Nichts will klappen! Existenz bedroht!
Hallo,
ich habe mich mal registriert um euch mein Problem zu schildern und hoffe Ihr könnt mir vielleicht Ratschläge geben oder mir sonst irgendwas dazu sagen.
Ich bin fast 30 Jahre alt und seit nun einem Jahr arbeitssuchend.
Ich habe mit 25 meinen Bachelor of Engineering ( Wirtschaftsingenieurwesen ) mit 3,0 "erfolgreich" abgeschlossen. Ich weiß dass das nicht die beste Note ist und Master wollte ich nicht dranhängen, da ich kurz vor der Hochzeit stand und Geld verdienen musste/wollte.
Ich habe mit etwas Glück, nach gut einem Jahr Selbständigkeit und etlichen Bewerbungen, durch einen Kontakt meines Vaters eine Praktikumsstelle bei einem ziemlich großen/erfolgreichen Familienunternehmen mit Aussicht einer Festanstellung angeboten bekommen welches ich selbstverständlich ohne zu zögern angenommen hatte.
Nach gerade einmal 2 Monaten hatte man mir damals eine Stelle als Betriebsleiter an einem anderen Standort angeboten weil man anscheinend zufrieden war mit meiner Arbeit. Dieses Angebot habe ich dann mit 26 zu recht bescheidenen vertraglichen Konditionen angenommen.
Nach 1,5 Jahren habe ich es durch Leistung und Erfolge dann geschafft ein Jahresbruttogrundgehalt von rund 45K auszuhandeln. Dafür dass ich teilweise 60-65 Stunden die Woche gearbeitet ( Überstunden wurden nicht vergütet und waren laut Vertrag " Mit dem Gehalt abgegolten") habe waren auch die Rund 45K Grundgehalt lächerlich. Das war mir aber zunächst egal weil ich wusste dass ich von Haus aus Probleme bzw. keine Erfolge mit Bewerbungen hatte. Zudem kamen nach fast 2 Jahren in der Firma noch andere Probleme dazu die unerträglich wurden und die Fluktuation im Unternehmen enorm anstieg.
Des weiteren ist meine Frau zu der Zeit Schwanger geworden und ich wusste wenn ich weiterhin im Unternehmen bleibe und kaum Zeit mehr zuhause habe, es nur eine Frage der Zeit sein wird, dass ich meine Familie verliere bevor ich sie wirklich gegründet habe.
Also entschloss ich mich mehrere Male mit meinem Geschäftsführer zu sprechen und ihm meine Probleme zu schildern mit der Bitte um eine Assistenzkraft oder irgendwas anderes damit ich auch nur einen Hauch von Work-Life Balance spüren durfte. Da alles was er sagte erfahrungsgemäß sowieso nur heiße Luft war habe ich mich parallel zu den Gesprächen auch bei anderen Unternehmen beworben. U.a. Jobs für Berufseinsteiger und noch andere damit ich zumindest direkt im Fluss in eine andere Tätigkeit wechseln kann und keine Lücke im Lebenslauf einbüßen musste. Ich wusste aber auch dass ich das nicht mehr länger aushalten kann/werde, es waren wirklich mehrere schwerwiegende Probleme mittlerweile in unserem Werk die einfach von Seiten der GF nicht mehr beachtet wurden und die dann zwangsläufig auf den Betriebsleiter ( in dem Fall ICH) zurückzuführen sind obwohl dieser dann wenig dafür kann weil er keine Freigaben hat für gewisse Änderungen und Verbesserungen hat.
Da ich immer stets und loyal bin und bleiben werde habe ich dann von mir aus die Reißleine gezogen und meinen Job gekündigt ohne irgendeine Aussicht auf eine andere Stelle. Ich habe trotz eigener Kündigung keine Sperre von der Agentur für Arbeit bekommen weil ich triftige Gründe aufweisen konnte. Ich wollte nicht Krank feiern bis ich gekündigt werde oder sonstiges. Man sieht sich im Leben immer zwei mal außerdem wollte ich ein ordentliches Arbeitszeugnis haben welches ich dann auch bekomme habe. Ich war im Gegensatz zu damals nach meinem Studium zuversichtlicher da ich mittlerweile immerhin 2,5 Jahre Berufserfahrung als Betriebsleiter gesammelt hatte.
Ich habe seit nunmehr ein Jahr mindestens 100 Bewerbungen quer durch Deutschland verschickt, ich habe lediglich ein Vorstellungsgespräch gehabt wo man mir nach mündlicher Zusage dann doch abgesagt hat weil man "einen internen Tipp" bekommen hat und sich für eine Dame entschieden hat. Später erfuhr ich dass diese Dame die Nichte eines Großkunden war. Also Vitamin B zu ihren Gunsten.
Ich habe mir auch Professionelle Hilfe in Punkto Bewerbungen geholt aber bisher ohne Erfolg.
Da ich Deutscher mit Südländischem Migrationshintergrund bin habe ich nun zum zweiten mal über 100 Euro für Bilder ausgegeben damit man mich, ohne mein Gesicht entscheidend zu verändern, so Westlich wie nur möglich aussehen lässt. Machen wir uns nichts vor: Ich weiß dass auch meine Herkunft es mir schwer macht was zu finden. Es ist aber nicht unmöglich. Will mich auch nicht beschweren, bin nur realistisch. Zudem kam noch Corona dieses Jahr dazu was das ganze noch mehr erschwert.
Also, dass ist soweit die verkürzte Form meiner Geschichte der letzten Jahre. Ich will sie auch nicht noch länger machen. In 2 Monaten muss ich Hartz IV beantragen und meine Zukunft sieht beruflich Stand jetzt nicht so berauschend aus.
Über Kritik, Ratschläge und Tipps würde ich mich sehr freuen.
Danke und bleibt gesund.
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