Um auch mal ein weniger klassisches Bild zu zeigen: Ich verdiene mehr als das dreifache meines Lebensgefährten (fast zehn Jahre zusammen).
Urlaub: Teilen wir grob 50 / 50, aber wenn ich etwas teuereres machen möchte, wofür er normalerweise nicht bereit wäre, (so viel) Geld zu bezahlen, übernehme ich es größtenteils oder komplett. Außerdem kosten unsere Urlaube in der Regel nur ~500 Euro komplett.
Einladungen: Ich lade ihn häufig zum Essen, Trinken gehen und Kino ein. Ich bestehe aber manchmal auch darauf, das Geld wieder zu bekommen, nachdem ich eine Zeit lang immer alles bezahlt hatte und er dann immer öfters ausgehen wollte. Das habe ich angesprochen, er hat meinen Unmut verstanden und so wie es jetzt läuft, finde ich es gut: Oft ist er eingeladen, aber es ist keine Selbstverständlichkeit.
Geschenke für andere: Bei seinen Freund*innen teilen wir es 50/ 50, bei unseren gemeinsamen eher 1/3 (er) zu 2/3 (ich). Geschenke für meine Freund*innen übernehme ich alleine.
Miete: Teilen wir 50 / 50. Wir haben darüber gesprochen, ob wir es anders verteilen, allerdings hat von sich selbst aus gesagt, dass es in Ordnung so ist. Denn er arbeitet von zu Hause aus und verursacht somit den Großteil der Nebenkosten. Und er spart sich die Miete für ein Büro.
Gegenseitige Geschenke: Meine Geschenke für ihn sind preislich zumeist beim zwei- bis dreifachen seiner Geschenke.
Das stört mich nicht. Ich freue mich, ihm eine Freude machen zu können. Und seine Geschenke sind immer sehr durchdacht und zeugen davon, dass er sehr aufmerksam ist, und zwar nicht erst zwei Tage vor meinem Geburtstag sondern schon Wochen und Monate davor. Das ist mir viel wichtiger, als dass er mir z.B. teuren Schmuck schenkt. (Meine Geschenke sind auch durchdacht ;)
Neben der Aufteilung finanzieller Dinge muss man immer Hausarbeit und Mental Load mitbetrachten.
Hausarbeit: Er macht den Großteil der Hausarbeit (da er häufiger warten muss, bis Prozesse während seiner Arbeit gelaufen sind und er daher gut die Zeit dazu hat).
Mental Load: Teilen wir etwa 30 (er) / 70 (ich) auf. Ich kümmere mich um die meisten Geschenke, Geburtstage, Grillfeiern, Socializing usw. Aber auch Arzttermin oder Vorsorge-/ Investmentthemen liegen bei mir. Er kümmert sich um Einkaufslisten und um die Geschenke für seine Verwandten / Freund*innen. Außerdem telefoniert er regelmäßig mit meiner Mutter und kümmert sich manchmal an meiner Statt um die IT-Probleme meines Vaters.
Die finanziellen Dinge haben sich größtenteils automatisch so eingespielt. Bei einigen (wie das Mietenthema) haben wir allerdings im Vorhinein oder nach einiger Zeit darüber gesprochen. So hat jeder beim Einzug alleine eine der größeren Anschaffungen bezahlt (Couch, Waschmaschine, Küche, Bett, Fernseher usw.). Sollte es unverhoffterweise zu einer Trennung kommen, vermindert man somit (hoffentlich) Streitereien. (Ich male nicht schwarz, ich bin nur realistisch.)
Die Verteilung der Hausarbeit stelle ich regelmäßig zur Diskussion, weil ich sichergehen will, dass sich das System nicht verselbstständigt und er sich irgendwann ausgenutzt vorkommt. Es ist mir wichtig, dass er weiß, dass wir immer über eine Umverteilung reden können.
Teilnahme beim Mental Load fordere ich aktiv ein. Wenn irgendwann mal Familie da ist und/oder Eltern betreut werden müssen, möchte ich schon auf ein gewisses Commitment setzen können.
Am Ende stimme ich dem Großteil meiner Vorredner und Vorrednerinnen zu: Jedes Paar muss da seinen Weg finden.
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