WiWi Gast schrieb am 22.10.2018:
WiMa ist auf keinen Fall ein mix aus Mathematik und BWL. Da werden komplett andere Themengebiete behandelt. Woher ich das weiß? Ich stand vor der Entscheidung WiMa oder Mathe. Bei Mathematik wird vorwiegend das behandelt, was man umgangssprachlich höhere Mathematik nennt. Da geht es auch eher um Beweise, Diskussionen, herleiten oder abstrakte Systeme die erstmal ohne weiteres keinen konkreten Praxisbezug haben, zu verstehen. Bei WiMa wird hingegen fast ausschließlich das behandelt, was man auch schon teilweise von einem klassischen BWL Studium kennt. Simplexverfahren, Determinanten, Matrizen und alles was sich in der Praxis hoffentlich anwenden lässt. Du musst dir selber die Frage stellen, will ich eher Praktiker oder Theoretiker sein. Bei Winf und Inf ist es genauso.
Wenn du vor der Entscheidung standest hast du dich dann wohl für keines der beiden Fächer entschieden? An jeder Uni die WiMa und einen reinen Mathe-Bachelor anbietet verbringt man wohl ca. die ersten vier Semester zusammen in den Analysis, Lineare Algebra, Numerik und Stochastik Vorlesungen. Studiengänge die diese Grundlage nicht bieten haben wohl sicher nichts mit einer mathematischen Ausbildung zu tun. Was ist dann also der Unterschied zwischen beiden Fächern?
Bei einem herkömmlichen Mathe-Bachelor ist man viel freier als beim WiMa Studium. Man kann sein Nebenfach frei wählen (also zB Physik oder Informatik wo man die erworbenen mathematischen Fähigkeiten noch "anwenden" kann zB Differentialgeometrie in der ART). Außerdem kann man seine mathematische Vertiefung auch frei wählen und sich Themen aus der Algebra, Geometrie oder Zahlentheorie widmen. Beim WiMa Studium bleibt meist nur die Wahl zwischen Stochastik oder Numerik. Dabei handelt es sich aber trotzdem um mathematische Fächer in denen des Ziel darin besteht Aussagen zu beweisen. Das gleiche gilt auch für Finanzmathematik Lehrstühle die Teil einer mathematischen Fakultät sind. Dort werden mittlerweile auch nur noch Paper zu stochastischen Differentialgleichungen und der gleichen geschrieben. An den meisten Unis ist der Übergang von WiMa zu Mathe außerdem relativ fließend und nicht wenige wechseln nach den ersten beiden Semestern zum jeweils anderen. Ich finde die reine Mathematik wesentlich reizvoller als Numerik usw. trotzdem finde ich es unverständlich wieso hier so ein Bild der Wirtschaftsmathematik gemalt wird (an FHs ohne mathematische Fakultät kann das anders aussehen dazu habe ich keine Erfahrungen).
Zur Frage des OP:
Sowohl WiMa als auch WiInf haben erstmal die gleiche Signaling Wirkung und bezeugen, dass man nicht ganz auf den Kopf gefallen sein kann. Das Gehalt hängt dann sehr stark von der Branche ab in der man einsteigt.
Am meisten verdient man wenn man erfolgreich eine eigene Firma gründet. Das versuchen in Deutschland wenige aus beiden Studiengänge (zumindest habe ich von keinem solchen Fall gehört bisher). Kann also schon sein. Aber fürs Gründen sollte man vielleicht lieber eine rein fachliche Ausbildung wählen und dann daraus gründen oder als BWLer "industrialisiert" gründen.
Danach folgen vermutlich Quant Funds in NY, LND, HK usw. da kommt man aber aus Deutschland nur sehr schwer unter und es gibt sehr wenige freie Stellen. Hier ist stochastic calculus aber von Vorteil.
Anschließend bleiben die hier beliebtesten Industrien IB und UB. Mit beiden Studiengängen hat man prinzipiell die Möglichkeit dort einzusteigen. Hier ist es allerdings unerlässlich relevante Praktika (2-3) und Auslandserfahrung zu sammeln. Dort wird man inhaltlich von seinem Studium nicht mehr viel brauchen. (Dafür dann viel Geld)
Danach kommen vermutlich DAX Stellen. Für WiMas wären das wohl Stellen im Risiko-Management oder bei Versicherungen/Banken. Für WiInfos wahrscheinlich etwas IT-nahes (habe hierzu als Mathematiker keine Erfahrungen).Auf die gleichen Stellen können sich auch reine Informatiker oder Mathematiker bewerben. Nur wollen die wohl lieber was anderes machen. Auf jeden Fall sind diese Stellen alles "gute" Jobs. Das heißt du hast anders als zu den Kategorien oben feste Arbeitszeiten von 40h pro Woche (kannst Überstunden abfeiern usw.) wie es eben in Tarifverträgen üblich ist. Ich vermute als WiInfo verdient man in diesen "Linien-Jobs" etwas besser weil viele auch konzernintern SAP-Beratung machen und dadurch ganz gut verdienen. Aber einen signifikanten Unterschied wird es nicht geben.
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