Ich glaube du schätzt den Mehrwert von der persönlichen Anwesenheit im Büro etwas hoch ein. Ich bin im IT-Consulting tätig und wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit Kunden, die uns remote beauftragen und sich dabei ganz bewusst für einen Dienstleister aus Deutschland entscheiden.
Dein Argument "die sprechen nämlich auch perfekt Englisch" ist ziemlich schwammig. Zum einen sind die Englischkenntnisse vieler Offshore-Dienstleister (egal ob Indien, Thailand, Vietnam etc.) derart unterdurchschnittlich, dass es deutliche Probleme in der Kommunikation gibt und man z.T. kaum noch von einer produktiven Zusammenarbeit sprechen kann.
Was du hier zudem völlig ausklammerst, sind die fachlichen Fähigkeiten und dementsprechend die Qualität der Arbeitsergebnisse, wo z.T. Welten aufeinander prallen.
Das zeigt sich mir immer wieder in Projekten, bei denen wir beauftragt werden, um die Arbeit eines zuvor tätigen Offshore-Dienstleisters weiter zu führen, deren Beauftragung man nicht verlängert hat - häufig aus offensichtlichen Gründen.
Zum Teil haben selbst wir Projekte abgelehnt, da die bereits vorhandene Legacy-Codebase in keinster Weise mit einem gegenüber dem Kunden zu rechtfertigenden Aufwand mehr wartbar gewesen wäre.
Viele Kunden haben also schon ganz klar erkannt, dass Offshoring häufig keine Alternative zur Beauftragung eines Dienstleisters mit erfahrenen und zertifizierten Entwicklern / Beratern ist.
WiWi Gast schrieb am 21.11.2021:
Endlich mal ein etwas weitsichtigerer Kommentar. Die meisten hier - ich schrieb es schon - sehen nur ihren eigenen Minivorteil. Viele schreiben ja auch ganz offen, dass sie im HO weniger arbeiten als im Büro bzw. dass sie im HO mehr privaten Tätigkeiten nachgehen.
Wenn wirklich eine regelmäßige Entkopplung von Arbeitsort und Lebensort stattfindet, dann muss der Arbeitsplatz entweder massiv staatlich geschützt und unkündbar sein (Professoren sind da die einzigen, die mir einfallen), oder eure "Hi-Po-Karriere-Träume aus dem Homeoffice" werden ganz schnell (in 10 bis 20 Jahren) von Menschen auf der anderen Seite des Planeten geträumt - die sprechen nämlich auch perfekt Englisch.
Wie kann man denn bitte so wenig vorausschauend sein, dass man tatsächlich glaubt, der Arbeitgeber würde einerseits 100% HO und digital machen, aber andererseits ganz dringend auf euch FH'ler aus Frankfurt, euch Master-Absolventen aus Köln und euch Doktoren aus Mannheim angewiesen sein?
WiWi Gast schrieb am 20.11.2021:
Das ist (leider) an vielen Orten Realität, sofern keine fixen Office-Pflichttage eingeführt werden. Da ist man nichts anderes mehr, als ein outsourced Sachbearbeiter in einem Niedriglohnland, welche wohl bald viele Jobs hier übernehmen werden, sofern auf Englisch, keine Präsenzpflicht erforderlich und alles schön dokumentiert ist. Denke, dass Remote Work noch zu tiefgreifenden Verwerfungen in der Arbeitswelt führen wird. Wir stehen erst am Anfang bzw. muss die Pandemie vorbei sein, damit man überhaupt an einen geregelten Bürobetrieb denken kann. Bin der Meinung, dass sich 1-3 Office-Pflichttage in Zukunft einbürgern werden. Nur remote geht auf Dauer wohl nur bei wenigen Menschen bezüglich Motivation, sozialer Austausch und Unternehmenskultur-/Identität.
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