Hallo Allerseits.
Ich muss/darf auch mal meinen Senf dazu geben.
Ich denke, dass ich zu diesem Thema ganz gut Auskunft geben kann. Ich bin Volljurist und arbeite seit einiger Zeit als Anwalt. Berufsbegleitend mache ich einen L.L.M. in Wirtschaftsrecht bewusst in Deutschland, da ich längere Zeit bereits im Ausland gelebt habe (L.L.M.s werden von Volljuristen bevorzugt im Ausland erworben).
Somit habe ich einen guten Einblick in beide Studienfächer. Wie schon gesagt wurde, ist jede F.H. vom Stoff her anders. Allerdings muss ich sagen, dass ich mir von den Lerninhalten her schon einen intensiveren L.L.M. an einer F.H. ausgesucht habe.
Meine Einschätzung:
Meiner Meinung nach ist es extrem gefährlich, nur L.L.B. und L.L.M. zu studieren. Als Aufbaustudium sind diese Studiengänge meiner Meinung nach sehr geeignet. Alleine relativ unbrauchbar.
Ich muss es leider in aller Deutlichkeit sagen: Die meisten Wirtschaftsjuristen werden "das fünfte Rad am Wagen" sein. Nach eigenen Aussagen sollen sie die Schnittstelle zwischen den Juristen und den Bwlern bilden. Nur: Diese Schnittstelle gibt es selten bis garnicht. Als Jurist kann ich diese Schnittstelle selbst herstellen, indem ich ein wirtschaftliches Grundverständnis mitbringe und mich auf die Sachen beschränke, die ich wirklich gut kann. (Verträge gestalten, Risiken erkennen etc.) Es ist ein Irrglaube, dass Volljuristen dieses Verständnis nicht mitbringen würden. Beispiel Handels- und Gesellschaftsrecht: Es wird immer behauptet, Wirtschaftsjuristen wären dort fitter. Falsch. Ich kenne die Inhalte beider Studiengänge. Volljuristen steigen weitaus tiefer in die Materie ein.
Aus eigener Erfahrung: Im Master werden an sich tolle Sachen behandelt wie Vertragsmanagment etc. Allerdings ist das viel zu oberflächlich. Ein Wirtschaftsjurist weiß bestenfalls, welche Arten von gängigen Verträgen es gibt und welchen groben Inhalt diese haben sollten. Um einen Vertrag hinsichtlich rechtlicher Risiken zu bewerten, fehlt ihm bei weitem das juristische Wissen, geschweige denn die Fähigkeit, einen Vertrag zu erstellen. Hierzu brauchen selbst Volljuristen mit vertieften Kenntnissen Jahre.
In Unternehmen gehen Verträge zur Prüfung bei Rechtsfragen normalerweise direkt an die Rechtsabteilung. Eine Schnittstelle wird hier in den meisten Fällen überflüssig sein.
Gleichsam verhält es sich mit den übrigen Inhalten. Die wenigsten Unternehmen werden jemanden brauchen, der über einen Vertrag schaut und mitteilen kann: " hier könnte sich ein Problem ergeben aber ich weiß leider nicht, ob dies wirklich zutrifft und lösen kann ich es leider auch nicht". (Bei komplizierten juristischen Sachverhalten wird dies aber der FAll sein). In meinem L.L.M. werden wirklich interessante und auch relevante Themen behandelt. (z.B. Wettbewerbsrecht, Kartellrecht, Insolvenzrecht usw. usw.) Problem: Total oberflächlich und damit weitgehend unbrauchbar. Die meisten Arbeitgeber können es sich leider nicht leisten, jemanden mit "Halbwissen" einzustellen. Und genau das wird leider vermittelt. Es gibt viele Juristen, die Ihr ganzes Leben nur Wettbewerbsrecht, Insolvenzrecht usw. machen. DIe Materie ist so umfangreich... Das gefährliche ist, dass den Studenten in Wirtschaftsrecht vermittelt wird, dass Sie das Kartellrecht verstanden hätten, wenn Sie 30 Powerpoint Folien durchgearbeitet haben...
Dem ist jedoch natürlich nicht so.
Sofern also Matthias 321 hier auführt, dass er mit seinem Wirtschaftsrechtstudium die Leitung einer Rechtsabteilung übernommen hat, ist er wirklich dazu zu beglückwünschen. Allerdings stellt sowas leider die absolute Ausnahme dar. Ich möchte euch das Studium nicht madig machen, ich bin selber noch dran. Ich halte es allerdings für äußerst gefährlich, nur Wirtschaftsrecht zu studieren. Ihr konkurriert dann mit Leuten, die einfach andere Voraussetzungen mitbringen.
Fazit: Wenn Wirtschaftsrecht, dann Aufbaustudium oder weitreichende Spezialisierungen und Zusatzqualifikationen, sonst schauts düster aus.
Gruß
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