Vielleicht hätte ich den Rahmen, von dem ich spreche, klarer abgrenzen sollen, vielleicht willst Du mich absichtlich falsch verstehen.
Deinem Nick und Deinen Ausführungen entnehme ich, dass Du primär im Marketingumfeld, evtl. auch noch onlinemarketing-nah, unterwegs bist. Dass in dem Umfeld eher prekäre Arbeitsverhältnisse vorherrschen ist ja allgemein bekannt.
Davon spreche ich aber nicht.
Auch nicht von irgendwelchen Engineeringdienstleistungen an der verlängerten Werkbank.
Mein Beitrag bezog sich konkret auf Beratungs- (Business Analyse, Prozessbeschreibung und -management) und Projektmanagementtätigkeiten im IT- und technischen Fachumfeld großer Konzerne, wie Sie von den großen wie auch von dutzenden kleinen Beratungsfirmen angeboten werden. Viele dieser kleinen Beratungsfirmen arbeiten auch mit Freelancern zusammen, da die Projektanfragen idR die Anzahl der Festangestellten übersteigen. Bei den Konzernen kommt man als einzelner Freelancer auch gar nicht am Einkauf vorbei.
1.) Hier sind Projektlaufzeiten >200 Tage keine Seltenheit und auch die Externen werden für entsprechende Zeiträume geplant und bestellt. Klar, 200 Tage fix gebucht zu werden ist schon so eine Art Jackpot, aber 150+ sind immer möglich.
2.) Bzgl. Urlaub und Krankheit: Wir sprechen hier von einer selbständigen, unternehmerischen Tätigkeit. Natürlich ist das Risiko höher, das muss man sich vergegenwärtigen, einschätzen und sich dann ohne wenn und aber dafür oder dagegen entscheiden. Die Maßstäbe einer Festanstellung anzusetzen macht IMO keinen großen Sinn.
3.) Das gleiche hinsichtlich Altersarmut und ALG: Dass man selbst vorsorgen muss, sollte gegeben sein, lässt sich, auf Grund des vielfach höheren Einkommens, aber auch ganz anders angehen. Ich bin in ca. 2 Jahren soweit finanziell unabhängig, dass ich mir bis zum Lebensende meinen ehemaligen Studentenlifestyle aus passivem Einkommen werde leisten können. Natürlich ist der Standard nicht toll und mit Kindern auch viel zu wenig, es ist aber auf jeden Fall die nötige Absicherung, um im Alter nicht am Hungertuch nagen zu müssen. Ich bin nichtmal 40.
Dass man als Angestellter nach einem Jahr ALG erstmal alle Habseligkeiten versilbern muss, bevor es in den Hartz geht, ist Dir bewusst? Spricht aus meiner Sicht nicht unbedingt für die staatliche Absicherung...
4.) Wie gesagt, weiss ich nicht, welche Bedingungen bei Deinen bevorzugten Kunden gelten, ich persönlich arbeite jedoch seit 2014 mit insgesamt 5 Partnern zusammen, bei denen ein abrechenbarer Arbeitstag 8h hat, entspricht bei ?800 ?100/h. Alles was darüber hinausgeht, wird anteilig abgerechnet. Keiner, den ich kenne, arbeitet 10h für ?800 Tagessatz, sondern für 1,25x?800. Der Vermittler berechnet btw nochmal 25% mehr an den Endkunden.
5.) Projektleiter, die festangestellt 95k verdienen, tun auch kein Freelance für 800 Euro...
6.) Eine Einschränkung trotzdem: Die Freiberuflichkeit auf Projektbasis ist kein Endgame, man ist von zu vielen Dritten abhängig. Entweder man diversifiziert in Richtung Dozententätigkeit, um Zusatzeinkommen zu generieren oder baut sich beim Endkunden ein Netzwerk auf, um den Vermittler langfristig zu umgehen. Dies erfordert allerdings oft den Schritt in Richtung Gründung einer "richtigen" Firma, sprich GmbH und folgend Mitarbeiter einstellen. Bei mir ist die Motivation schlicht der Aufbau von viel Eigenkapital in kurzer Zeit, sei es zur Finanzierung einer Startup-Idee oder der Option ins Immobiliengeschäft einzusteigen. Als Angestellter konnte ich bei 60k Jahresverdienst im Monat ca. ?1500 - ?1700 sparen. Heute ist es das vierfache.
marketeer schrieb:
Hier muss ich dann doch widersprechen:
800 Euro Tagessatz (bei einem 10 Stunden Tag) sind nun mal
80,00 Euro die Stunde und das ist das Minimum: Entweder Du
hast dich noch nie mit einer Stundenkalkulation intensiv
beschäftigt oder Du rechnest dir die Welt schön.
Klar kann ich sagen: 800 Euro Tagessatz, effektiv ist ein Tag
für mich 8 Stunden, auch wenn ich 10 Stunden arbeite, aber
dann ist der Stundensatz dennoch bei 80 Euro und nicht bei
100 Euro.
200 Tage Auslastung bekommst Du nur wenn das ein krasses
IT-Projekt ist. Meist versucht jedes Unternehmen das Wissen
inhouse zu halten und das nicht einem einzelnen Freelancer zu
übertragen.
Zudem: 200 Arbeitstage für ein Projekt bedeutet: Keine
Krankheit, 1 Kunde (mit allen Vor- und Nachteilen) und
durchgängige Beschäftigung von externen. Zumindest in der
Urlaubsphase (meist August) werden - nach meiner
Praxiserfahrung - die Freelancer heimgeschickt, um Kosten zu
sparen.
Dann: "150 Tage schafft man immer.." ist klar...
90k-110k Umsatz (= ca. 40k-50k Bruttojahres-Einkommen als
Angestellter) ist definitiv zu wenig... Hier setze ich als
Relation einfach mal das Risiko zum Verdienst als
Angestellter. Angestellte IT-Projektleiter kommen auf ca.
55-90k.
(Marketing-Projektleiter deutlich darunter...hier wird meist
Kampagnen-bezogen gebucht.)
Richtig ist, dass Du abschreiben kannst, dafür hast Du auch
alle Risiken der Selbstständigkeit und wenn Du nur beratend
tätig bist, kannst Du keinen Zusatzumsatz durch
Beipsielsweise Provisionen durch Programmverkauf, o.ä.
generieren.
Aber wer unbedingt meint, dass er damit über die Runden
kommen will/kann/muss.
Zudem: Ohne Sozialversicherung, Rückstellungen für die
spätere Altersvorsorge (Rente), ist das schon mehr als
gewagt... Wer eben privat nicht vorsorgt, wird dann im Alter
mit dem Thema "Altersarmut" konfroniert.
Zu dem Thema: Freiberuflerinsignien: Versuch' als
One-Man-Show das erstmal zu schaffen... Die Leasingrate fürn
911er (ich liebe das wiwi-Forum) steht jeden Monat auf der
Liste und bei schwankenden Honoraren (durch Auslastung) wird
die Bank sehr viel Freue bei der Kreditvergabe haben...
Einzig deinen Tipp zum Schluss find ich richtig. Es geht halt
immer nur ums Netzwerk.
Lounge Gast schrieb:
?500
absoluten
- 700
und gut.
Stress
Festangestelltenstelle
Projektanfragen als Festangestellte.
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