...
Die Freistunden sind nur verschwendete Anwesenheitszeit wenn du da mit deinen Kollegen quatscht oder rumtrödelst. Wenn du dort was sinnvolles tust, musst du es natürlich nicht mehr am Abend machen.
Es ist doch alles relativ simpel... Selbst bei 30 Stunden Unterricht/Anwesenheit und trödeln, müsste der Lehrer noch jeden Tag nach der Schule von 15-19 Uhr durcharbeiten um auf die 50h zu kommen.
Es ist doch immer wieder das gleiche... da kommt der Lehrer 30 Minuten vor Unterrichtsbeginn, macht in der Zeit nichts und beschwert sich dann das er zuhause etwas tun muss.
Das du in deinem Job nichts zu tun hast und nur 2h am Tag arbeiten musst ist nicht die Referenz.
Ich war auch noch in keiner Firma (und als Unternehmensberater war ich in vielen) in der die ersten 30 Minuten vom Tag rumgetrödelt wurde.
Das hab ich nur "damals" bei einem Praktikum im Rathaus miterlebt.WiWi Gast schrieb am 22.01.2021:
Ich bin Lehrer nach Seiteneinstieg. BWL und Informatik an einer Berufsschule.
Dass ein Lehrer in einer durchschnittlichen Woche 50 Stunden Arbeitszeit hat, halte ich für übertrieben! Ich habe auch einige Kollegen, welche das behaupten. Das wären 10 Zeitstunden reine Arbeitszeit pro Werktag! D.h. selbst wenn ich jeden Schultag von 8 bis 14 Uhr an der Schule bin, habe ich pro Tag dann nur 5,25 Stunden reine Arbeitszeit (45 Min Mittagspause abgezogen, so wie in der Industrie auch). Dann wären das 26,25 Zeitstunden pro Woche. In dieser Zeit ist aber der Unterricht und auch schon ein Teil der Vorbereitung integriert. Mehr dazu im nächsten Absatz.Du rechnest jetzt scharf ab Unterrichtsanfang 8 Uhr. So ist es aber in der freien Wirtschaft ja nicht. Zumindest bei Gleitzeit und mir ist kein Konzern bekannt, wo es keine Gleitzeit in der Verwaltung gibt.
Da wird eingestochen, dann erstmal ausziehen, einrichten, bisschen Plaudern am Morgen, Kaffee holen, Rechner starten. Bevor effektiv etwa passiert, sind 15-30 Minuten vergangen.
In der Schule, wo ich war, geht es 07:30 los. Mein Ziel wäre es auf den Fall gewesen, nie später als 07:15 dort zu sein. Aufgrund der Unabwägbarkeiten auf dem Arbeitsweg hätte ich also eher 07:00 angepeilt und so ist das eigentlich üblich für Lehrer. 07:25 auf dem Parkplatz ankommen, 7:28 ins Zimmer hetzen, 7:29 Jacke ausziehen und 7:30 Unterricht beginnen könnte ich nicht.
Klar, bei einem vollen Deputat ist man einige Stunden länger als die reinen Unterrichtsstunden an der Schule aufgrund von Hohlstunden. Diese Hohlstunden nutze ich aber zB fast ausschliesslich für Unterrichtsvorbeiretung/Korrekturen usw. Das muss dann weniger Abends oder am WE gemacht werden. Und wenn ein Lehrer nach einigen Jahren immer noch jeden Abend 2 Zeitstunden in die Unterrichtsvorbereitung steckt, dann macht er irgendwas falsch, ist total unstrukturiert, findet seine alten Materialien nicht mehr oder ist übermotiviert ohne dass für die Schüler ein wirklicher Mehrwert entsteht. Ja, 2 oder auch mal mehr Stunden Vorbereitung am Abend kommen mal vor. Sind bei mir im 5. Jahr aber die absolute Ausnahme. Zudem bekomme ich es meist hin, in den Hohlstunden meine Unterlagen zu kopieren usw. Manchmal auch direkt nach dem Unterricht.
