Genau aus diesem Grund bin ich gerade dabei umzusatteln. Bis vor wenigen Monaten war ich noch bei einer großen StB/WP Gesellschaft in Süddeutschland und stand eigentlich unmittelbar vor dem Steuerberaterexamen.
Was mich wirklich genervt hat war der Umstand, nach bestandenem Examen mittelfristig als angestellter Steuerberater um die 70k plus x zu bekommen für eine 50 bis 60 Stunden Woche, permanenten Fortbildungen, zwar mit interessanten aber auch sehr stressigen Aufgaben, häufigem Druck und 25 Urlaubstagen im Jahr. Dass ich für jede Minute meiner Anwesenheit über die Zeiterfassung Rechenschaft ablegen musste und so exakt gemessen wurde welchen Umsatz ich einspiele, hat den Spaß an der Arbeit natürlich nicht gesteigert. Versteht mich nicht falsch, bin kein Lowperformer und hab eigentlich immer robuste Resultate erzielt. Dennoch hatte ich eben in meinem Umfeld den starken Vergleich zu Lehrern in Bekanntenkreis.
Nun geh ich noch für einige Pädagogiksemester an die Uni und steige dann nach dem Ref als Lehrer im Höheren Dienst ein. Nach aktueller Besoldungsordnung wären das dann zum Einstieg bei A13 ca 3.000 netto. Inkl. Familienzuschlag für Verheiratete mit 2 Kindern und 1 Kinderfreibetrag komme ich in der Lohnsteuerklasse 4 bei der niedrigsten Stufe auf 3.200 und bei der höchsten Stufe auf 3.700 jeweils nach Abzug der KV. Durchschnittlich 8 bis 10 Jahre später winkt die Beförderung zum Oberstudienrat auf A14, wo wir dann bei 3.300 bis 4.000 wären. Mal angenommen ich werde irgendwann Schulleiter oder Stellvertreter, winken mit A15 bzw. A16 in der Spitze als Spannweite 4.000 bis 4.800 netto nach KV.
Betrachtet man das unter dem Aspekt von 12 Wochen Schulferien bei realistisch etwa 8 Wochen wirklicher Freizeit, Unkündbarkeit, einer fürstlichen Pension und den coolen Fächern die ich unterrichten werde, fühlt sich das an wie ein Hauptgewinn.
Als Beamter im höheren Dienst kann man mit etwas Ehrgeiz vermutlich leichter an 4.800 netto kommen als in der Finanzbranche an 220k brutto p.a.
Und wenn man dann mal rechnet wieviel brutto jemand bekommen müsste um 4.800 oder 4.000 netto zu erhalten, wird die Work-Life-Balance mit Sicherheit nicht mehr so günstig aussehen.
Ein weiterer riesen Pluspunkt ist, dass Du als Lehrer 3 Stellschrauben für ein höheres Einkommen hast. Einmal durch Beförderungen auf eine höhere Besoldungsstufe, ferner durch die Dienstaltersstufe alle 2 bis 4 Jahre und zuletzt jährlich ganz automatisch durch den Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst nochmal 1 bis 2,5 Prozent p.a. obendrauf. Und dies alles ohne eine einzige Gehaltsverhandlung.
Natürlich wird der ober ehrgeizige Killer im Anzug in der Spitze sehr viel mehr Gehalt erzielen können. Vermutlich aber eher nicht so relaxed dabei sein können wie einer im höheren Dienst. Und ganz ehrlich, lieber hab ich für immer A14 und damit ansteigend von 3.300 bis 4.000 unter den für mich vorherrschenden Arbeitsbedingungen als mich 60 bis 80 Stunden unter hohem Druck knechten zu lassen und dafür dann am späten Ende des Tages mit 15k brutto und 8k netto monatlich nach Hause zu kommen.
Zumal der Ehepartner vielleicht ja ebenfalls Beamter ist oder zumindest in ähnlichen Sphären verdient. Die Zeit in den Ferien kann man dann ganz gemütlich mit seinem Nachwuchs verbringen :)
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