WiWi Gast schrieb am 25.12.2019:
ganz ehrlich? Du sagst selbst, dass du nichts anderes findest. Anschreien kann er dich meines Wissens, so lange er will. Also wenn er dich nicht beleidigt, schlägt, etc. Aber wenn er einfach nur durch den flur gröhlt "Arbeitet schneller meine helferlein", wird sich der Betriebsrat (vorhanden?) dem bestimmt nichts annehmen. Und mal ehrlich: Wie wahrscheinlich ist es, dass du deinen Chef noch innerhalb deiner Probezeit ausstechen kannst?
Ne Meuterei wirst du auch eher weniger starten. Also arbeite Minimum 6 Monate da. Dann kannst du anfangen, dich intern (ist der Laden groß genug?) + extern weiterzubewerben
Alternativ: brech ab und gründ dein Startup, allerdings wirst du deinen inneren Schweinehund dann selbst anbrüllen müssen, mehr zu arbeiten. Also krieg deinen Arsch hoch und mach was für dein Geld. Wenn der Kellner dir erst nach 30 Minuten dein Bier und nach 75 Minuten dein Essen bringt, bist du auch stinkig. Wenn du also nur auf der Arbeit pimmeln willst, wundere dich nicht, dass es dein Chef anders sieht. Sein job ist eben, dass er seine Arbeit an euch delegiert und so er selbst ein angenehmes Leben hat.
Er ist einfach unglaublich laut und ich habe immer Angst, dass er hinter mir steht, auch wenn er praktisch nie da steht. Auch seine Motiavtionssprüche sind bedrohlich (Beispiel: "Wer fleißig schreibt, der bleibt", "Nur der frühe Vogel, wird nicht aus dem Nest geworfen" usw..). Ich bin sehr sensibel und sowas nicht gewohnt. Ich fühle mich ständig unter Druck gesetzt und dann ist er auch noch so extrem maskulin. Da komme ich mir richtig unmännlich vor. Ich meine das nicht irgendwie komisch, sondern er wirkt schon als Typ bedrohlich.
Eine Meuterei kann ich überhaupt nicht starten, weil der größte Teil der Mitarbeiter total von ihm begeistert sind. Mich nehmen sie dagegen kaum wahr. Sind überwiegend Frauen und das, obwohl seine Sprüche so übel sind und 80er-like. Mit dem Betriebsrat geht auch nichts, das ist einer seiner besten Kumpels und generell sitzt der felsenfest im Sattel und auch die Chefs reden ihm nicht rein. Generell ist die Abteilung fast autonom und das in einem Betrieb mit 700 Mitarbeitern.
Wechseln kann ich nach 6 Monaten nicht, sonst suche ich wieder über ein Jahr, um irgendwas zu bekommen. Meine Eltern würden das nicht mehr mitmachen. Ich bin gezwungen dort zu bleiben und mich ständig antreiben zu lassen. Ein eigenes Unternehmen passt nicht zu meinem Lebensplan, denn ich arbeite, um zu leben und lebe nicht um zu arbeiten.
Ich habe mir die Arbeit so vorgestellt, dass ich als Akademiker die Arbeit locker und ohne Anstrengungen machen kann, da sie eigentlich für Leute ohne akademischen Titel gedacht ist. Als Akademiker werde ich überhaupt nicht angesehen. Es interessiert die Leute da gar nicht, dass ich auf einer Uni war und sie größtenteils nur eine Ausbildung haben. Ich haue einfach wie sie Rechnungen in der Buchhaltung ins System. Meine Idee war: Ich mache das ein paar Stunden, bin fertig und den Rest chille ich. So können das viele meiner Kollegen aus dem Studium bei ihrem Arbeitsplatz machen.
Hier ist es so, dass ich, wenn ich einen Berg von Rechnungen eingegeben habe, sofort mit einem ekelhaften Grinsen den nächsten von "Mr. Burt Reynolds" bekomme. Ich muss praktisch den ganzen Tag arbeiten und der sorgt dafür, dass ich keine Chill-time nehmen kann, obwohl die Arbeit echt monoton wird. Selbst auf das Klo kann ich mich nur selten verziehn, weil er das vom Büro aus sehen kann und immer, wenn ich gehe seine Klosprüche ("Musst du schneller laufen, gibt es einen Haufen", "Bei uns wird nach Kilo bezahlt", "Alles raus, was keine Miete zahlt usw..") ertragen muss. Das setzt mich noch mehr unter Druck, schnell zu sein.
Ich weiß nicht, wie ich dem Druck noch weiter Stand halten soll. Ich brauche wirklich Tipps, um dort zu überleben.
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