Aber sicher doch, du kannst natürlich ohne Vorgaben Leute kündigen und Gehälter festlegen wie du lustig bist. Das Kündigungsschutzgesetz, Tarifvertrag, Betriebsvereinbarungen und interne Vorgaben gelten für dich natürlich nicht oder wie? Fakt ist doch, dass du als TL oder was auch immer "Budget" für deine 5 Leute hast, die alle nach Tarif bezahlt werden. Spielraum für variable Zahlungen oder "Bonus" um Leistung zu entlohnen oder bei Minderleistung zu kürzen ist null vorhanden weil alles in den Betriebsvereinbarungen oder Tarifvertrag vorgegeben ist. Falls ein überbezahlter Konzernbeamter von dir umkippt und jemand neues gesucht wird, ja da kannst du vielleicht bei der Auswahl mitreden. Die EG-Einstufung ist dann fast komplett vorgegeben (aufgrund der Stellenbeschreibung). Wenn überhaupt hast du ein bisschen Wiggle-Room was hier und da ein paar Leistungszulage-Gummipunkte oder vielleicht ein halbes Jahr schneller zur Ziel-EG angeht aber ansonsten wars das doch. Sind wir doch mal ehrlich, dein Spielraum sind doch Peanuts.
Die Senior Manager entscheiden dagegen jährlich über ca. 20-30% der Verteilung der Lohnsumme der für fachlichen MA vorgesehenen Budgets völlig eigenständig. Klar muss gemeinschaftlich mit anderen SM ein Konsens im Rahmen der Gesamtbudgets gefunden werden. Ich kann bspw. nicht einfach meinen MAs flat maximale Boni und Gehaltserhöhungen geben, zumindest nicht ohne sehr gute Begründung. Von mir hängt es aber letztlich ab, ob mein MA mit 15k Bonus und 15% mehr Gehalt oder halt mit nix (bis auf garantierte Mindestwerte) nach Hause geht. Gleiches gilt für Nominierungen für Managerbeförderungen, die ein wichtiger Meilenstein für die weitere Karriere sind. Falls der VG blockt bleibt der MA ewig auf der Ebene Nicht-Manager.
Bezüglich der Einstellungen - ich habe in diesen Winter ein Managed Volume von ca. 12k Stunden verwaltet. Da mir dafür die Leute fehlten, habe ich einen entsprechenden Bedarf beim Partner angemeldet und konnte frei aus Bewerbern auswählen und zusätzlich 4 Leute einstellen, die ich auch als VG nun betreue. Ich entscheide letztlich auch über die ggf. notwendige Probezeitkündigungen, falls die Performance nicht stimmt.
Ich glaube die meisten verstehen einfach nicht das Führungskonzept bei den Big4. Ja vieles wird gemeinschaftlich entschieden aber dafür sind die Leitplanken einfach viel breiter als in dem engen Korsett des Konzerns, wo fast alles irgendwo geregelt ist.
WiWi Gast schrieb am 02.01.2024:
Ich glaube, manche hier verstehen nicht ganz was disziplinarische Verantwortung heißt.
Disziplinarische Verantwortung = Budgetverantwortung. D.h. ich, und niemand anderes, entscheidet darüber, wie mein Budget verwendet wird.
Die Höhe des Budgets ist natürlich abhängig von meinen Vorgesetzten, WIE ich das Budget aber nutze, bleibt mir überlassen.
D.h. ich entscheide, wer eingestellt wird, zu welchem Gehalt. Und ich entscheide, wer gekündigt/entlassen wird. Das Abnicken mit HR etc. ist reine Formsache.
Dass man jemandes Urlaubsantrag genehmigt, bei Vorstellungsgesprächen dabeisitzt oder ein Feedbackbogen für einen Junior ausfüllt, ist keine Disziplinarverantwortung. Wenn das der Fall wäre, wäre jeder kleine Manager theoretisch personalverantwortlich.
Und korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber bei den meisten UBs ist es ja so, dass die Equity / Managing Partner diese Budgetverantwortung haben und selbst, wenn delegiert, immer und überall noch die Unterschrift des Partners notwendig ist.
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