Die Sache ist halt, dass z.B. an der Berufsschule wo ich jetzt war ein neuer Ausbildungsberuf angefangen hätte und dafür ein alter ausgelaufen wäre. Bei den den Steuerfachangestellten müsste man sich immer auf aktuelle Gesetztesänderungen einstellen und auch im Bereich Informatik auf aktuelle Entwicklungen. Kann ja sein, dass du dich eh auch in der Freizeit stark für aktuelle IT-Entwicklungen interessierst, aber das darf ja jetzt nicht die Voraussetzung für den Lehrerberuf sein. Stell dir mal vor du hättest vor 10 Jahren studiert und seitdem keine Minute mehr mit IT beschäftigt - du wüsstest nicht, was ein Content Management System ist, du wüsstest nicht, was die Cloud ist. Du hättest von Smartphones keine Ahnung, von Responsive Design usw.
Daher muss man immer mal neue Unterlagen vorbereiten und sich da auch neu einarbeiten.
Zur Wochendarbeit: Ja, gerade Sonntag Abend ist bei mir meist Standard!
Rechne ich also zu den 26,25 Stunden nochmal 1 Stunde Pro Tag (Montag bis Freitag und Sonntag) hinzu, dann komme ich auf etwa 32,25 Stunden in einer Standardwoche ohne Klassenarbeiten.
Also wie gesagt, ich habe mir reale Lehrerpläne mit 1-3 Freistunden angeschaut und kam dort nicht unter etwa 30 Anwesenheitsstunden heraus. Gerechnet mit 15 Minuten vor der ersten Unterrichststunde da sein und sofort nach der letzten Unterrichtsstunde verschwinden. 30 reale Anwesenheitsstunden ohne Vorbereitung, ohne Elterngepsräche oder Gepsräche mit Betrieben, ohne Erstellung von Tests und Klausuren, ohne Konferenzen, ohne Korrektur von Klausuren und Tests.
Meiner Meinung nach: Realistische Arbeitszeit als Lehrer:
Im Schnitt irgendwas zwischen 28 und 35 Zeitstunden pro Woche.Wie gesagt, ich habe mir reale Stundenpläne von echten Lehren angeschaut. Habe dort Unterrichtsbeginn erste Stunde plus 15 Minuten vorher da sein gerechnet und habe Schluss letzte Stunde gerechnet. Es war nie unter 30 Stunden an der Schule. Da wundert es mich, wie du darunter kommst.
Zu diesen 30 Stunden dazu Konferenzen, Elterngespräche, Gespräche mit den Betrieben, Erstellung und Korrektur von Tests und Klausuren sowie die Unterrichtsvorbereitung.
Und trotzdem: Ein Zuckerschlecken ist der Job definitiv nicht. 45 Min Unterricht sind definitv um Welten anstrengender als 45 Min Bürojob. Kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Ist etwa vergleichbar damit, einen Workshop (kein Meeting im Team) mit 30 Teilnehmern zu leiten. Es ist definitiv nicht so, dass ich einfach nur meine Kopien austeile und alles läuft von selbst...
Ja, wobei man es bei einem Workshop mit Kollegen mit erwachsenen Menschen zu tun hat, welche sich benehmen können und einer bezahlten Arbeit nachgehen, in dem Moment, in welchem der Workshop stattfindet.
Dass man selbst bei Steuerfachangestellten und Bankkaufleuten Problemschüler hat, hat mich da noch mal etwas abgeschreckt. Und an einer normalen Schule ist es ja nochmal schlimmer, gerade die Klassen 7 bis 9 sind meist die schlimmsten Klassen. Auch auf dem Gymnasium.
45 Minuten Bürojob waren für mich gerade z.B. diesen Text schreiben, im HO, während ich nebenher den Posteingang vom Arbeits-Laptop offen habe.